Mister Traumprinz (Doppelband)
ist anscheinend noch nicht genug. Kaum habe ich mein Zimmer verlassen, höre ich meinen Vater im Bad herumbrüllen, weil er seinen Rasierschaum nicht finden kann. Wie denn auch, wenn das Spray bei Karo im Bad herumsteht. Aber muss man da gleich so toben? Blöderweise bin ich so ehrlich und beichte ihm, was Sache ist. Nun sitzen wir am Frühstückstisch und schweigen uns an. Ist auch besser so, denn meine Laune ist wirklich unterirdisch und der Gedanke, Amanda in der Schule zu treffen, macht mich nicht gerade high.
»Papi, du hast was an der Backe!«, ruft Luki. »Sieht lustig aus!«
Schlechter Einsatz, Kleiner! Das, was Papi da im Gesicht hat, sind kleine Fetzen Taschentuch, die er sich auf die blutenden Schnitte geklebt hat, nachdem er sich das Gesicht mit einer uralten Seife rasiert hat.
Mein Vater grunzt. »Dir ist klar, dass ich heute Abend einen neuen Rasierschaum im Bad erwarte, oder?«, sagt er. »Die Marke müsste dir ja inzwischen bekannt sein.«
Ich nicke und schaufle Müsli in mich hinein. Scheint einfach ein genialer Tag zu werden. Ach, was sage ich da: eine geniale Woche! Am liebsten würde ich die bisherigen Stunden einfach wieder rückwärtslaufen lassen: ausziehen, Schlafanzug anziehen, ins Bett fallen und die Decke über den Kopf ziehen. Das wäre für alle Beteiligten wahrscheinlich das Beste.
Karo ist sichtlich erschüttert, als ich ihr die ganze Szene im Park schildere.
»Und du bist dir ganz sicher, dass Fynn etwas mit einer anderen hat?« Sie schüttelt den Kopf. »Ich kann das einfach nicht glauben!«
»Meiner Meinung nach sollte das auch noch nicht gleich herauskommen«, brumme ich. »Sondern erst nach dem Bandwettbewerb. Gestern Abend ist es einfach dumm für ihn gelaufen, aber ich bin mir sicher, dass er einfach mit mir geflirtet hat, nur weil er dieses Bühnenbild haben wollte, wetten?«
»Und was willst du jetzt machen?«, fragt Karo leise.
»Versuchen, die Nerven zu behalten«, sage ich. »Und vor allem Amanda gegenüber total cool auftreten. Den Spaß werde ich ihr nicht gönnen!«
In der ersten Stunde fällt immerhin Mathe aus und wir dürfen uns still beschäftigen. Ein Glück, denn ich hatte die Deutschlektüre total vergessen. Sobald es ein bisschen ruhig im Klassenzimmer ist, vertiefe ich mich in Norbert Nobody oder Das Versprechen und muss zugeben, dass die Müllerin recht hat: Das Buch ist klasse. Außerdem bringt es mich aufeine geniale Idee: Norbert, die Hauptfigur in dem Buch, stellt sich manchmal nachts einen Traumwecker. Das ist sein ganz normaler Wecker, den er so um drei klingeln lässt. Dann schreibt er sofort auf, wovon er gerade geträumt hat. Und angeblich hat er so schon ein paar Mal eine Lösung für ein Problem gefunden. Versuchen kann ich es jedenfalls mal. Und wer weiß? Vielleicht blicke ich dann bei all dem Chaos etwas mehr durch.
Kaum hat es gegongt, steht auch schon unser Klassenlehrer »Haben-wir-es-jetzt-bald?«-Ebert vor der Tafel und beginnt sofort, uns mit seinen while -Satzkonstruktionen zu nerven. Zum Glück pickt er sich als Erstes Amanda heraus, die sich mir gegenüber an diesem Morgen bisher völlig zurückgehalten hat.
Amanda blättert umständlich in einem pinkfarbenen Heft mit aufgeklebten Silbersternchen herum, was ihr ein sofortiges »Haben wir es jetzt bald?« einbringt.
»While I walked …« , fängt sie an.
» While I was walking , bitte schön«, bellt Ebert in ihre Richtung. »Hast du denn gar keinen Blick auf die Beispielsätze geworfen?«
Amanda streicht sich mit viel Theater die langen Haare aus dem Gesicht. »Schon, aber ich war auch voll viel verreist, Herr Ebert«, flötet sie. »Waren ja Ferien!«
Ebert schnauft, trägt etwas in sein Notenbüchlein ein und fordert Karo auf, uns in die geheimnisvollen Umstände des Wörtchens while einzuweihen.
»While Amanda was enjoying her holidays, her brain took a tripto Timbuktu!« , sagt Karo, die so tut, als würde sie den Satz aus ihrem Heft vorlesen. Die meisten in der Klasse fangen laut an zu lachen, nur die Barbiezicken schauen etwas kariert. Wahrscheinlich haben sie lediglich den Namen Ämändah verstanden und sonst nur Bahnhof.
»Danke, Karo«, sagt Herr Ebert, der auch über das ganze Gesicht grinst. »Sehr passend!«, und sein Blick sucht schon das nächste Opfer.
In der Ecke bei Amanda, Jennifer und Janina wird heftig getuschelt. Tilman hat ihnen ein Wörterbuch ausgeliehen und nun versuchen sie krampfhaft herauszufinden, was Karo gesagt hat. Nach zwanzig Minuten
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