Mister Medusa
war vorbei. Sie war von einer gewissen Hektik erfasst worden. Sie flog, stieß herab, aber berührte nie das Wasser. Plötzlich lösten sich die beiden Strigen vom Dach und nahmen den direkten Kurs auf ihre Artgenossen.
Wir blieben stehen. »Verdammt«, flüsterte mein Begleiter, »da stimmt was nicht.«
Bestimmt, aber wir sahen leider nicht, was dort ablief. Die Satans-Eulen mussten ihre Beute unter Wasser entdeckt haben oder auf der Oberfläche, aber auch das bekamen wir nicht zu sehen.
Inzwischen war auch der Steg zu sehen. Ich dachte daran, in ihm eine gewisse Startbasis zu haben. Dort konnte es durchaus zum Kampf gegen die Strigen und gegen Mister Medusa kommen.
Ein paar Mal schon hatte ich auch an Strigus gedacht, den Anführer der Satans-Eulen. Aber diese riesige Horror-Eule war nicht zu sehen gewesen, und ich hoffte, dass sie auch verschwunden blieb.
Sie waren jetzt zu dritt und kreisten über der gleichen Stelle. Ein flappendes Geräusch schreckte uns auf. Es war über unseren Köpfen erklungen und auch hinter uns. Bevor wir noch hochgeblickt hatten, war die vierte Strige schon vorbeigeflogen und gesellte sich zu den anderen Satans-Eulen.
»Sie scheinen kein Blut zu brauchen«, murmelte ich, »sonst hätten sie uns schon längst angegriffen.«
»Willst du hin, John?«
Ich war mir noch nicht schlüssig. »Kann sein, aber zunächst nehmen wir mal Deckung am Haus.«
»Sehr gut.«
Auch mir gefiel es, einen gewissen Schutz in der Nähe zu haben. Über dem Wasser passierte nichts. In diesem Fall waren die Satans-Eulen gute Wächter und auf irgendeine Art und Weise auch unsere Verbündeten. Aber noch gab es keinen Grund, zu optimistisch zu sein. Was Mister Medusa schaffte, das hatten wir auf der Straße gesehen. Sechs versteinerte Männer sagten mehr als genug...
***
Als sich Hamrin zu den beiden Frauen umdrehte, war er kreidebleich geworden und wusste zunächst nicht, was er sagen sollte. Dafür starrte er ins Leere und schüttelte den Kopf.
»Was ist?«, fragte Sigrid.
»Ich habe sie gesehen, glaube ich.«
»Wen hast du gesehen?«
Thore Hamrin wischte über seine Augen. »Das... das war eine Strige, da bin ich mir sicher.«
Sigrid schüttelte den Kopf. Sie hatte nichts verstanden, und auch Eva Lund sah aus wie jemand, der nichts begriffen hatte.
»Wieso eine Strige?«, fragte Sigrid.
»Kennst du sie nicht?«
»Nein.«
Thore verdrehte die Augen. »Die Strigen sind Bluteulen. Sie gehören auch zu den nordischen Sagen. Manche bezeichnen sie auch als die Vampire der Wälder.«
Die beiden Frauen hielten den Atem an. Sie konnten plötzlich nichts mehr sagen und schüttelten nur die Köpfe.
»Man nennt sie auch die Blut-Eulen«, erklärte Thore. Sie greifen Menschen und Tiere an und trinken deren Blut. Deshalb die Vampire der Wälder.«
»Unser Blut?«, hauchte Eva.
»Genau.«
»Oh Scheiße!«, keuchte sie. »Dann haben wir es nicht nur mit diesem Monster zu tun, sondern auch noch mit den Bluteulen, die sich hier versammelt haben.«
»Das kann man so sehen«, sagte Thore. »Aber ich habe bisher nur eine Strige entdeckt.«
»Die würde mir schon reichen«, antwortete Sigrid leise.
Ihre Freundin Eva tat etwas, was sie schon lange nicht mehr gemacht hatte. Sie faltete die Hände und begann mit leiser Stimme zu beten. Ihre Augen hielt sie dabei geschlossen, wie jemand, der nichts mehr von der Welt sehen will.
Thore wusste ebenfalls nicht, wie er sich verhalten sollte. Die Frauen hatten auf ihn gesetzt, nun aber fühlte er sich ebenso hilflos wie sie. Sigrid tat nichts. Sie schaute nur die Flasche mit dem Aquavit an und schien zu überlegen, ob sie den Rest auch noch trinken sollte oder nicht.
Es war nicht Thore’s Art, überhaupt nichts zu tun. Er musste etwas unternehmen, auch wenn es nicht wirkungsvoll war. Aber einfach die Hände in den Schoß zu legen war nicht seine Art.
Wieder ging er zu einem der Fenster. Er konnte den
Steg als schmales Band und dunkler die Wasserfläche sehen.
Aber die interessierte ihn nicht, denn dort hatte sich etwas verändert. Vor Staunen klaffte sein Mund auf, denn jetzt sah er nicht nur eine Strige, sondern gleich vier dieser mächtigen Vögel, die an einer bestimmten Stelle über dem Wasser kreisten, als wären sie darauf erpicht, etwas zu suchen.
Das musste auch so sein...
Den Frauen war die steife Haltung aufgefallen. »He!«, rief Sigrid, »was ist los?«
»Ich sehe vier Eulen.«
»Was? Wieso?«
»Sie kreisen über dem Wasser.«
»Und... und... was
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