Misterioso
natürlich noch als top secret zu behandeln ist...«
»Doch«, sagte Paul Hjelm. »Das versteht sich von selbst.«
Im ersten Moment wollte er Cilla anrufen und ihr davon erzählen, aber dann ließ er es doch bleiben. Er dachte an die Überstunden und den Sommer und den Urlaub, den er mit ziemlicher Sicherheit abschreiben konnte, und an den Hof in Dalarö, den sie für den ganzen Sommer billig gemietet hatten. Er entschied sich, das Ganze noch eine Weile still zu genießen.
Nach dem Packen ging er in den Personalraum, wo er sich wenig Mühe gab, mit seiner Freude hinterm Berg zu halten.
Anders Lindblad, Anna Vass, Johann Bringman und Svante Eriksson saßen dort versammelt und stopften ihren gesundheitsgefährdenden Mittagsimbiss in sich hinein. Sie sahen Hjelm erstaunt an. Vielleicht entsprach sein Mienenspiel nicht ganz dem, was sie erwartet hatten.
»Ich komme, um mich zu verabschieden«, sagte er todernst.
Bringman und Ernstsson standen auf.
»Was redest du da?« sagte Bringman.
»Erzähl schon«, drängte Ernstsson. »Willst du allen Ernstes sagen, dass diese verdammten Kerle dich gefeuert haben?«
Er setzte sich zu ihnen und zeigte auf Ernstssons Mittagessen.
»Hamburger in der Mikrowelle. Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass das Dressing das nicht verträgt?«
Ernstsson lachte erleichtert.
»Nein, verdammt, sie haben dich nicht gefeuert! Jetzt erzähl schon.«
»Ich komme tatsächlich, um mich zu verabschieden. Man könnte sagen, dass ich nach oben gefeuert wurde.«
»Zu den Internen?«
»Nein, die Sache ist gegessen. Reichskripo, Schulter an Schulter mit dem Reichspolizeichef persönlich.«
»Um dich aus dem Südvorstadtdung und den Kanakenhaufen rauszuholen?«
»So was in der Art. Es ist ... top top secret, wie der Kerl sagte. Ihr werdet sicher bald in den Zeitungen was darüber lesen können. Im Moment ist es noch absolut oberste Geheimstufe.«
»Wann geht’s los?« »Heute Nachmittag. Um drei.«
»Gratulation. Ich fahr dich zu Ishmed, damit du die teuerste, honigtriefendste Abschiedstorte kaufen kannst, die er hat.«
Bruun sog den braunen Rauch einer schwarzen Zigarre ein, hinter seinem Rauschebart war ein Grinsen zu erahnen. Er hob die Arme in Siegerpose und brummte anerkennend. Ein paar Ascheflocken rieselten in seine rotgraue Mähne.
»Ja, ja, haben wir also noch ein hohes Tier für die Reichskripo herangezogen«, sagte er mit maßloser Selbstgefälligkeit. »Ist man da einmal drin, kommt man nicht wieder raus. Außer in der gebührenden Kiste mit dem Stempel der Reichskripo.«
Hjelm schnappte sich seinen Dienstausweis und die Dienstwaffe von Bruuns Schreibtisch und schnallte das Schulterhalfter um.
»Wer noch?« fragte er.
»Hultin war Ende der Siebziger bei uns, wusstest du das nicht? Ein absolut mieser Fußballspieler. Holzbeinhultin, der stadtbekannte Schrecken der Verteidiger. Ohne jedes Ballgefühl. Spezialist im Augenbrauennicken.«
Ein undefinierbares Gefühl pulsierte durch Hjelms Adern, nicht ganz unbehaglich.
»Er sagte, dass er in der Zeitung von mir gelesen hätte. Sympathiebekundungen in den Medien.«
»Ach ja, Zeitungsleserhultin.«
»Hast du noch Kontakt zu ihm?«
»Doch, es kommt vor, dass er mich anruft und mich an alte Gefälligkeiten erinnert. Ich glaube, er spielt immer noch, in der Veteranenmannschaft der Stockholmer Polizei. Wenn er Zeit hat, was nicht häufig der Fall sein dürfte. Ich stell mir vor, wie er die Augenbrauen der vorzeitig pensionierten Kollegen mit einem gezielten Vorschnellen des Kopfes blutig stößt. Ein Anblick für die Götter.«
Hjelm beschloss, nicht lange um den heißen Brei herumzureden. »Du hast nicht zufällig ... ?«
Bruun riss sich für einen Moment von dem inneren göttlichen Anblick grauer und blutgesprenkelter Augenbrauen los und sah ihn schlitzohrig an.
»Reiner Zufall, dass sie ausgerechnet jetzt eine neue Gruppe gegründet haben. Die absolut topgeheime A-Gruppe.«
»Es gibt nicht so viele Wege an den Internen vorbei...«
»Man nimmt, was man kriegen kann. Das Holzbein ist immer in meinen Gedanken.«
Bruun zog ein letztes Mal an der Zigarre, den Mund wie eine Staubsaugerdüse geformt. »Gib dein Bestes. So einen Mist will ich nicht noch einmal erleben.«
Das erste Treffen der A-Gruppe fand in einem der kleinsten Konferenzräume des riesigen Polizeipräsidiumskomplexes statt, jenes Rechtecks, das von Kungsholmsgatan, Polhemsgatan, Bergsgatan und Agnegatan gesäumt wird. Agnegatan streckt das ursprüngliche
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