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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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der Initiative, die Sie in der Ausländerbehörde gezeigt haben. Aber nicht zu viel. Es geht vor allem darum, ein funktionierendes Kollektiv zu bilden, das aus phantasiebegabten, gewissenhaften Individuen besteht. Grundströms Notizen und die Tonbandaufnahmen lassen vermuten, dass Sie während all der Jahre hinter den unbeschriebenen Blättern des Dossiers eine solche Persönlichkeit versteckt gehalten haben. Dies könnte Ihre Chance sein. Aber es besteht auch das Risiko, dass Sie vollkommen ausbrennen.«
    »Worum geht es?«
    »Serienmord. Und nicht wie üblich an kleinen Jungen oder Mädchen oder Prostituierten oder holländischen Campern. Nein, diesmal haben wir es mit einer neuen Variante zu tun, und es deutet einiges darauf hin, dass wir erst am Anfang stehen.«
    »Politiker?«
    Hultin lachte leise und nickte, antwortete aber: »Nein. Aber nicht schlecht geraten. Nein, in diesem Fall geht es um, wie wollen wir sie nennen, die Spitzen der Wirtschaft. An dem Abend, bevor Sie sich so heroisch in die Ausländerbehörde gestürzt haben, wurde ein Mann namens Kuno Daggfeldt in seiner Wohnung in Danderyd erschossen. Bereits da gab es Anzeichen dafür, dass es sich nicht um eine Einzeltat handeln würde; diese extreme Präzision und diese Kaltblütigkeit sind entweder professionell oder ein menschenverachtender Verzweiflungsakt. Daggfeldt hinterlässt zwei größere Unternehmen, eine Ehefrau, zwei Kinder und sechs Wohnungen im In- und Ausland. Gestern am späten Abend hat der Mörder wieder zugeschlagen. Diesmal im Strandvägen, in einer der etwas kleineren Paradewohnungen, acht Zimmer mit Balkon, wo Direktor Bernhard Strand-Julén auf exakt die gleiche Weise aus dem Leben befördert wurde. Zwei Schüsse in den Kopf, die Kugeln wurden mit einer Zange oder größeren Pinzette aus der Wand geholt. Absolut keine Spuren. Bei der Tatwaffe handelt es sich um eine gewöhnliche 9-Millimeter, mehr lässt sich noch nicht sagen. Außer, dass sie eine gewaltige Stoßkraft hat: Alle vier Geschosse sind glatt durch den Schädel durchgegangen. Wie der Täter in die Wohnung hinein- und wieder herausgekommen ist, wissen wir noch nicht. Persönliche Verbindungen zwischen Daggfeldt und Strand-Julén gibt es viele, das wird noch genauer zu untersuchen sein; sie haben in den gleichen gesellschaftlichen Kreisen verkehrt, waren beide Mitglieder in denselben Vereinen, segelten im selben Segelklub, spielten im selben Golfklub, waren Mitglieder derselben Ordensgesellschaft, saßen gemeinsam in mehreren Aufsichtsräten et cetera, et cetera. Auf den ersten Blick scheint es da nichts Ungewöhnliches zu geben.«
    »Ist eine Sondergruppe nicht eine recht drastische Maßnahme? Was sagt die Stockholmer Polizei dazu, so übergangen zu werden?«
    »Das wissen wir noch nicht. Natürlich werden wir mit den Kollegen zusammenarbeiten. Und natürlich ist das eine drastische Maßnahme. Immerhin besteht das Risiko eines gründlichen Aderlasses in den bedeutenden Reihen des schwedischen Wirtschaftslebens, und außerdem gibt es unerfreuliche Anzeichen von organisiertem Verbrechen. Wir haben es hier mit einer Professionalität zu tun, wie ich sie in Schweden noch nicht erlebt habe. Und wir tun gut daran, zeitig zu reagieren. Ausnahmsweise mal.«
    Hultin machte eine Pause.
    »Natürlich hat es was von einem schlechten Omen, eine neue Sondereinheit an einem ersten April zu gründen ...«
    »Besser als am Freitag, dem 13., allemal...«
    Hultin lachte leise und schielte auf die Uhr. Er muss ungeheuer gestresst sein, dachte Hjelm, aber er lässt es sich in keiner Weise anmerken. Hultin erhob sich und streckte die Hand aus. Hjelm ergriff sie.
    »Unser erstes Treffen ist heute Nachmittag um 15 Uhr, Polizeipräsidium, im Neubau. Eingang Polhemsgatan 30. Was sagen Sie?«
    »Wir sehen uns«, sagte Hjelm.
    »Das werden wir«, erwiderte Hultin. »Ich muss weiter zum Gamla Värmdövägen und einen Gunnar Nyberg aus dem Distrikt Nacka aufsammeln. Kennen Sie ihn? Auch ein verflixt guter Polizist.«
    Hjelm schüttelte den Kopf. Er kannte kaum jemanden außerhalb der Huddinger Polizei.
    Auf dem Weg zur Tür sagte Hultin: »Sie haben noch knapp vier Stunden, um sich auf unbestimmte Zeit von Ihren Kollegen zu verabschieden und Ihre Sachen zu packen. Das dürfte reichen, oder?«
    Er verschwand, tauchte aber gleich darauf noch einmal auf, als Hjelm sich gerade hingesetzt und ausgeatmet hatte.
    »Möglicherweise versteht es sich nicht von selbst, dass diese Angelegenheit vorerst

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