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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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fünfzig Kilometer nach Algotsmäla. Die Sonne näherte sich allmählich dem Horizont.
    Zorn war Feuer und Flamme und versuchte ihnen zu entlocken, in was für einem Fall sie gerade ermittelten. Aber es war nichts aus ihnen herauszukriegen. Sie sahen nur einen langen, engen Tunnel vor sich. Den Tunnel, der sie zu dem Serienmörder führen würde.
    Zorn pochte schroff gegen die geschlossene Eingangstür. Eine verschüchterte Frau mittleren Alters kam und machte ihnen auf. Außer ihr befand sich nur noch ein älterer Herr im Nadelstreifenanzug in der winzigen Bankfiliale.
    »Darf ich vorstellen: Bankdirektor Albert Josephson und die Kassiererin Lisbet Heed«, sagte Zorn.
    Das Trio musterte die beiden mit leichter Skepsis.
    »Ist das das ganze Personal?« fragte Chavez.
    Lisbet Heed brachte ein paar Tassen frisch aufgebrühten Kaffee.
    Josephson räusperte sich und ergriff mit dünner, näselnder Stimme das Wort.
    »Im Februar dieses Jahres mussten wir infolge der allgemeinen Einsparungen einen Teil unserer Mitarbeiter entlassen und kürzere Öffnungszeiten einführen. Das sind wohl die Spätfolgen der unglückseligen Jahre Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger.«
    »Die breite Basis der Angestellten durfte den Preis zahlen für die missglückten Spekulationen und das absurde Kreditgebaren irgendwelcher hohen Tiere, die mit einem millionenstarken Rettungsboot das sinkende Schiff verließen«, sagte Hjelm und kam sich vor wie ein zweiter Söderstedt.
    »Eine nicht ganz abwegige Sichtweise«, sagte Josephson ungerührt. »Tatsache ist, dass dieser«, er sah Zorn an, »Vorfall sich an dem Tag ereignete, an dem die neuen Öffnungszeiten in Kraft traten. Und von dem an wir nur noch mit halber Besetzung weiterarbeiteten. Ich habe den Tresorraum selbst aufgeschlossen und den ... Geblendeten gefunden.«
    Der Geblendete, dache Hjelm.
    »Da drüben ist der Tresorraum«, sagte Josephson.
    Einer nach dem anderen betraten sie den kleinen Raum. Es gab nichts zu sehen.
    »Hier haben sie ihn also gefunden; und der Raum war abgeschlossen?« fragte Hjelm.
    »Sie können sich meinen Schock vorstellen.« Josephson wirkte nicht sonderlich schockiert.
    »Können Sie sich erinnern, wie der ... Geblendete aussah?« fragte Hjelm.
    »Groß«, sagte Josephson. »Riesig sozusagen.«
    »Ein richtiger Stier«, meldete Lisbet Heed sich überraschend zu Wort.
    »Vom Matador erledigt«, steuerte noch überraschender Chavez bei.
    Kerstin Holm suchte in ihrer Handtasche nach den Zeichnungen von Igor und Igor. Jetzt kam der entscheidende Moment.
    »War es einer von diesen beiden Männern?« fragte sie.
    Hjelm erkannte ihre Stimme nicht recht wieder.
    »Jetzt weiß ich, warum mir die Bilder so bekannt vorkamen!« rief Lisbet Heed. »Die waren doch tagelang in den Zeitungen zu sehen!«
    Jonas Zorn stand reglos im Raum. Welch ein Versäumnis seinerseits! Adieu, Reichskripo.
    »Ich wusste doch, dass ich das Gesicht schon mal irgendwo gesehen hatte!« fuhr sie fort. »Ich hab an alles mögliche gedacht, aber nicht an den Tresorraum. Wahrscheinlich weil ich alles dafür getan habe, diesen furchtbaren Anblick zu verdrängen.«
    »Doch, das ist er, eindeutig«, bestätigte Josephson und zeigte auf Valerij Trepljovs Bild. »Auch wenn sein Gesicht natürlich etwas entstellt war.«
    »Zorn?« sagte Holm gehässig und hielt dem bleichen Inspektor das Bild unter die Nase. Der nickte nur stumm. Adieu, Kommissarlehrgang.
    Hjelm, Holm und Chavez sahen einander vielsagend an. Trotzdem fehlte noch etwas Entscheidendes. Hjelm begab sich in den hinteren Bürotrakt, der durch eine Zwischenwand vom Schalterraum getrennt war.
    Dort blieb er stehen. Und winkte Holm und Chavez zu sich.
    Wortlos sahen sie auf die Dartscheibe an der Wand.
    Zorn, Josephson und Heed waren ihnen gefolgt.
    »Ach, die hängt immer noch da«, sagte Lisbet Heed. »Ich hab es noch nicht übers Herz gebracht, sie abzunehmen.«
    Chavez war derjenige, der die Frage stellte: »Wer ist am fünfzehnten Februar entlassen worden?«
    »Mia Lindström«, antwortete Heed.
    »Und Göran Andersson«, fügte Josephson hinzu.
    Göran Andersson, dachten die drei gleichzeitig.
    »Hat Andersson Dart gespielt?« fragte Chavez.
    »Ja«, sagte Lisbet Heed. »Er war sehr gut. Er hat jeden Morgen mit einem bestimmten Spiel angefangen, wie hieß das noch gleich?«
    »Fünfhunderteins«, sagte Josephson. »Man fängt mit fünfhunderteins Punkten an und zählt rückwärts bis Null.«
    »Was ist nach seiner Entlassung aus

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