Mister Traumprinz (Doppelband)
stöhnt er, völlig außer Atem.
»Stimmt genau.« Mira zeigt in die Richtung, in der er verschwunden ist. »Vor zwei Minuten dort um die Ecke gebogen!«
Der Junge lässt sich neben mir auf die Mauer sacken. »Scheiße!«
»Kann man durchaus so sagen«, murmele ich. »Den Ausflug können wir getrost vergessen!«
Nun mustert der Blonde uns genauer. »Hattet ihr auch vor, mitzufahren?«, fragt er.
»Nein«, brummt Mira. »Wir sitzen hier, weil wir diese Mauer so genial finden …«
»Entschuldigung«, sagt der Typ. »Ich meine nur, weil ich euch hier an der Schule noch nie gesehen habe.« Er setzt sich neben mir auf die Mauer und sieht mich fragend an.
»Kein Wunder«, sage ich. »Wir sind an der Pestalozzischule und wollten einen Bericht über den Austausch für unsere Schülerzeitung machen.«
»Cool!«, findet mein Nachbar. »Ich heiße übrigens Paul!«
Nachdem wir uns vorgestellt haben, erzählt Paul einbisschen von dem Schulprojekt und von dem Besuch der deutschen Schüler letzten Herbst in Italien.
»Das war richtig toll«, schließt er seine Ausführungen.
Mira hat, schon während Paul erzählt, ihren Block aus dem Rucksack genommen und sich Notizen gemacht.
»Wie wäre es, wenn wir dich in die Eisdiele einladen und du uns noch ein bisschen mehr erzählst«, fragt sie und zwinkert mir dabei zu. »Dann könnten wir doch schon einen ersten Bericht abliefern. Hättest du Lust?«
Hat Paul, und so kommen wir an diesem Tag doch noch zu einer Rohfassung für unseren ersten Artikel.
»Der ist echt süß, oder?« Mira mustert mich aufmerksam, als wir später durch die Fußgängerzone zu mir nach Hause radeln.
Ich zucke die Schultern. »Schon ganz nett. Wieso?«
»Weil er dich ganz schön angeglotzt hat«, grinst sie. »Sag bloß, das ist dir gar nicht aufgefallen!«
»Du willst mich ja nur schnellstens verkuppeln, damit du den Eisbecher bekommst«, kontere ich. »Aber da, liebe Mira Becker, muss ich dich leider enttäuschen. Dieser Paul ist nett und scheint sogar Humor zu haben, aber das war’s dann auch schon.«
Nachdem wir unseren Bericht so weit fertig haben, fährt Mira nach Hause und ich trödele an meinem PC herum. Was würde ich jetzt dafür geben, in die Zukunft schauen zu können … Meine Tante Dorothee ruft immer entsetzt, dass sie gar nicht wissen möchte, was noch alles auf sie zukommt,aber bei mir liegt der Fall eindeutig anders! Ob ich jetzt vor lauter Ketchupflecken die große Liebe verpasst habe? »Der Donnerstag verspricht Erfolg in Liebesdingen« , hieß es gestern. Aber auch: »Bis zum Wochenende könnten Sie schon auf Wolke sieben schweben. Ein Ausflug am Wochenende rundet Ihr Glück ab.« Also heißt es abwarten. Leider gehöre ich nicht zu den geduldigsten Menschen auf diesem Planeten und sehe daher vorsichtshalber noch mal in meinem Jahreshoroskop nach:
LIEBE : Halten Sie die Augen offen – neue Chancen warten. Dieses Jahr hält für die Waage viele positive Aspekte bereit. Für Sie liegen viele Chancen auf dem Jahresweg. Halten Sie die Augen nach Schützen, Stieren, vielleicht Löwen offen, denn hier lockt das Glück. Besonders Anfang des zweiten Quartals haben die Sterne einen positiven Einfluss auf Liebe und Beziehung.
Na, wer sagt es denn?
Frostgefahr für Frühlingsgefühle: Quasselstern
Merkur sülzt Mars derart das Planetenohr voll,
dass es zwischen den beiden bald heftig zofft.
M anche Freitage fühlen sich wie Montage an. Und heute habe ich eindeutig so ein Exemplar erwischt: Der Köter unserer Nachbarn, der auf den intelligenten Namen Mausi hört (besser gesagt: nicht hört), rennt schon vor sechs laut kläffend durch die Reihenhaussiedlung und reißt jeden, der nicht stocktaub ist, aus dem Schlaf. Das wäre an sich schon nervig genug, aber der Lärmpegel wird schon bald um ein paar weitere Dezibel hochgeschraubt, als Frau Menger, die Besitzerin dieses Wauwaus, sich laut rufend auf die Socken macht, um ihren fetten Liebling wieder einzufangen. Als der Köter sich nach einigen Runden jaulend vor unsere Haustür setzt, habe ich gerade genug und reiße mein Zimmerfenster auf.
»Gleich komm ich runter und mach Frikadellen aus dir!«, rufe ich. »Dann hast du wenigstens einen Grund zum Jaulen!«
»Also wirklich! Karoline!« Frau Menger hat die schwarze Wurst auf vier Beinen inzwischen eingeholt und schaut entsetzt zu mir hoch. »Wie redest du mit Mausi?«
Ich schließe das Fenster und schaue auf die Uhr. Zurück ins Bett gehen lohnt sich kaum noch. Lieber gehe ich
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