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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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seinen Schwerpunkt nach oben zu verlagern wie bei einem Boxer oder einem Pitbull. Sein Mund war so breit, dass ein einziger Biss vermutlich tödlich war. Er hatte eine große Aktentasche dabei, die er neben der Sitzbank auf den Boden stellte, und als er David die Hand entgegenstreckte, fing der, versunken in den faszinierenden Anblick, unwillkürlich zu lächeln an.
    »Ich bin Mr. Möbius«, sagte der Mann.
    Ein Händeschütteln – und blitzartig fühlte David sich an die Rückenlehne gedrückt, den Arm wie beim Karate verdreht, das Handgelenk kurz vorm Brechen.
    »Keine Bewegung«, flüsterte Möbius. Mit seiner freien Hand überprüfte er David, klopfte ihm Bauch und Rumpf, Rücken und Schritt ab, wobei er so dicht an Davids Penis herankam, dass er zu kribbeln anfing. Mit einem Fuß kontrollierte er Schienbeine und Waden, den Blick fest in Davids Augen gerichtet. Dann zog er Davids Brieftasche heraus, klappte sie, ohne zu fragen, auf und ließ seinen Blick zwischen Foto und Gesicht hin- und herwandern wie ein Golfer, der einen Ball einlochen will. »Alles klar«, sagte er, »Sie sind sauber.«
    Er ließ Davids Hand los.
    »Darf ich?«, fragte er und zeigte auf den freien Platz.
    »Sicher«, sagte David und schüttelte seine Hand aus.
    Der Mann legte seinen Aktenkoffer auf das rote Kunstlederpolster und sprang mit einem flinken Seitwärtsschritt darauf wie ein Zwerg auf ein Telefonbuch. »Tut mir leid, dass ich Sie so grob behandeln musste«, erklärte er, »aber wie Sie am eigenen Leib erfahren haben, kann man heutzutage niemandem mehr trauen.«
    »Nein«, sagte David, »da haben Sie wohl recht.«
    Als der Kellner zurückkam, bestellte Möbius Spaghetti mit Muschelsauce und ein Glas Weißwein.
    »Und nun«, sagte er, »erzählen Sie mir die Geschichte bitte aus Ihrer Perspektive.«
     
    Später, nachdem David ebenfalls ein Glas Wein bestellt und seine Geschichte vom Anfang bis zu diesem Moment erzählt hatte, fragte Möbius: »Was soll ich für Sie tun?«
    »Ich will, dass Sie sie finden.«
    »Wann, sagten Sie, ist sie abgehauen?«
    »Im vergangenen September.«
    »Vor neun Monaten. Die Spur dürfte inzwischen kalt sein.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie können mir nicht helfen?«
    »Ich will damit sagen, dass es möglicherweise länger dauern wird. Und dass es möglicherweise teuer wird.«
    »Geld spielt keine Rolle.«
    »Ich verstehe«, sagte Möbius. »Dürfte ich Sie etwas fragen?«
    »Bitte.«
    »Warum wollen Sie sie finden?«
    Für einen Moment war David sprachlos. »Damit ich … damit ich es erfahre.«
    »Was?«
    »Wo sie gerade ist.«
    Möbius schaute sich für eine Weile um. »Das ist mir schon klar. Ich verstehe bloß Ihre Motivation nicht ganz. Ich meine, nach allem, was Sie mir erzählt haben. Sie hat Ihnen nichts gestohlen. Sie hat Sie nicht betrogen. Sie sind … frei.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Warum lassen Sie sie nicht einfach ziehen?«
    David war verdutzt. »Ich … das geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    David schüttelte den Kopf.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich komme gern mit Ihnen ins Geschäft, aber ich habe Dutzende von Klienten, die einfach …«
    »Was?«
    »Nun ja, die einfach alles dafür geben würden, in Ihrer Haut zu stecken.« Unter Zuhilfenahme des Löffels wickelte Möbius die Nudeln um seine Gabel, öffnete den Rottweilermund und schob den Tennisball aus Spaghetti hinein.
    »Ich will sie finden«, sagte David, »um zu erfahren, was als Nächstes geschieht.«
    »Als Nächstes?«
    »Alice und ich, wir sind noch nicht … am Ende.«
    Möbius verengte die Augen.
    »Vermutlich kommt Ihnen das ein bisschen seltsam vor«, sagte David.
    »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Nehmen wir mal an, ich würde ein Buch schreiben.«
    Möbius lehnte sich zurück, drückte sich die Zunge in die Wangentasche und nickte langsam. »Ich verstehe. Ist es autobiografisch?«
    »Irgendwie schon.«
    »Worum geht es?«
    »Um einen Mann, der vielleicht seine Frau ermordet hat. Vielleicht aber auch nicht.«
    Möbius lächelte. »Aha.«
    »Aber ich stecke fest.«
    »Natürlich.«
    »Ich weiß einfach nicht, was als Nächstes geschieht.«
    »Sie brauchen einen Lektor.«
    »Eher einen Plot.«
    Möbius zeigte mit dem Finger auf David und fing zu kichern an. »Oh, das ist gut!«
    »Wirklich?«
    »Sie wollen sie finden«, sagte Möbius, »weil Sie ein Ende brauchen.«
    David war erstaunt. »Genau.«
    »Soll ich es also, wenn ich sie gefunden habe …«
    David wartete.
    »… beenden?«
    »Was?«
    Nun

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