Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mister Zed

Mister Zed

Titel: Mister Zed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
Vom Netzwerk:
fuchtelnden Armen erlangte
sie das Gleichgewicht zurück und lehnte sich an die Wand, setzte sich kurz
auf die Stufen und zog die Schuhe aus. Über ihr begann ein Scharren, Schnattern
und Knacksen. Die Mädchen erwachten. Rasch schlüpfte Sonja in die
Pumps zurück. Es kehrte Ruhe ein. Noch einmal testete sie die Reaktion
der zwölf Cyber-Gouvernanten, zog einen Schuh aus und wieder entsannen
sich die Mädchen ihrer Aufgabe, standen nun am Treppenabsatz und starrten
auf Sonja hinab.
    Vor Schreck schlug Sonjas Herz einige Takte schneller. Die Mädchen wirkten
zum ersten Mal verärgert, ihre Augen blinkten und die Mutation ihrer Körper
ging nun wie in Zeitlupe vonstatten. Sonja hatte sie in ihrer Ruhephase gestört.
Ob sie bei einer wiederholten Belästigung über Sonja herfielen? Doch
sie verzichtete auf weitere Tests, erhob sich und ging vorsichtig, ohne sich
noch einmal umzusehen, die restlichen Stufen hinab – sachte, um nicht einen
Schuh zu verlieren oder die Treppe hinunter zu fallen.
    Ihr Overall und die Stiefel lagen achtlos auf dem Boden, sie hob ihre Kleidung
auf und hetzte aus dem Raum. Im Flur stieß sie gegen einen zwei Meter
großen Mann, dessen kastenförmiger, stahlharter Körper in einem
dunklen Anzug steckte. Er trug einen, zu seiner Erscheinung nicht passenden,
viel zu kleinen lilafarbenen Hut, den er nun lüftete, um Sonja zu grüßen.
Seine Glatze wies ein spinnenartiges Tattoo auf. Dann war der Mann schon vorbei.
Doch ihm folgte eine Horde von Vieläugigen, Cyborgs und anderen mutierten
oder künstlich erzeugten Wesen. Alle trugen Abendkleidung. Mister Zed gab
also ein großes Fest, und Sonja sollte seine Balldame spielen.
    Sie trat einen Schritt zurück in den Raum, ein Zischen ließ sie herumfahren.
Die Mädchen standen dicht hinter ihr, die Augen glühten orangerot
und ihre Mienen sahen nicht mehr emotionslos, sondern wütend aus. Sie drängten
Sonja in den Flur, wo sie sich unter die zedschen Wesen mischte.

    Noch nie hatte sie sich so unwohl gefühlt wie in dem Kleid, das nicht nur
ihre Waden, sondern auch ein viel zu tiefes Dekolleté zeigte. Um einen
Teil ihrer Nacktheit zu verdecken, presste sie Uniform und Stiefel vor die Brust
und plante sich in der Menge zu verstecken.
    »Sonja?«
    Roderick stand nur eine Armlänge von ihr entfernt. Sie warf ihm einen schuldbewussten
und zugleich fragenden Blick zu. Mit welchen seiner Erfindungen hatte Zed ihn
verführen wollen? Was würde er von ihrer Kostümierung denken,
die ihre weiblichen Formen so sehr zur Schau stellte? Er selbst trug nach wie
vor seine Borduniform, auch der Prior, der sich an einen mit Wein gefüllten
Becher klammerte, hatte sich nicht umziehen müssen.
    »Ich hatte keine Chance«, sagte Sonja zu ihrer Entschuldigung.
    »Du siehst ...«, Roderick kratzte sich am Kinn und rang nach Worten.
»Du siehst ...«
    »Umwerfend, meine Liebe. Umwerfend ist das Wort, nach dem Roddy gesucht
hat. Darf ich bitten?« Mit einem wohlwollenden Lächeln trat Zed auf
Sonja zu, entriss ihr Stiefel und Uniform und drückte die Kleidung einem
in der Nähe stehenden Vieläugigen in die Arme.
    »Müssen wir diesen Zirkus mitmachen?«, fragte Sonja, doch eine
Antwort erhielt sie von Roderick nicht mehr. Mit eisernem Griff umfasste Zed
ihr Handgelenk und zog sie auf die leere Tanzfläche. Alle drehten sich
zu ihnen und begafften sie neugierig. Sonja wünschte sich ein schwarzes
Loch, in das sie auf ewig verschwinden wollte. Nun fühlte sie sich nicht
nur halbnackt, sondern wie auf einem nicht dekorierten Präsentierteller.
Jeder im Raum konnte sie sehen, ihren Körper, ihre Rundungen. Hilfe suchend
blickte sie sich nach Roderick um, doch der schien erstarrt durch ihren Anblick
zu sein, als habe er noch niemals zuvor mehr von ihrer Haut als die ihres Gesichtes
gesehen.
    »Ja, wir Männer sind leicht zu durchschauen, nicht wahr?«, begann
Zed die Konversation, während er Sonja gekonnt und taktfest zur Musik führte.
»Zed. Was soll das Theater hier?«
    »Ich dachte Sie wären gekommen, um sich ein wenig unterhalten zu lassen.
Eine Pause einlegen vom Erobern des Universums. Einmal Frau sein und begehrt
werden. Ich finde, das Kleid habe ich passend für sie ausgesucht, es unterstreicht
ihre weiblichen Vorzüge an den richtigen Stellen.«
    Sonja versuchte sich aus Zeds Griff zu winden – vergeblich. Nie zuvor hatte
sie sich so auf ihre Weiblichkeit

Weitere Kostenlose Bücher