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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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das Recht, etwas strenger mit ihr zu sein. Doch da sie so beschäftigt war und jemanden eingestellt hatte, der sich um die Ranke kümmerte, hatte sie dieses Recht verwirkt und zahlte nun buchstäblich den Preis dafür.
     
    «Du Schuft», kreischte Saff und warf sich eine Handvoll Erdnüsse in den Mund. «Ich war mir sicher, du würdest bluffen!»
    Frankie klaubte siegesbewusst die Zündhölzer auf, die er gewonnen hatte. «Das ist der Schauspieler in mir. Ich wusste immer, dass aus mir ein guter James Bond geworden wäre. Wer hat Lust auf einen Drink?»
    Saff sah auf die Uhr. «Ich muss gleich los. Die Kinder müssen abgeholt werden.»
    «Aber für einen kleinen Schluck reicht es doch? Oh, wäre ein trockener Martini jetzt nicht himmlisch? Das ist der eleganteste Drink, den es gibt, finden Sie nicht auch?» Die Ranke legte sich verträumt die Hand an die Brust. «Ich erinnere mich noch, dass ich   …»
    «Ich will es nicht hören!», protestierte Frankie, während er die zweite Flasche Weißwein öffnete. «Sie haben den ersten Martini getrunken, als Sie mit Omar Sharif in Monte Carlo waren und er Ihnen eröffnete, dass er sich unsterblich in Sie verliebt hätte, nicht wahr?»
    «Woher wussten Sie das?», fragte sie mit gespielter Verwunderung, und die drei brachen in Gelächter aus.
     
    Als sie um die Ecke in ihre Straße einbog, konnte Alex den eigenen Schweiß riechen, und ihre Füße schmerzten. Sie stemmte sich gegen die Wohnungstür und war froh, früher zu Hause zu sein, als sie sich in ihren schlimmsten Befürchtungen ausgemalt hatte. Die Vorfreude auf ein kühles Glas Sauvignon, den sie in einer Einkaufstüte aus Rajeshs Laden bei sich trug, machte ihr den Mund wässrig. Mit dem Fuß stieß sie ihre Schlafzimmertür auf und stellte ihre Tasche ab.
    «Hi Mum», rief sie über die Schulter nach draußen, streifte sich die Schuhe ab und wackelte mit den Zehen. «Tut mir leid, dass ich nicht noch einmal angerufen habe – dieser Tag war ein einziger Albtraum, wirklich.» Sie tappte zur Wohnzimmertür und öffnete sie. «Ich bin um die halbe   …»
    Das Bild, das sich ihr bot, erinnerte sie an einen Italowestern: Ihre Mutter trug ein weißes T-Shirt und eine von den Schirmbändern, die Alex zum Laufen aufsetzte, damit ihr die Haare nicht ins Gesicht fielen. Neben ihr saß Saff, die ihr Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden hatte. Und neben Saff saß der Mann, den sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen hatte, und der so ein markantes Gesicht besaß. Sie saßen alle auf dem Boden um ihren Kaffeetisch, der mit Spielkarten und dem Inhalt einer Streichholzschachtel bedeckt war und auf dem drei volle Weingläser standen. Auf jedem der Gesichter konnte sie eine ganze Skala von Emotionen ablesen, angefangen von Fassungslosigkeit bis hin zu blankem Entsetzen.
    «Na, ihr scheint ja Spaß zu haben!» Alex grübelte wieverrückt, doch sie konnte sich einfach keinen Reim darauf machen, was der Typ hier zu suchen hatte – wie hieß er noch gleich?   –, und vor allem, weshalb er hier bei ihrer Mutter war. «Führst du wieder mal alle vom rechten Weg ab, Mum, indem du ihnen beibringst, wie man pokert?», fragte sie verunsichert, um ein bisschen Zeit zu gewinnen.
    «Hallo, Liebes.» Die Ranke erhob sich mühsam. «Wir hatten nicht erwartet, dass du kommst. Äh   … es ist kein Abendessen vorbereitet, aber ich bin mir sicher, dass Frankie losgehen kann, um dir etwas zu besorgen.» Es entstand ein Augenblick lang Stille, und sie hörte nur, wie Saff nach Luft schnappte.
    Frankie, ja, so hieß er. Doch warum sollte er ihr etwas zum Abendessen besorgen? «Ist Ella schon nach Hause gegangen?», fragte sie die drei stummen Gestalten vor sich. Keiner von ihnen sagte ein Wort, und sie blickten Alex irgendwie erwartungsvoll an. Sie hatte diesen Gesichtsausdruck nicht mehr gesehen, seit sie sechzehn war. Damals war sie ohne anzuklopfen in das Zimmer ihres Freundes auf dem College marschiert und hatte ihn dabei überrascht, wie er mit Lydia Adams auf Tuchfühlung gegangen war. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    «Ella arbeitet gar nicht hier, oder?» Sie hatte die Frage gestellt, bevor sie den Gedanken vollständig im Kopf formuliert hatte.
    Keiner antwortete, stattdessen hüstelte Saff leise und scharrte mit den Füßen. Frankie meldete sich als Erster zu Wort. «Nein», antwortete er und sah Alex dabei direkt ins Gesicht. «Nein, Ella arbeitet nicht hier. Das konnte sie nicht. Sie hat nämlich einen

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