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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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anderen Job. Ich bin ihr Bruder, und ich habe mich um Ihre Mutter gekümmert. Ich muss zugeben, dass es die reinste Freude war.»
    Alex schaute ihre Mutter an. Vielleicht hatte er gelogen, um sie aus irgendeinem Grund zu schützen. «Stimmt das?»
    «Nun, ja, Liebes.» Die Ranke legte das Schirmband ab und legte es neben die Streichhölzer. «Er war einfach wunderbar. Wir hatten so viel Spaß, nicht wahr, Frankie? Alex, wir wollten einfach nicht, dass du dich sorgst – du hast so viel um die Ohren, Liebes.» Sie ging zu ihr und legte Alex eine Hand auf den Arm.
    Plötzlich spürte Alex, wie sie wahnsinnig wütend wurde. «Fass mich nicht an», sagte sie so beherrscht wie möglich.
    Die Ranke riss ihre Hand weg. Alex heftete ihren Blick auf Saff. «Und du? Wie lange wusstest du schon davon?»
    «Ähm.» Saff blickte zu Boden. «Seit einer Weile, aber», sie hob den Kopf, «nicht sehr lange. Wir wollten dich einfach nicht verärgern   –»
    «Raus. Alle.»
    Wieder streckte ihre Mutter die Hand nach ihr aus.
    «Pack deine Sachen zusammen und verschwinde. Ich bringe dir den Rest irgendwann vorbei. Vielleicht kann dich dein neuer Freund», sie spie das Wort förmlich aus, «nach Hause fahren. Und jetzt alle raus hier.» Sie musste hier weg. Alex stürmte in die Küche, wo sie die Reste eines Salats entdeckte, der in einer Schüssel beiseitegestellt und mit Klarsichtfolie abgedeckt worden war. Im Korkenzieher steckte noch ein Korken. Es war ihr Korkenzieher.
    Sie stützte sich auf der Arbeitsplatte ab und atmete tief durch. Eine Flut von Gedanken strömte ihr durch den Kopf. Sie hatten es alle gewusst. Die Dinnerparty. Da war das alles schon im Gange gewesen. Er hatte ihr Bett bezogen und ihre Unterwäsche gebügelt. Er hatte ihr Tampons besorgt. Und sie war davon ausgegangen, dass er eine Frau war.
    Alex hörte, wie hinter ihr die Küchentür geöffnet wurde. «Al?»
    «Verschwinde, Saff.»
    «Aber, Alex, bitte hör doch zu   …»
    Alex spürte, wie ihr Zorn anschwoll, als sie sich umdrehte. «Du hast mich belogen, Saff. Du wusstest, dass er hier war – und dass ich das nicht wollte. Verdammt nochmal, du warst doch dabei, als ich das Vorstellungsgespräch mit ihm führte, und trotzdem hast du mir nichts davon erzählt. Was zum Teufel erwartest du jetzt? Dass ich an eurem Arrangement Gefallen finde? Verschwinde aus meiner Wohnung. Los!» Sie packte Saff an den Schultern und schob sie aus der Tür. «Das ist
meine
Wohnung – hörst du? Sie gehört mir.»
    Verschreckt wie die Hasen sammelten die drei ihre Sachen zusammen – Saff ihre Handtasche, Frankie seinen Rucksack, und ihre Mutter kam mit einer eilig gepackten Tasche für eine Übernachtung aus ihrem Zimmer. Es geschah ihr verdammt recht, dass sie keine Zeit hatte, ihr kostbares Make-up mitzunehmen. Dann standen sie vor der Wohnungstür und wirkten wie Kinder, die darauf warteten, aus dem Unterricht entlassen zu werden.
    Alex machte auf dem Absatz kehrt und marschierte in die Küche zurück, wo sie die Tür hinter sich zuwarf und mit klopfendem Herzen wartete, bis sie hörte, dass die Wohnungstür geschlossen wurde. Sie nahm ein Weinglas von der Anrichte und schleuderte es gegen die Wand. Sollten sie doch zum Teufel gehen! Und zwar alle. Sie nahm die Salatschüssel, rammte den Fuß auf das Pedal des Mülleimers und warf den Salat samt Schüssel und allem Drum und Dran einfach weg. Sie sah sich um – die Tüte mit den Erdnüssen war halb leer, eine Weinflasche standda und Teller, von denen sie nicht gegessen hatte, lagen im Abtropfgestell. Die Küche erzählte von einem Leben, das ohne sie stattgefunden hatte. In ihrer Wohnung.
    Sie fühlte sich missbraucht. Ihr Tag war ein einziger Albtraum gewesen, alles, was bei der Arbeit schieflaufen konnte, war schiefgelaufen, und was fand sie vor, als sie nach Hause kam? Ihre beste Freundin hatte sich mit ihrer Mutter und einem Typen angefreundet, dem sie diesen Job aus ganz bestimmten Gründen nicht gegeben hatte. Sie hatten sie belogen. Und zwar alle. Allein ihre Mutter, die sie aussaugte, während sich Alex täglich abschuftete. Alex hatte dafür gesorgt, dass sich jemand gegen Bezahlung um sie kümmerte, und ihre Mutter hielt wie gewohnt Hof und verhielt sich wie die Wirtin einer billigen Absteige.
    Alex bemerkte, dass sie vor Wut zitterte. Es war immer das Gleiche. «Alex hat bestimmt nichts dagegen. Die gute alte, verlässliche Alex. Ich schnappe mir einfach ihre Freunde, mache mich hinter ihrem Rücken über sie

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