Mister Peanut
er musste sie unbedingt finden! Er musste in Erfahrung bringen, was als Nächstes geschah. Aber allein würde ihm das nicht gelingen. Er brauchte die Hilfe eines Profis.
Googelte man den Begriff »Privatdetektiv«, führte die Suche auf ebenso viele Pornoseiten wie zu Detekteien mit originellen Namen, die es nicht leicht machten, das Angebot des Dienstleisters überhaupt ernst zu nehmen: Check Mate, Check-A-Mate, Investi-Mate, Cheater Beaters, Vowbusters und Spouse-A-Louse. Allein die Zahl der Treffer, über 7.494.000, war schwindelerregend hoch, scheinbar ließen sich mühelos ganze Städte oder Staaten mit Privatschnüfflern bevölkern: Sher l ock.com und scheidung.net. David schränkte die Umkreissuche auf New York ein, was die Anzahl der Treffer auf eine Million und vier reduzierte, ihm die Entscheidung zwischen so vielen Anbietern aber kein bisschen leichter machte. Deswegen klickte er den Link an, dessen Name ihm am besten gefiel:
beianrufM.com
Vermisste Personen
Gesucht/gefunden
Bitte hier klicken
Er klickte, musste aber bald feststellen, dass auf der Seite nichts weiter angegeben war als eine Telefonnummer. Nachdem er minutenlang den Bildschirm angestarrt hatte, wählte er die Nummer – es handelte sich um einen Pager –, hinterließ die seine und legte wieder auf.
Fast im selben Moment rief ein Mann zurück. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich rufe wegen meiner Frau an«, sagte David.
»Ah«, machte der Mann. »Was hat die Schlampe ausgefressen?«
»Sie hat mich verlassen.«
»Wegen eines anderen?«
»Ich … das weiß ich nicht genau. Ich glaube nicht.«
»Aber Sie möchten es wissen.«
»Ja«, sagte David, »ich möchte sie finden.«
Schweigen – für eine so lange Zeit, dass David schon dachte, die Verbindung sei unterbrochen worden. »Sind Sie noch dran?«
»Ich muss feststellen«, sagte der Mann, »dass Sie keinen sonderlich aufgebrachten Eindruck machen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie klingen nicht wie ein Betrogener.«
»Ich weiß ja auch gar nicht, ob ich einer bin.«
»Wenn Sie mich anrufen, wissen Sie gar nichts.«
»Wie sollte ich denn klingen?«
»Wütend. Sie sind doch wütend, oder?«
»Ja, sehr.«
»Sie fühlen sich verlassen, oder?«
»Absolut.«
»In Ihrem momentanen Zustand können Sie für nichts garantieren?«
»Wäre sie jetzt hier, ich würde sie …«
»Sprechen Sie es nicht aus«, unterbrach ihn der Mann. »Wir sollten uns sofort treffen.«
Sie einigten sich auf ein griechisches Restaurant ganz in der Nähe. Weil er es eilig hatte, aus der verwüsteten Wohnung herauszukommen, ging David sofort los und legte die wenigen Häuserblocks bis zum Treffpunkt in schnellem Tempo zurück. Das Restaurant war fast leer, trotzdem wählte er eine Sitzbank im hinteren Teil, so weit wie möglich von den übrigen Gästen entfernt und mit einem riesigen Wandgemälde, das die Akropolis zeigte, im Rücken. Der Kellner kam an den Tisch, um Davids Bestellung aufzunehmen; beruhigt stellte er fest, wie wenig sich die griechischen Kellner im Laufe der letzten Jahre verändert hatten. Die Hemdknöpfe standen immer noch offen, immer noch bauschte sich die Matte aus Brusthaaren heraus, immer noch trugen die griechischen Kellner schwere Goldketten – nie weniger als eine, nie mehr als drei – mit Anhängern, die entfernt hebräisch aussahen, und immer noch, was das Wichtigste war, nahmen sie die Bestellung mit vollkommener Gleichgültigkeit auf und schauten mit Aristokratenblick am Bestellenden vorbei, nur um schließlich den Bestellzettel in einer verächtlichen Geste vom Block zu reißen, egal, ob man die halbe Speisekarte bestellt hatte oder nur einen Tee. Als der Kellner beiseitetrat, gab er den Blick auf einen Mann frei, der hinter ihm gestanden hatte.
»Sind Sie David?«, fragte der Mann.
Einen Moment lang glaubte David, von einem Jungen angesprochen worden zu sein. Der Kopf des Mannes erreichte gerade mal durchschnittliche Lichtschalterhöhe, sein Hosenbund befand sich weit unterhalb der Tischkante. Auf seine Krawatte waren Hummer aufgestickt. Sein Alter war unmöglich zu erraten – er hätte dreißig oder fünfzig Jahre alt sein können –, und er hatte schwarzes Haar, das ihm hinten bis auf den Rücken und vorn bis über die Augen hing, schwarze Augen, die leuchteten wie die eines aus den tiefsten Tiefen heraufgeholten Tiefseefischs. Obwohl er winzig war, wirkte er körperlich beeindruckend; seine breite Brust, die langen Arme und der große Kopf schienen
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