Mister Traumprinz (Doppelband)
zum Bus, dann stelle ich dich dort den anderen vor. Einverstanden?«
Alles ist viel einfacher, als ich es mir heute Nacht vorgestellt habe: Die Schüler sind ewig nett und stellen mir ungefähr 1057 Fragen zur Schülerzeitung. Und überhaupt: Bevor ich bis drei zählen kann, sitze ich mit einigen total netten Mädels hinten im Bus und wir tauschen uns aus, als würden wir uns seit Ewigkeiten kennen.
»Und woher kennst du den Paul?«, fragt Marlene, die neben mir sitzt, neugierig.
» Kennen ist ein bisschen übertrieben«, sage ich und schaue zu ihm hinüber. Paul sitzt mit einigen Freunden in der Mitte des Busses. Er schaut zwar immer mal wieder in meine Richtung, aber kommt zum Glück nicht zu mir rüber. »Meine Freundin Mira und ich haben ihn am Donnerstag kennengelernt, nachdem wir alle drei den Bus verpasst hatten.«
Wäre das auch geklärt. Paul ist nett, ganz bestimmt, aber ich möchte nicht, dass jeder glaubt, dass wir zusammengehören. Echt nicht!
»Er ist wirklich voll okay«, bemerkte Lotti in der Bank vor mir. »Aber hast du dir die Italiener schon mal näher angesehen?« Sie rollt mit den Augen.
Klar habe ich sie mir schon angeschaut. Und was soll ich sagen? Es sind ein paar hinreißende Sahneschnittchen dabei!
»Und stell dir vor: Nur Jungs. Zwölf süße Jungs.« Lotti lässt sich diese drei Worte genussvoll auf der Zunge zergehen.
Auch wieder wahr. Und wenn ich ganz ehrlich bin, gefällt mir vor allem einer sehr gut. Er hat schwarze, wuschelige Locken, ist nicht allzu groß, schlank, und wenn er lacht, könnte ich glatt weiche Knie bekommen. Und er lacht oft …
»Kann man sich denn auch auf Deutsch mit denen unterhalten?« Immerhin wäre es nicht schlecht, wenn ich heute genügend Stoff für unseren Bericht bekäme.
»Eigentlich mit allen«, sagt Sanne. »Und sie haben alle einen ganz süßen Akzent!«
»Zur Not können wir ja dolmetschen«, bietet Marlene an. »Immerhin haben wir auch schon zweieinhalb Jahre Italienisch!«
Na, das lässt schon mal hoffen.
Auf dem Parkplatz der Marienburg steigen wir alle aus dem Bus und meine Angst, hier als Außenseiter herumzulaufen, löst sich nun endgültig in Luft auf. Viele der Schüler kommen auf mich zu und wollen mir von ihren Erfahrungen mit der Schulpartnerschaft erzählen, und wir einigenuns darauf, dass ich mir beim Picknick später Notizen machen werde.
»Genau«, sagt Sanne resolut. »Jetzt wollen wir doch erst einmal sehen, ob wir in diesen alten Gemäuern noch den einen oder anderen verwunschenen Ritter von seinem Fluch befreien können!«
»Iiih!«, macht Marlene. »Willst du den am Ende sogar küssen?«
»Och, warum nicht?«, sagt Sanne. »Wenn er hübsch ist? Wo kriegt man heutzutage schon noch einen echten Ritter?«
»Ich sehe dich schon in einem weißen, langen Kleid brav neben ihm herdackeln«, kichert Lotti und schaut auf Sannes kurzen Rock. »Ausgerechnet du! Und außerdem darfst du dann nur reden, wenn er dich lässt!«
»Alles eine Sache der Erziehung«, sage ich lachend. »Andere Zeiten, andere Sitten!«
»Genau so ist es!«, ruft Sanne übermütig. »Die Zeiten ändern sich nun einmal!«
Ich schaue mir gerade die alte Grabplatte von einem der Burgherren näher an, als ich merke, dass sich jemand neben mich stellt.
»Du haste keine Angst vor die Gespenster?«
Ich schaue zur Seite und schlucke. Es ist der hübsche Typ mit den dunklen Locken …
Ganz ruhig, Karo. Jetzt nicht anfangen zu blubbern, sondern immer schön in ganzen Sätzen sprechen! »Äh, nein, äh, warum sollte ich?«
Der Italiener lacht. »Ich mag das, wenn du keine Angst hast!« Dann beugt er sich zu mir herüber und flüstert mir ein »Aber wenn du doch ein bisschen hast Angst, ich kann beschützen!« ins Ohr, gefolgt von der Mitteilung, dass er Giovanni heißt.
Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. Was soll ich jetzt sagen? Dass ich in Wahrheit doch schreckliche Angst habe? Und mir gerade nichts sehnlicher wünsche, als von ihm beschützt zu werden? Dumm gelaufen, Karo, dafür ist es jetzt wohl gerade zu spät! »Ich heiße Karo. Karoline«, ist alles, was ich herauskriege.
»Ah! Karolina! Du machst Reportage für äh, giornale?«
Himmelherrgott, was bedeutet giornale ? »Ich schreibe für die Schülerzeitung«, stottere ich. »Im Internet.«
»Aah!« Der hübsche Giovanni scheint begriffen zu haben, was ich meine. »Du machst giornale für die Schüler! Capito!«
Aha, giornale heißt also Zeitung. Merk dir das gefälligst, Karolina . Du
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