Mister Traumprinz (Doppelband)
an. »Willst du etwa schon in die Schule um diese Zeit?«
Ich schüttle den Kopf. »Ich wollte mir nur etwas notieren«, sage ich und versuche weiterhin, mich krampfhaft an die Ereignisse in meinem Traum zu erinnern. »Ich wollte wissen, was ich geträumt habe, und daher habe ich den Wecker gestellt.«
Meine Mutter schaut mich an, als wäre ich völlig plem-plem geworden. »Und das machst du so zwischendrin um drei?«, fragt sie vorsichtig.
Ich nicke. »Ich hab irgendwo gelesen, dass das helfen soll.«
Sie schließt die Augen und ist wohl gerade zu der Überzeugung gekommen, dass mir gar nicht mehr zu helfen ist.»Tu mir einen Gefallen, Mira«, sagt sie müde. »Erledige den Traumkram bitte nicht mehr so laut. Ich habe morgen den ganzen Tag Kurs und brauche meinen Schlaf, okay?« Sie gibt mir einen Kuss und macht das Licht aus.
Da liege ich nun im Dunkeln und merke, dass ich keinen blassen Schimmer mehr habe, was ich vorhin geträumt habe. Dafür stürmen alle möglichen anderen Gedanken auf mich ein und es dauert ewig, bis ich wieder eingeschlafen bin. Anscheinend doch nicht so eine ausgereifte Technik zum Lösen von Problemen.
Wer hat mir eigentlich diese Dauerkarte
für die Gefühlsachterbahn geschenkt?
U nd wann kann ich da bitte mal wieder aussteigen? Es ist mittlerweile Donnerstag und lange halte ich es wirklich nicht mehr aus, ohne komplett verrückt zu werden. Jedes Mal, wenn ich glaube, dass es mir etwas besser geht, saust meine Laune auch schon dem nächsten Abgrund entgegen und ich könnte schreien. Laut schreien.
Nachdem ich heute schon zwei Mal mit der blonde Oberzicke zusammengerasselt bin, kann ich mich in der Pause draußen mal erholen. Aber kaum ist Karo für einen Moment weggegangen, stellt sich Florian neben mich und grinst.
»Hi!«
Ich hole tief Luft und sage ebenfalls »Hi!« Nicht wirklich einfallsreich, aber ich bin einfach nicht in der Lage, eine einigermaßen gepflegte Unterhaltung zu führen.
»Ich wollte dir nur noch mal sagen, dass ich das irgendwie gut fand, letzte Woche«, sagt mein Frosch aus der Parallelklasse. »Ich meine, dass du mir ehrlich gesagt hast, dass du nicht in mich verliebt bist, verstehst du?«
Hoppla! Jetzt bin ich doch ganz Ohr. »Bist du nicht sauer auf mich?«, frage ich vorsichtig.
»Wär doch blöd, auf dich sauer zu sein, oder?« Floriangrinst mich unsicher an. »Dann könnte unsere Briefträgerin ja auch auf mich sauer sein, weil ich nicht in sie verliebt bin!«
Wir fangen beide an zu lachen und ich muss feststellen, dass er wirklich ganz okay ist.
»Und den Vorschlag, dass wir Freunde sind, finde ich auch gut«, ergänzt er. »Gilt das noch?«
»Klar, das hab ich schon ernst gemeint«, sage ich und spüre, dass meine Laune sich etwas bessert und sich die Achterbahnkabine gerade wieder tapfer nach oben kämpft. »Fänd ich wirklich gut!«
»Na, die kleinen Turteltäubchen?« Amanda und ihre Gefolgschaft gehen mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen an uns vorbei. »Schon was Neues gefunden, Mira?«
»Du kannst mich mal«, sage ich. »Pass lieber auf, dass du nicht allzu breit grinst, sonst bröckelt dein Make-up noch auf den Schulhof und du kriegst Ärger mit dem Hausmeister!« Dann gehe ich mit Florian zusammen wieder rein.
Als ich nach Hause komme, ist die Achterbahnkabine immer noch ziemlich oben. Das Gespräch mit Florian hat mir irgendwie Auftrieb gegeben und ich beschließe, mich nicht mehr von jedem Scheißdreck runterziehen zu lassen. Außerdem hat meine Mutter Pfannekuchen gebacken und Lukas und ich schlagen uns den Bauch voll.
»Wann fängt denn morgen dieser Bandwettbewerb an?«, fragt meine Mutter, die am Herd steht und uns mit Nachschub versorgt.
Oops! Die Pfannekuchen in meinem Magen beschließen, auch Achterbahn zu spielen, und mir wird sofort schlecht.
»Ich glaube, das geht so gegen sieben los«, sage ich und nehme einen Schluck Saft. Keine gute Idee, denn so gewinnen die Pfannekuchen noch mal an Fahrt.
»Und? Bist du schon aufgeregt, wie euer Bühnenbild ankommen wird?«, fragt meine Mutter freundlich.
Kann sein, dass ich es vor dem Wettbewerb schon mit einer großen Axt in Stücke hacke, Mama, aber sag das bloß niemandem weiter!
»Geht so«, murmle ich und schiebe meinen Teller weg.
»Wenn wir dich abholen sollen, musst du es uns sagen.«
»Das ist nicht nötig!«, wimmle ich sie ab. Wahrscheinlich holt mich schon die Polizei ab, weil ich nicht nur das Bühnenbild mit der Axt getroffen habe, sondern auch noch
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