Mister Traumprinz (Doppelband)
willst ja den Kontakt nicht gleich wieder abreißen lassen, oder?
»Da ich kann dir auch viel erzählen!« Der Lockenkopf strahlt mich an. »Wir wollen uns mal treffen?«
Kann mir mal jemand erzählen, warum man in der Schule in keinem Fach lernt, wie man sich in so einer Situation verhält? Ich meine, ohne rot zu werden und ohne dummes Zeug zu stottern? Über bescheuerte Parallelen, die sich irgendwo im Unendlichen treffen, darf man sich schon mit zwölf das Hirn struppig lernen. Aber wie man sich einigermaßencool verhält, wenn ein Junge dich fragt, ob du dich mit ihm im Hier und Jetzt treffen möchtest – da kannst du gucken, wo du bleibst!
»Klar!«, ist alles, was mir einfällt, und ich hoffe, Giovanni kriegt nicht den Eindruck, dass er sich mit einer leuchtend roten Ampel unterhält. »Wäre toll!«
»Allora, du gibst mir dein Nummer von telefonino!«
Zum Glück schwenkt er bei diesen Worten sein Handy, sodass ich gleich kapiere, was er meint. Ich atme tief durch. Nicht auszudenken, wenn ich ihm jetzt die falsche Handynummer diktiere, aber mein Gedächtnis lässt mich zum Glück nicht im Stich.
Giovanni tippt meine Nummer gleich in sein Handy und zwinkert mir geheimnisvoll zu. »Ciao, Karolina!«, sagt er. Er verschwindet genauso plötzlich, wie er erschienen ist, und lässt mich völlig benebelt in dem Gewölbe zurück.
»Karo! Ka-ro!!!« Erst die Stimme von Marlene bringt mich wieder auf den Boden der Realität zurück. »He, wir haben dich schon gesucht!«
Habe ich das jetzt alles geträumt oder habe ich mich wirklich mit diesem schönen Giovanni unterhalten?
»Hat dich etwa ein verwunschener Ritter erwischt?«, fragt Marlene lachend. »Du schaust ganz entzückt!«
Und ob es mich erwischt hat! Aber Giovanni hat zum Glück ähnlich viel gemein mit einem verwunschenen Ritter wie Schokosahneeis mit ausgewogener Ernährung.
»Würdest du auch, wenn dir einer über den Weg gelaufenwäre, oder?« Ich ziehe eine Grimasse und gehe schnell mit ihr die vielen Stufen hinauf.
Der Rest der Führung geht leider völlig an mir vorbei. Ich laufe wie in Trance mit den anderen zum Nonnenfelsen und linse dabei immer wieder unauffällig zu Giovanni hinüber, aber der ist mit einigen anderen Jungs beschäftigt. Habe ich mir das vorhin alles nur eingebildet oder verliere ich lediglich meinen Verstand?
Beim Picknick kann ich mich zum Glück mit meinem eigentlichen Anliegen, der Reportage, ablenken und mein Gehirn funktioniert wieder einigermaßen. Die Schüler erzählen mir nur zu gerne von ihren bisherigen Erfahrungen, und als wir endlich wieder mit dem Bus nach Hause fahren, habe ich bestimmt vier Seiten voller Notizen in der Tasche.
Auf dem Schulhof verabschiede ich mich von den anderen und gehe zu meinem Fahrrad.
»Hey, hast du noch Lust auf ein Eis?« Plötzlich steht Paul wieder neben mir und sieht mich voller Erwartung an.
»Tut mir echt leid«, sage ich. »Aber ich muss noch total viele Hausaufgaben machen für morgen.«
»Schade …« Er schaut derart enttäuscht, dass ich fast ein schlechtes Gewissen bekomme. Himmel noch mal! Habe ich ihm etwas versprochen? Nee, oder?
»Aber nochmals Danke, dass du uns letzte Woche aus der Patsche geholfen hast!«
»Mmh …«, ist alles, was er herauskriegt, während er weiter neben mir herstapft.
Am Fahrradständer angekommen, schnappe ich mir schnell mein Rad. Jetzt nichts wie weg! Ich winke ihm noch einmal zu und trete in die Pedale, als wäre der Teufel hinter mir her. Nur weil wir einmal mit ihm in der Eisdiele waren, muss das nicht gleich zur Gewohnheit werden. Als ich endlich die Fußgängerzone erreicht habe, klingelt mein Handy. Ich halte schnell an und schaue auf das Display. Eine SMS: »A domani cara Karolina!«, lese ich und plötzlich habe ich das Gefühl zu schweben …
Achtung! Liebesplanet Venus übernimmt heute
das Ruder. Dabei kann es zu Schluckbeschwerden
und Wackelknien kommen.
A ls ich Montagmorgen in die Alexanderstraße einbiege, steht Mira schon ungeduldig zappelnd vor der Haustür.
»Und? Hat er sich gestern Abend noch mal gemeldet?«, fragt sie, kaum dass ich abgestiegen bin.
»Wie bitte?«, frage ich, als wüsste ich gar nicht, wovon sie spricht. »Hast du eigentlich die Hausaufgaben für Mathe fertig gem…«
»Oh, bist du gemein!«, ruft meine Freundin empört. »Was interessiert mich dieses doofe Mathezeugs? Hat sich dieser Giovanni noch mal gemeldet oder nicht? Das will ich wissen!«
Ich hole tief Luft. »Ja, er hat noch mal
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