Misterioso
Polizisten Ihnen beistehen.«
Er verließ den Raum genauso schnell, wie er gekommen war. Der eine oder andere Unterkiefer, der heruntergesackt war, wurde wieder hochgeklappt. Jan-Olov Hultin schloss die Augen und massierte mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel über dem Brillenrand.
»Gut, nun wissen also alle, worum es geht«, sagte er gelassen. Es dauerte eine Weile, bis das Grinsen sich um den Tisch herum fortgesetzt hatte. Und es sollte noch erheblich länger dauern, bis sie Hultins trockenen Humor ganz und gar verstanden. »Machen wir dort weiter, wo wir aufgehört haben. Ich heiße, wie gesagt, Jan-Olov Hultin und arbeite schon etliche Jahre hier, oft direkt dem ehemaligen, landesweit bekannten Chef der Reichskripo unterstellt, dessen Name nicht mehr genannt werden darf. Es soll gerade ein neuer mit dem neuen Titel Reichskriminalchef eingeführt werden, also mit Generaldirektorstatus. Weg mit den alten Polizeititeln. Wenn ihr euch dann bitte im Uhrzeigersinn der Reihe nach vorstellen würdet.«
Viggo Norlander stellte sich als erster vor. Er war von der Stockholmer Polizei und der einzige der sechs, der sich schon mit dem Fall befasst hatte. Dann kamen Kerstin Holm, Jorge Chavez, Paul Hjelm, der Finne Arto Söderstedt und der hünenhafte Gunnar Nyberg. Nach dieser kurzen Vorstellungsrunde ergriff Hultin erneut das Wort.
»Uns stehen fünf Zimmer zur Verfügung: mein Büro, dieser – wie wollen wir es nennen? – Konferenzraum, hier werden unsere Besprechungen stattfinden, und drei weitere Zimmer. Das bedeutet zwei Mann pro Raum. Die Gruppe wird zum Teil paarweise arbeiten. Soweit kein großer Unterschied zu vorher. Ich schlage folgende Aufteilung vor: Norlander und Söderstedt Raum 302, Holm und Nyberg Raum 303 und Hjelm und Chavez Raum 304. In jedem Raum gibt es zwei Schreibtische, zwei Telefone, ein Haustelefon, zwei Handys und eine Computeranlage. Ich selbst brüte in Raum 301, und dies ist Raum Nummer 300. Ihr findet jeder eine Mappe mit einer ausführlichen Beschreibung des Falls auf eurem Schreibtisch. Nachdem die administrativen Details geklärt wären, darf ich Norlander bitten, uns eine Übersicht über die bedeutend wichtigeren Details zu geben, nämlich die polizeilichen Ermittlungen. Die Aufgaben verteile ich dann hinterher. Bitteschön, Viggo!«
Norlander trat vor und setzte sich neben Hultin auf die Tischkante. Er nahm einen Farbfilzstift von der weißen Tafel hinter sich und fingerte daran herum, während er sprach.
»Bislang gibt es keinerlei technische Anhaltspunkte. Der Täter hat keine Spuren hinterlassen, nicht das kleinste Haar. Und eben dieser Mangel an Spuren lässt uns vermuten, dass hier Profis am Werke waren. Die technische Beweisführung können wir also vorerst noch außer acht lassen. Es wurde mit einer gewöhnlichen 9-Millimeter geschossen, die allerdings eine enorme Schlagkraft hatte. Die Kugeln haben den Schädel glatt durchschlagen und sind hinterher mit einer Art Zange aus der Wand entfernt worden. In beiden Fällen hat der Täter auf dem Wohnzimmersofa gesessen, als das Opfer nach Hause kam, und die zwei Schüsse von dort abgefeuert. Obwohl es in beiden Fällen eine Ehefrau gibt, im Fall Daggfeldt sogar einen Sohn, der zu Hause wohnt, sieht es so aus, als hätte der Täter gewusst, dass das Opfer sowohl spät als auch allein nach Hause kommen würde. Ich werde euch die beiden Wohnzimmer aufmalen, damit ihr euch ein Bild von der Übereinstimmung in der Vorgehensweise machen könnt.«
Norlander malte zwei blaue Vierecke auf die weiße Tafel und füllte sie mit mehreren kleineren Quadraten und Rechtecken. Zum Schluss zog er an jeweils derselben Seite der beiden Vierecke zwei kurze, schräge Striche.
»Die Wohnzimmertür«, erklärte er. »Wie ihr seht, sind die beiden Räume mehr oder weniger quadratisch. Überhaupt sind Möblierung und Design nahezu identisch. Hier, auf dem Sofa vor der Wand, in größtmöglicher Entfernung von der Tür, hat er gesessen. Er wartete, bis das Opfer sich so weit von der Tür wegbewegt hatte, dass die Kugeln in die Wand einschlagen und nicht durch die offene Tür ins Ungewisse fliegen würden, dann gab er zwei Schüsse auf den Kopf des Opfers ab.«
Norlander zog eine Diagonale durch die beiden großen Vierecke, die die Schusslinie vom Sofa zur Wand unmittelbar neben der Tür markierte.
»Die Symmetrie kann zweierlei Funktion haben. Entweder handelt es sich um ein Ritual, sozusagen eine Art ritualisierte Hinrichtungsmethode mit
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