Mister Unwiderstehlich
dich auf den Job angesetzt. Sie wollte ein paar Insider-Informationen, und die hast du ja im wahrsten Sinn des Wortes bekommen."
"Ich habe ihn nicht mal absichtlich verführt", erwiderte Nina. "Er hat mich verführt.
Allerdings gefiel es mir ... sehr sogar."
"Du wirst dich doch wohl nicht in ihn verlieben, oder?"
Nina schüttelte den Kopf. Doch dann hielt sie inne. Wieso leugnen? Wenn ihr überhaupt jemand einen Rat geben konnte, dann Lizbeth. Widerstrebend gestand sie es. "Doch. Aber wie kann ich in ihn verliebt sein? Wir kennen uns doch erst seit einer Woche."
Lizbeth lachte. "Hast du noch nie etwas von Liebe auf den ersten Blick gehört? Schätzchen, das ist die einzig wahre Möglichkeit, sich zu verlieben. Sie erspart einem viel Zeit und Mühe."
"So was passiert doch nur in Filmen. Außerdem war es nicht Liebe auf den ersten Blick. Als ich ihm zum ersten Mal begegnet bin, fand ich nicht mal, dass er mein Typ ist. Dann war da noch dieses Kaffee-Fiasko. Ich würde es eher Peinlichkeit auf den ersten Blick nennen, und Ärger für ihn."
"Also, was willst du? Willst du, dass er mit dir Schluss macht oder dass er dich heiratet?"
"Ich weiß es nicht", gestand Nina. "Ich will nur einen Ausweg, damit Charlotte mir nicht mehr im Nacken sitzt. Ich stecke mittendrin, und ich fürchte, ich werde so oder so verlieren, ganz gleich, wie die Sache ausgeht. Entweder verliere ich den Mann oder den Job, vielleicht sogar beides."
"Wenn du ihn wirklich liebst, brauche ich nicht zu fragen, was von beidem du behalten willst."
"Ach, ich weiß nicht, was ich tun werde. Ich bin einfach durcheinander."
Lizbeth schob die Sonnenbrille wieder auf den Kopf und drehte ihr Gesicht dem Sonnenreflektor zu. "Du könntest ihn deinen Freunden vorstellen. Die treiben jeden in die Bucht. Oder, noch besser, du könntest wieder anfangen, dich mit Dagger zu treffen.
Eifersucht kann einen Mann vertreiben, zumindest für eine Weile." Sie grinste. "Ehrlich gesagt fand ich Eifersucht immer eine wunderbare Möglichkeit, die Begierde eines Mannes anzustacheln. Wenn Dagger dich Cameron wegnimmt, wird Cameron dich zurückerobern."
Sie öffnete ein Auge. "Andererseits ist es Eifersucht eine Strategie, die ich dir nicht unbedingt empfehlen würde. Sie kann gefährlich sein."
Nina dachte einen Moment darüber nach. Es wäre eine gute Möglichkeit, herauszufinden, wo sie mit Cameron stand. Wenn es ihr gelang, ihn eifersüchtig zu machen, würde er vielleicht so wütend sein, dass er sie eine Weile in Ruhe ließ. Und sobald alles geklärt war und er sich beruhigt hatte, könnten sie von vorn anfangen. Dagger war genau der Richtige dafür. Er war so anders als Cameron. Welcher Mann würde sich da nicht unzulänglich fühlen?
Dagger, auch bekannt als David Wells, war ein Künstler aus London. Nina und er hatten sich kennen gelernt, als sie in einem Restaurant arbeitete und er von Kaffee und Zigaretten lebte. Er hatte damals zu ihrem Freundeskreis gepasst, der aus Malern, Musikern, Studenten und Künstlern bestand, die alle kein Geld hatten, aber fasziniert von dem Leben in der Stadt waren. Dagger war verrückt und lieb, außerdem äußerst talentiert, wenn auch absolut nicht der Typ Mann, auf den eine Frau sich verlassen konnte.
"Dagger hat morgen eine Ausstellungseröffnung", sagte Nina. "Ich habe die Einladung schon vor Wochen erhalten. Ich könnte sicher ..."
"Ich warne dich, Schätzchen, sei vorsichtig. Als ich Dagger das letzte Mal sah, hatte er purpurfarbene Haare und trug Make-up. Dieser Mann ist verrückt. Möglicherweise wird Cameron gar nicht eifersüchtig, sondern ergreift schlicht die Flucht."
"Dagger hat keine purpurroten Haare mehr", entgegnete Nina. "Sie sind jetzt gebleicht. Ich bin ihm letzten Monat begegnet. Make-up trägt er auch nicht mehr. Bis auf seine Ohrringe sah er eigentlich ganz normal aus. Außerdem waren seine Haare und das Make-up ein künstlerisches Statement."
"Und was ist mit seinem Namen? Der bedeutet immerhin ,Dolch'."
"Du konntest ihn nie leiden, oder?" Nina lehnte sich zurück, schloss die Augen und hob ihr Gesicht der warmen Sonne entgegen. Eine Weile schwiegen sie. Dann seufzte Nina.
"Vielleicht nehme ich Cameron mit zu der Vernissage."
Endlich hatte sie einen Plan. Es war ein netter kleiner Test. Falls Cameron ihn bestand, hatte sie zwei Ziele erreicht - Charlotte würde ihr nicht mehr im Nacken sitzen, und Nina würde wissen, was Cameron wirklich für sie empfand. Wenn er sie wirklich liebte, würde ein
Weitere Kostenlose Bücher