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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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an klar, dass sich so was im kleinen Växjö nicht rentieren würde. Es dauerte vielleicht ein halbes Jahr, bis ich Konkurs anmelden musste und mit Schulden in Millionenhöhe dastand, ohne richtig zu wissen, wie es dazu kommen konnte. Einfach weg.«
    »In dieser Zeit haben Sie eines Nachts im Hackat und Malet gesessen«, half Hjelm ihm sich zu erinnern. »Sie waren mit dem Wirt und einem anderen Mann allein in der Kneipe. Es war kurz vorm Zapfenstreich. Mitten in der Nacht. Erinnern Sie sich?«
    »Vage«, sagte Rudström. »Scheiße, ich brauch dringend was zu trinken.«
    »Nachher kriegen Sie soviel zu trinken, wie Sie wollen, aber jetzt versuchen Sie, sich zu konzentrieren.«
    Anton Rudström tauchte erneut ab.
    »Er stand in der Ecke und spielte Dart. Meinen Sie den Abend? Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Ja, genau den Abend meine ich. Weiter.«
    »Ja ... Er war schon da und warf seine dämlichen Pfeile, als ich kam. Es war voll in der Kneipe, und er stand in seiner Ecke und warf Pfeile, stundenlang. Mit der Zeit ging er mir immer mehr auf den Senkel.«
    »Warum?«
    »Irgend jemand hatte an dem Abend was gesagt... Was war das noch, das hat mich jedenfalls auf ihn aufmerksam gemacht. Er war ansonsten eher unauffällig, bilde ich mir ein ... Also, jemand hat gesagt, dass er ... dass er ...«
    Rudström war kurz davor, ihnen zu entgleiten. Chavez reagierte als erster.
    »Hat er was Bestimmtes gesagt oder getan?« fragte er schnell. »Hat er genervt? Oder hatte es was mit seiner Art zu tun? Seinen Beruf? War er Ausländer?«
    »Stimmt, es war was mit seinem Beruf«, sagte Rudström und sah Chavez erstaunt an. »Er war was, das mich unendlich wütend gemacht hat, und je mehr Biere ich intus hatte, desto wütender wurde ich. Ich hab ihm die Schuld an all der Scheiße gegeben, die über mir ausgeschüttet worden war.«
    »Warum ausgerechnet ihm?« wollte Hjelm wissen.
    »Er war Banker«, sagte Rudström deutlich. »Das war es. Irgend jemand hatte gesagt, dass er in einer Bank arbeitete. Am Ende sind mir alle Sicherungen durchgebrannt.«
    »Banker hier in der Stadt?«
    »Nein, in irgendeinem Kaff, glaube ich. Ich weiß es nicht mehr. Er kam jedenfalls nicht aus Växjö, da bin ich mir ziemlich sicher. Ich hab keine Ahnung, wer er war. Aber beim Dart war er verdammt gut. Ich hoffe, er hat keinen ernsthaften Schaden davongetragen ...»
    »Wir befürchten, dass er einen verflixten Schaden davongetragen hat«, sagte Hjelm. »Aber anders, als Sie denken.«
    Er drückte Rudström zwei Hunderter in die Hand. Der Bodybuilder war völlig in Erinnerungen versunken, die er ein für allemal weggesoffen zu haben glaubte.
    »O Scheiße, hab ich den Kerl vertrimmt«, sagte er, und Tränen liefen ihm übers Gesicht. »Scheiße.«
    Chavez und Hjelm wollten schon aufbrechen, als Kerstin Holm sich vor ihn hockte.
    »Ich muss Sie noch was fragen, Anton«, sagte sie. »Warum wollten Sie unbedingt Misterioso hören, als Sie ihn verprügelt haben?«
    Er sah ihr in die Augen. »Das war so ein geniales Stück«, sagte er. »Obwohl ich inzwischen vergessen hab, wie es klingt.«
    Sie strich ihm sanft über den Arm. »Er offensichtlich nicht«, sagte sie.
    Am Nachmittag saßen sie auf der Terrasse des McDonald’s in der breiten Fußgängerzone von Växjö.
    »Misterioso«, sagte Kerstin, »ist ein typisch Monksches Wortspiel. Auf den ersten Blick nicht sichtbar, verbirgt sich hinter dem Wort mystery, Mysterium, mist, Nebel. Trotzdem ist es da und beeinflusst einen, zieht sich durch das ganze Stück. Das Mysterium ist unmittelbarer, diffus zwar, aber trotzdem fast körperlich greifbar. Der Nebel ist schwerer zu erkennen. Aber er ist es, in dem wir uns verirren.«
    Hjelm hatte sich auch verirrt. Er war sicher, dass er etwas übersehen hatte, dass sich etwas an ihm vorbeigemogelt hatte, das zu einem früheren Zeitpunkt körperlich greifbar gewesen war. Es war etwas, das jemand gesagt hatte. Das Gefühl trieb ihn fast in den Wahnsinn.
    »Ist es dir wieder eingefallen?« fragte Chavez und biss in seinen Cheeseburger.
    »Es liegt direkt unter der Oberfläche«, sagte Hjelm. Bank, dachte Hjelm und wühlte in seiner Erinnerung.
    »Was machen wir, wenn es dir nicht einfällt?« fragte Chavez. »Alle Bankangestellten aus Smaland in einer langen Reihe aufstellen und von Mr. Schwer Alkoholisiert begutachten lassen?«
    »Er muss doch wegen der ausgeschlagenen Zähne und des gebrochenen Arms in Behandlung gewesen sein«, sagte Holm.
    »Das kommt mir immer noch

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