Mister Unwiderstehlich
ganz kurzen Moment hatten sich ihre Blicke getroffen - zumindest glaubte sie das. Und da war sie zur Damentoilette geflohen.
Nina trat ans Waschbecken und starrte ihr Spiegelbild an. Vielleicht hat er mich gar nicht gesehen, dachte sie. Vielleicht hatte sie es sich nur eingebildet. Sie seufzte und fuhr sich durch die Haare. Was für einen Unterschied machte das schon? Da war der Anzeigentext, den sie in seiner Brieftasche gefunden hatte. Und da war die andere Frau. Welchen Beweis brauchte sie noch, dass Cameron Ryder ein Schuft war?
Die Tür zu Damentoilette ging auf, und eine Frau gesellte sich zu Nina vor den Spiegel.
Nina erstarrte. Sie war es! Die andere Frau! Sie schluckte und zwang sich zu einem höflichen Lächeln.
"Es ist so heiß dort drinnen", sagte die andere Frau und fächerte sich Luft zu.
Sie hatte eine angenehme Stimme und ein freundliche s Lächeln. "Stimmt", erwiderte Nina unsicher. "Und laut ist es. Ich bin hier, um ein wenig Ruhe zu haben. Hassen Sie nicht auch diese Empfänge?"
Die Frau lächelte. "Oh, eigentlich nicht. Es ist mein Mann, der sie hasst."
"Ihr Mann?" Grundgütiger! Nina hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Cameron Ryder war verheiratet?
Die Frau nickte. "Ja, ich musste ihn förmlich hierher schleifen. Nach einem harten Arbeitstag will er einfach nur zu Hause sein und sich entspannen. Aber ich ziehe mich gern mal schick an und gehe aus. Nachdem ich den ganzen Tag mit zwei Kindern verbracht habe, brauche ich einfach ein wenig Abwechslung."
"Sie haben Kinder?" Das wurde ja immer schlimmer! Nina beobachtete, wie die Frau Lippenstift auftrug. "Was macht Ihr Mann denn beruflich?"
"Er arbeitet für NightRyder, eine Internetfirma, die sehr ..."
"Oh, ich kenne NightRyder", unterbrach Nina sie benommen.
"Jeff und sein Collegefreund, Cameron Ryder, haben die Firma gegründet, als sie noch Studenten waren. Und jetzt sehen Sie sich an, was aus ihnen geworden ist. Heute verkehren sie in der High Society von New York." Sie bot Nina die Hand. "Ich bin übrigens Jenna Myers. Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet."
"Jeff?"
"Ja, mein Mann." Jenna musterte Nina neugierig.
Erleichterung breitete sich in Nina aus. "Ach so, Jeff", sagte sie lächelnd. "Jeff und Jenna."
Sie ergriff Jennas Hand. "Es freut mich, Sie beide kennen zu lernen. Und Ihre Kinder. Ich bin Nina Forrester."
Ihr Gesicht glühte, und sie ve rsuchte, ihre Erleichterung zu verbergen. Cameron war also gar nicht mit einer anderen Frau zusammen. Er war allein gekommen und hatte sich hier mit Jeff und Jenna getroffen. Natürlich waren er und Jenna befreundet. Es war alles ganz harmlos.
Nina hatte selbst feststellen können, wie sympathisch Jenna war. Sie mochte sie bereits.
"Dann müssen Sie Cameron Ryder ja ziemlich gut kennen. Wie ist er so?" Nina fühlte, dass sie Jennas Meinung vertrauen konnte. Wenn sie sagte, dass er ein Schuft war, dann war er das höchstwahrscheinlich auch.
Jenna verstaute den Lippenstift wieder in ihrer Handtasche und klappte sie zu. "Er ist der begehrteste Junggeselle in New York, aber niemand kennt ihn. Er ist sehr medienscheu. Das ist vermutlich ganz gut, denn vielleicht ist er bald kein Junggeselle mehr."
Ninas Freude schwand. "Nein?"
"Er hat eine Frau kennen gelernt, und ich glaube, er ist bis über beide Ohren verliebt. Ich weiß nicht viel über sie, nur dass er heute Abend mit ihr verabredet ist. Er konnte gar nicht schnell genug wieder verschwinden."
Ein Schauer überlief Nina. Jenna sprach von ihr! Cameron war mit ihr zum Abendessen verabredet. Sofort verschwand die Begeisterung. "Cameron ist schon gegangen?"
"Ja, vor ein paar Minuten. Wieso?"
"Ach, ich hatte gehofft, ihn kennen zu lernen. Ich ... ich bin ein Fan von NightRyder." Sie schluckte. "Tja, ich sollte mich jetzt auf den Weg machen. Ich muss morgen früh raus. Es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder." Bevor Jenna etwas erwidern konnte, war Nina zur Tür hinaus.
Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge zur Garderobe, wo sie nervös darauf wartete, dass die Angestellte endlich ihren Mantel brachte. Wenn sie ein schnelles Taxi erwischte und Cameron erst zu sich fuhr, um sich umzuziehen, hatte sie gute Chancen, vor ihm anzukommen. Dann würde er nie erfahren, dass sie ihm hierher gefolgt war.
Nina rannte auf die Straße und versuchte ein Taxi anzuhalten. Glücklicherweise fuhr gerade eines vor, aus dem ein Paar stieg, das zum Empfang wollte. "East Village", befahl
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