Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mister Traumprinz (Doppelband)

Mister Traumprinz (Doppelband)

Titel: Mister Traumprinz (Doppelband) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermien Stellmacher
Vom Netzwerk:
nicht einfach solo bleiben? Das würde mir eine Menge Probleme ersparen …
    Bei Mira haben wir mittags sturmfreie Bude. Wir machen uns schnell ein paar Alles-Leckere-aus-dem-Kühlschrank-Brote-mit-Ketchup, schichten sie auf einen Teller und gehen sofort online. Die Fahrschule hat tatsächlich eine Homepage und – »Du lieber Gott!«, rufe ich und zeige auf eine Stelle in der Kopfleiste. »Die ganze Firma gehört ihm!« Da steht es rot auf weiß: »Inhaber Marius Wegener.«
    »Und schon wissen wir, wen wir verlangen müssen«, sagt Mira. Sie schnappt sich das Telefon und wählt.
    »Guten Tag, hier ist Mira Becker von der Pestalozzischule. Ich bin Redaktionsmitglied der Schülerzeitung und ich wollte fragen, ob wir mit Herrn Wegener einen Termin vereinbaren könnten.« Sie schaut mich an und verzieht das Gesicht. »Ja, das ginge.« Sie nickt erneut. »Ja, wir wollten ihm vor allem Fragen stellen zum Thema Führerschein mit 17 . Ja, genau.« Sie hört erneut zu. »Das wäre wirklich toll! Vielen Dank. Bis Montag!« Sie unterbricht die Verbindung und grinst mich breit an. »Montagnachmittag um vier haben wir einen Termin und«, sie tippt auf das Display des Mobilteils, »gut, dass wir von hier aus angerufen haben. Die Sekretärin wollte nämlich für alle Fälle meine Telefonnummer und meinte dann, ich bräuchte sie nicht mehr zu sagen, sie sieht die Nummer ja auf dem Display!«
    Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Marius-Zungenkuss die Nummer in die Finger bekommen hätte! Ganz zu schweigen davon, was passieren könnte, wenn er mich zurückruft …
    Und weil wir gerade gut in Fahrt sind, basteln wir auch noch an unseren Italienerfragen rum und schnappen uns unsere Vokabelseiten.
    »Dann haben wir den Sprachklang schon ein bisschen im Ohr«, meint Mira und schon sitzen wir nebeneinander und versuchen, die Vokabeln nachzusprechen: Buon giorno – Guten Tag, Arrivederci – Auf Wiedersehen. Come ti chiami? bedeutet: Wie heißt du?, und Mi chiamo Carlo entsprechend: Ich heiße Carlo.
    »Das sind doch schon mal ganz nützliche Sätze«, sage ich, während ich das letzte Brot vom Teller nehme und hineinbeiße. Ein Brot mit Schinken, Gurke und viel Tomatenketchup. Die ersten drei Sachen landen in meinem Mund, aber ein Großteil des Ketchups findet mühelos den Weg auf mein neues, weißes T-Shirt. Genauer gesagt, mitten auf meinen Busen.
    »Scheiße!« Ich schmeiße die Stulle zurück auf den Teller und schaue mich im Spiegel an: Alles rot.
    »So kann ich unmöglich mitfahren!«, rufe ich verzweifelt, während Mira mich ins Bad zerrt.
    »Vielleicht können wir es gleich auswaschen.« Sie schnappt sich einen nassen Waschlappen. »Halt mal still!« Sie reibt über die Flecken, aber es wird nur noch schlimmer.Jetzt ist mein T-Shirt nicht nur rot, sondern auch noch klatschnass und leicht durchsichtig. Am liebsten würde ich auf der Stelle in Tränen ausbrechen, aber dafür ist jetzt keine Zeit.
    »Vielleicht kannst du was von meiner Mutter ausleihen«, schlägt Mira vor. »Meine Sachen sind dir bestimmt zu eng.«
    Ich schaue auf die Uhr. »Nein, wir müssen unbedingt noch bei mir vorbei«, sage ich mit zitternder Stimme. »Wenn wir uns beeilen, können wir das schaffen.«
    Hektisch packen wir unsere Sachen zusammen und rennen donnernd die Treppe hinunter.
    »Geht es nicht etwas leiser?« Die Tür im ersten Stock wird aufgerissen und Frau Kunert versucht, sich uns in den Weg zu stellen. »Meinem Hansili geht es gar nicht gut, weil dein kleiner Bruder heute früh …«
    Wir kriegen aber nicht mehr mit, was ihrem blöden Wellensittich heute fehlt, denn schon sind wir unten angekommen, ziehen die Haustür mit einem Knall hinter uns zu und springen auf die Räder.
    Obwohl wir alles in einem absoluten Rekordtempo erledigen, kommen wir nicht mehr rechtzeitig bei der Wirtschaftsschule an. Alles, was wir noch sehen, ist ein blauer Bus. Ein blauer Bus von hinten. Voller deutscher und italienischer Schüler, die gerade davonfahren.
    Ich lasse mein Fahrrad auf den Boden gleiten und hieve mich mit letzter Kraft auf die niedrige Schulhofmauer. DieKnie angezogen, den Kopf auf die Hände gestützt, stiere ich ins Nichts. Mira setzt sich neben mich und macht das Gleiche.
    So sitzen wir da, als ein großer Typ um die Ecke gerannt kommt. Seine blonden Locken sind völlig zerzaust und er hält seinen Rucksack mit beiden Händen vor der Brust. Direkt vor uns legt er die Bremse ein und schaut uns an.
    »Sagt bloß, der Bus ist schon weg!«,

Weitere Kostenlose Bücher