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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schnellten mal hoch, fielen wieder zurück und schienen ansonsten die Strigen zu beobachten. Die Bluteulen taten ihnen nicht den Gefallen, wieder anzugreifen. Aber sie verfolgten den Weg sehr genau, und ihre blassen Skelettschädel hoben sich vor der Dunkelheit ziemlich gut ab, so dass auch wir keine Problem hatten, alles zu erkennen.
    »Nimm den Spiegel, Björn!«
    »Und dann?«
    »Werden wir uns so hinstellen, dass wir den Steg sehen, aber zugleich in den Spiegel schauen.«
    Er zögerte noch. Ich sah, dass ihm eine Frage auf dem Herzen lag. Auszusprechen brauchte er sie nicht, und ich gab ihm schon vorauseilend die Antwort.
    »Du brauchst keine Angst zu haben und nichts zu befürchten. Im Spiegel kannst du ihn beobachten. Es wird auch nichts passieren, Björn. Das musst du mir glauben.«
    »Ja, gut.«
    Er wartete noch und beobachtete mich. Der Spiegel war nicht hoch. Jetzt hätte ich mir einen großen gewünscht, aber ich musste auch so damit zurechtkommen.
    Ich stellte ihn auf den Boden, drehte ihn in eine bestimmte Lage und schaffte es, dass sich der Steg und auch das dahinter liegende Wasser in seiner Fläche abmalte. So musste der Spiegel bleiben, dann war alles klar.
    Für mich war die Axt zu einer wichtigen Waffe geworden. Perseus hatte in der griechischen Mythologie der Medusa den Schädel mit einem Schwert abgeschlagen. Bei mir musste es eben die Axt tun, aber es würde nicht so einfach sein wie bei einem Schwert. Und ich musste verdammt genau sein, weil ich ihn dabei nicht anschauen durfte.
    Die Strigen malten sich nicht in der kleinen Spiegelfläche ab. Aber sie waren noch da, denn wir hörten, wie sie in der Luft ihre Schwingen bewegten.
    Karlsson stand mir gegenüber. Etwas versetzt, weil seine Perspektive eine andere war. Aber er hatte den Spiegel so hingestellt, dass er das Gleiche sah wie ich.
    Die Zeit verrann. Sie wurde lang und auf der anderen Seite auch wieder kurz.
    Dann passierte es.
    Die über das Wasser gleitenden Schlangen waren nicht mehr zu sehen, weil die Nähe des Stegs uns die Sicht nahm. Aber sie tauchten auch als Erste über dem Rand auf. Dunkles Geringel und Gewürm. Feucht und glitschig, aber sie saßen tatsächlich noch auf dem Kopf des Mister Medusa, der mit langsamen Bewegungen aus dem Wasser kletterte und den Steg enterte.
    Sein Gesicht hatte ich im Bordell schon mal deutlicher gesehen. Da war auch die Beleuchtung besser gewesen. Hier wirkte es mehr wie ein Schatten, der von den zuckenden Schlangenkörpern eingerahmt wurde.
    Ein normaler Mensch hätte auch nicht anders als er aus dem Wasser steigen können. Er stemmte sich hoch, zog die Beine nach, kniete für einen Moment auf dem feuchten Holz und gab sich dann den nötigen Schwung, um auf die Beine zu kommen.
    Er stand!
    Und das nutzte eine Strige aus. Im Spiegel sah ich, wie sie von der linken Seite angriff. Der Schnabel in dem Skelettschädel bildete eine breite Öffnung. Sie wollte das Blut des Mister Medusa, aber wieder zeigte der Mann mit dem Schlangenkopf, wer hier das Sagen hatte. Die Bluteule kam gar nicht erst an ihre Beute heran, denn wieder bewegte Mister Medusa seine Arme. Mit beiden Händen fing er den Körper ab, stemmte ihn für einen Moment triumphierend hoch und brach ihn dann mit seinen Urkräften mittendurch.
    Wir hörten das Knacken und Knirschen der Knochen, zuckten beide zusammen, weil uns dieses Geräusch schockierte, und schauten danach zu, wie die Beute in das Wasser geworfen wurde, als wäre sie der allerletzte Abfall.
    Noch zwei Strigen!
    Er hatte ihnen gezeigt, wo es lang ging. Ein Mister Medusa ließ sich nicht so leicht besiegen. Er räumte alles aus dem Weg, was ihn störte.
    Nach seiner Tat nickte er.
    Es war eine Geste der Zufriedenheit.
    Dann schaute er nach vorn.
    Und wir sahen es auch.
    Eine Sekunde später kam er auf uns zu!
    Ich hatte Björns Atmen gehört und festgestellt, dass er unter einem starken Druck stand. Deshalb gab ich ihm noch mal meinen Ratschlag. »Nicht in eine andere Richtung schauen. Nur in den Spiegel. Überlass’ es mir. Greife nur im Notfall ein.«
    »Verstanden!«
    Zwischen uns war genug gesagt worden. Ich wartete darauf, dass sich Mister Medusa näherte und sich hoffentlich auch so verhielt, wie ich es mir wünschte und vorstellte.
    Er ging, und er blieb bei seiner Schrittfolge. Wir konnten uns leicht ausrechnen, wann er uns erreicht hatte. Es würde nicht mal eine halbe Minute vergehen, bis er da war, und ich spürte wieder das Kribbeln auf meinem Rücken und in

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