Misterioso
Tochter Maxi...«
»Maxi?« fiel Hjelm ihm ins Wort.
»Sie ist auf diesen Namen getauft worden«, sagte Nyberg und breitete die Arme aus.
»Entschuldige. Aber Daggfeldts Segelboot heißt Maxi, darum dachte ich ... Mach weiter.«
»Die neunzehnjährige Maxi scheint den Vater aufrichtig zu vermissen, auch wenn er sich zu Hause so gut wie unsichtbar gemacht hat. Ehefrau Ninni nimmt das Hinscheiden ihres Gatten gelassen, könnte man sagen. Apropos Segelboot, sie lässt fragen, ob es in Ordnung ist, wenn sie es so schnell wie möglich verkauft. Ich hab ja gesagt. Für Strand-Juléns Witwe, Lilian, gilt das gleiche. In puncto Gelassenheit, meine ich. Sie ist aus der gemeinsamen Wohnung am Strandvägen bereits mehr oder weniger ausgezogen, auch wenn eine Scheidung, Zitat, out of the question war; sie hatte gesehen, wie es der ersten Frau, erwähnter Johanna, ergangen ist. Außerdem machte sie gewisse Andeutungen in bezug auf Strand-Juléns sexuelle Neigungen. Ich zitiere: ›Verglichen mit Sankt Bernhard sind die Thailand-Pädophilen die reinsten Engel.‹ Das sollte man vielleicht noch weiterverfolgen.«
»In dem Bereich habe ich mich etwas umgetan«, sagte Hjelm. »Abteilung Freizeitinteressen. Natürlich nur, wenn du fertig bist?«
»Lass mich nur noch abschließend sagen, dass ich seine dreißigjährige Tochter Sylvia aus erster Ehe und Bob, zwanzig, aus zweiter Ehe, noch nicht erreicht habe. Die beiden arbeiten vermutlich im Ausland.«
Hjelm lieferte einen Teil seines Berichts.
»Strand-Juléns Swan-Boot fungierte offenbar als Lustyacht im buchstäblichen Sinn. Ich habe mit einem Besatzungsmitglied der ständig wechselnden Mannschaften von jungen, blonden Knaben gesprochen. Ich weiß nicht, wie empfindlich ihr seid, aber ich habe eine sehr detaillierte Schilderung dessen bekommen, was sich auf dem Boot abgespielt hat.«
»Eine grobe Zusammenfassung reicht aus«, sagte Hultin lakonisch.
»Und grob ging’s zu. Strand-Julén schaute zu und gab Befehle, schuf ›Gemälde‹, indem die Besatzungsmitglieder mitten im Akt regungslos stehen bleiben mussten, während er herumging und das lebende Bild betrachtete. Es kam durchaus vor, dass ein Bursche den Penis eines anderen oder ein ähnliches Objekt mehr als eine Viertelstunde im Anus hatte, ohne sich auch nur einen Millimeter rühren zu dürfen. Selbst wurde Strand-Julén nie in anderer Form denn als Dompteur aktiv. In diesem Bereich besteht scheinbar keine Verbindung zu Daggfeldt. Ich werde weitersuchen. Erste Kontakte zu dem Vermittler habe ich bereits aufgenommen.«
»Holm und der Freundeskreis, bitte«, schaltete Moderator Hultin sich ein. Inzwischen war ein ansehnlicher Teil der weißen Tafel mit Notizen gefüllt. Hultins Schrift wurde immer kleiner.
Kerstin Holms klangvolles Südschwedisch perlte in den Raum.
»Nybergs und mein Bereich überschneiden sich an mehreren Stellen: Freunde und Feinde sind in manchen Zusammenhängen nur schwer zu unterscheiden. Selbst auf die Gefahr hin, in Schablonendenken zu verfallen, kann man wohl sagen, dass Menschen auf diesem gesellschaftlichen Niveau sich selten mit jemandem anfreunden, weil sie ihn mögen. Natürlich kann es von Vorteil sein, wenn dem so ist, aber das ist meist nur ein Nebenprodukt, eine Dreingabe zum eigentlichen Effekt. Freunde legt man sich kurz gesagt zu, weil sie einem von Nutzen sein können, prestigemäßig, um einen großen und imposanten Bekanntenkreis vorweisen zu können, geschäftlich, um das Kontaktnetz zu erweitern – das ist das A und O –, und in sexueller Hinsicht, um mit den vermeintlich ausgehungerten Ehefrauen der anderen in Kontakt zu kommen. Mein Eindruck hier ähnelt dem, den ich von Göteborg habe: der mehr oder weniger sanktionierte Partnertausch ist so an der Tagesordnung, dass man durchaus von Inzucht reden kann. Oder findet ihr, dass ich übertreibe?«
»Fahr fort«, sagte Hultin mit unergründlicher Schroffheit.
»Ninni Daggfeldt erwähnte verschiedene ausgefallene, allerdings heterosexuelle Eskapaden ihres Mannes während seiner Reisen innerhalb Schwedens, vor allem aber im Ausland, in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zu Hause scheint er vorrangig monogam gewesen zu sein. Und die Ferien hat er grundsätzlich mit seinen Lieben auf dem berüchtigten Segelboot verbracht; diese Zeit gehörte der Familie und nur der Familie. Die Tochter ist, wie bereits erwähnt, nach dem Bootstyp getauft, den sie seit den frühen Siebzigern fahren. Ungefähr alle drei Jahre haben
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