Bond? Ich will gerade wieder zur Parkbank zurückgehen, als ein leises »Pling« mich auf eine eingegangene Mail aufmerksam macht und ich mich wieder an den Computer setze. Im nächsten Moment bin ich so wach, als hätte ich die letzten 43 Stunden durchgeschlafen:
Von:
[email protected] Betreff: Spaziergang?
Datum: Do., 25 Oktober 14:23:36 ( MEZ )
An:
[email protected] Hi Mira,
hast du Lust auf einen Spaziergang im Ludwigspark? Muss hier dringend mal raus! Treffen wir uns am Eingang beim Sternplatz?
F.
Wusste ich es doch! Es gibt sie, die gute alte Gedankenübertragung! Aber was schreibe ich? Und was ziehe ich an? O mein Gott, das trifft mich jetzt völlig unvorbereitet. Erst mal antworten. Am besten ganz cool: »Ja, eine gute Idee! Bis gleich!« Und jetzt nichts wie los!
»Was soll das denn?«, fragt meine Mutter, als ich mit der Hundeleine im Wohnzimmer erscheine. »Du warst doch erst vorhin mit Putzi spazieren? Er schläft gerade ganz fest!«
Tut mir leid, kleiner Hund, aber dies ist ein dringender Fall! »Er schläft sowieso genug«, sage ich und schüttle Putzi hin und her. »Und Bewegung ist wichtig. Du behauptest doch selber, dass er viel zu fett ist!« Und bevor meiner Mutter ein Gegenargument einfällt, bin ich auf und davon.
Ich muss mich richtiggehend zusammenreißen, um nicht in den Park zu tanzen , so leicht und glücklich fühle ich mich. Plötzlich bleibe ich aber wie angenagelt auf dem Gehsteig stehen: Woher hat mein Traumprinz meine Mailadresse?Soviel ich weiß, gibt es dafür kein Verzeichnis, wo man so etwas nachschauen kann.
»Hast du vielleicht eine Ahnung, Putzi?«, frage ich meinen Park-Alibi-Hund, doch im selben Augenblick fällt mir die Antwort auch schon ein: Klar, mein kleiner Bruder hatte den Zettel mit meiner Mailadresse wahrscheinlich gestern dabei, als er zu Anton ging, hat ihn dort liegen lassen und Fynn hat ihn gefunden. Nur so kann es gewesen sein. Summend gehe ich weiter, obwohl ich zugeben muss, dass mein Herz wesentlich lauter schlägt als sonst. Was soll ich bloß sagen, wenn ich ihn sehe? Ein Glück, dass wir uns zur Not über die Hunde unterhalten können. Ich könnte ihm ja von Frau Kunerts Meckereien erzählen und davon, dass Hansili jetzt auch schon Migräne hat. Mit diesem Plan im Kopf betrete ich den Park und sehe mich suchend um. Hoffentlich ist Fynn schon da und lässt mich nicht ewig warten.
»Hi Mira!« Irgendjemand tippt mir in diesem Moment auf die Schulter. »Alles klar?«
O nein, bitte jetzt nicht! »Hallo Florian«, sage ich so freundlich, wie es mir gerade möglich ist, und sehe mich weiter nach Fynn um. Bitte, verpiss dich, Florian! Nicht auszudenken, was Fynn denken könnte, wenn er mich mit dieser Flasche hier stehen sieht!
Ich möchte mich gerade von ihm verabschieden, als Florian mich schüchtern angrinst. »Wirklich cool, dass du meine Mail gleich beantwortet hast und gekommen bist!«
Mit einem Schlag wird mir alles klar und es läuft mir eiskalt den Rücken hinunter. Das »F« stand nicht für Fynn, sondern für Florian. F wie mein Frosch Florian. Ich räusperemich und schaue in sein strahlendes Gesicht. Großer Gott, was mach ich jetzt bloß? Ich kann ihm unmöglich einfach so die Wahrheit vor den Latz knallen. Das überlebt der nicht! Aber was, wenn wir Fynn jetzt begegnen?
Tausend Gedanken jagen durch meine Hirnwindungen, bis Florian sich ebenfalls räuspert. »Wollen wir nicht einfach ein Stück gehen?«
Ich nicke. Besser als dumm herumstehen ist es allemal.
»Also echt, man sollte mal ein Verzeichnis für Mailadressen herausgeben«, plappert Florian munter drauflos.
Ich brumme etwas Unverständliches zurück. Was diese Welt wirklich dringend bräuchte, wäre ein Nachschlagewerk mit dem Titel: Jungs. Wie ticken die eigentlich? Wahrscheinlich ein ultradicker Wälzer, aber ich wäre bereit, mein gesamtes Taschengeld dafür hinzublättern, wenn es mir helfen würde, Klarheit in mein Gefühlschaos zu bringen.
»Tionsprozessor«, sagt Florian gerade. »Was hast du denn für einen PC?«
Ich glotze ihn an. Auf welcher Baustelle befinden wir uns denn gerade?
»Ich habe dich gefragt, was für einen Computer du hast«, wiederholt er geduldig. »Und wie viel Speicher der hat?«
Meine Güte, ich kenne meine Schuhgröße, aber das war’s dann auch schon.
»Ich habe einen alten ausgedienten G3 von meinem Onkel«, sage ich, froh, dass mir etwas zu dem Thema einfällt.
»Boah! Einen echten Mac? Das ist ja cool! Hast du da auch diese