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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Polizeigebäude, mit dessen Bau 1903 begonnen wurde, die großmachtstraumgeschwollene, gelbgetünchte Brust entgegen. Hier befindet sich die Zentrale der Stockholmer Polizei. Die entgegengesetzte, der Polhemsgatan zugewandte Seite des Rechtecks spiegelt das völlig andere, nicht minder absurde architektonische Ideal der siebziger Jahre wider. Dort ist die Reichspolizeibehörde untergebracht. Von dieser Seite betrat Paul Hjelm ein paar Minuten vor drei das Gebäude. Er wurde bereits erwartet. Ein Wachposten zeigte ihm an einer Anschlagtafel neben dem Eingang den Weg zu dem kleinen Konferenzraum. Er verlief sich trotzdem und kam etwas zu spät. In dem Raum saßen bereits fünf Personen an einem Tisch und sahen genauso verwirrt aus, wie er sich selbst fühlte. Möglichst unauffällig setzte er sich auf einen leeren Stuhl. Als wäre das das Signal gewesen, betrat ein blonder Mann um die Fünfzig und in elegantem Anzug den Raum, stellte sich an die Stirnseite des Tisches und legte die rechte Hand auf den teleskopartigen Arm des Overheadprojektors. Er schaute in die Runde und suchte offensichtlich ein Gesicht, das nicht da war, worauf er den Raum mit einem Räuspern wieder verließ.
    In dem Moment, als die Tür hinter ihm zufiel, ging an der gegenüberliegenden Wand eine andere Tür auf, durch die Kriminalkommissar Jan-Olov Hultin den Raum betrat. Er schaute in die Runde und suchte nach einem Gesicht, das nicht da war.
    »Wo ist Mörner?« fragte er.
    Die Mitglieder der künftigen A-Gruppe wechselten erstaunte Blicke.
    »Wer ist Mörner?« warf Hjelm wenig hilfreich ein.
    »Eben war ein Mann hier«, sagte die einzige Frau in der Gruppe, eine dunkelhaarige Göteborgerin, die erste Falten hatte, sich aber einen feuchten Kehricht darum zu scheren schien. »Aber er ist wieder gegangen.«
    »Das klingt ganz nach ihm«, bemerkte Hultin, ließ sich auf einen Stuhl fallen und klemmte die kleine Lesebrille auf seine große Nase. »Das ist Waldemar Mörner. Abteilungsleiter der Reichspolizeibehörde und formeller Chef der Gruppe. Er wollte ein paar einleitende Worte sprechen. Na ja, wir werden ja sehen, ob er noch mal zurückkommt.«
    Hjelm hatte Schwierigkeiten, sich den distinguierten, effektiven Mann mit dem durchgängig neutralen Tonfall als brutalen Fußballspieler vorzustellen.
    Hultin fuhr fort: »Okay, wenn niemand etwas dagegen hat, würde ich vorschlagen, dass wir uns duzen, da wir mit Sicherheit mehr Zeit miteinander verbringen werden als mit unseren nächsten Familienangehörigen.« Einstimmiges Nicken. »Ihr wisst, worum es geht. Mangels besserer Namensvorschläge bildet ihr die sogenannte A-Gruppe. Ihr seid direkt der Reichskripo unterstellt, werdet aber sehr eng mit der Stockholmer Polizei zusammenarbeiten, vorrangig vermutlich mit der Kriminalabteilung, die gleich um die Ecke in der Kungsholmsgatan sitzt. Denn bislang ist Stockholm der Ort des Verbrechens. Wie auch immer, der Punkt ist der, dass ihr unabhängig von eurem Rang jedem übergeordnet seid, dessen Hilfe ihr in Anspruch nehmt, egal ob Stockholmer Polizei oder Reichskripo. Dieser Fall hat allerhöchste Priorität, wie es in Fernsehserien so schön heißt. Da ihr aus unterschiedlichen Distrikten des Landes herausgepickt worden seid, gehe ich davon aus, dass ihr euch untereinander noch nicht kennt, daher sollten wir vielleicht mit einer Vorstellungsrunde beginnen. Ich heiße, wie ihr bereits wisst...«
    Die Tür wurde aufgerissen, und der Mann, der kurz zuvor schon mal dagewesen war, stürmte atemlos herein.
    »Da bist du ja, Hultin. Ich hab dich überall gesucht.«
    »Ja, ja. Hier hast du also deine A-Gruppe.«
    »Gut. Sehr gut«, sagte Waldemar Mörner hektisch und nahm denselben Platz und die gleiche Haltung ein wie beim ersten Mal. »Meine Herren, meine Dame. Sie sind eine handverlesene, aus sechs Mann bestehende Einheit, genauer aus fünf Männern und einer Frau, und ich gehe davon aus, dass Kriminalkommissar Hultin Sie bereits über die auf Sie zukommenden Aufgaben informiert hat. Geben Sie Ihr Bestes. Es ist von äußerster Dringlichkeit für die Sicherheit des Landes, dass Sie diesen wahnsinnigen Serienmörder stoppen, ehe das Land seiner absoluten Topkräfte verlustig geht. Sie allein können seinen Amoklauf durch die Prachtstraßen des Landes aufhalten. Ja. Genau. So ist es. Sie sind jung, ehrgeizig und voller Energie im Angesicht der Aufgabe. Und Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Möge das Spiel also beginnen. Und möge der Schutzengel der

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