Misterioso
Volksseele haben könnten. Es gibt keine isolierten Handlungen.«
Hjelm zuckte zusammen.
»Ich habe schon aus Västeräs gehört, dass du gern abschweifst, Söderstedt«, bemerkte Hultin neutral. »Komm zur Sache.«
»Wir dürfen die Perspektive nicht aus den Augen verlieren«, murmelte Söderstedt und blätterte in einem umfangreichen Computerausdruck. »Wie du angekündigt hast, Hultin, handelt es sich um ein ziemliches Chaos. Ich habe bisher nur an der Oberfläche gekratzt. Daggfeldt besaß zwei größere Unternehmen: die DandFinans AG mit vier Tochtergesellschaften und die Importfirma Malackalmport AG. Darüber hinaus war er Teilhaber bei acht kleineren Unternehmen, darunter drei Holdinggesellschaften, und besaß eine beträchtliche Menge an Aktien, vor allem der fünf größten Exportunternehmen. Strand-Juléns Hauptfirma, an der eine Traube von Holdinggesellschaften hängt, heißt schlicht und einfach Strand-Julén Finans AG. Der Konzern lässt sich – wenn das überhaupt möglich ist – noch schlechter eingrenzen als Daggfeldts.«
»Kurze Zwischenfrage«, sagte Hjelm. »Was ist eine Holdinggesellschaft ?«
Es war, als beobachte ihn die A-Gruppe mit einem kollektiven Facettenauge.
»Muskeln und kein Hirn«, sagte er entschuldigend.
»Eine Holdinggesellschaft erwirbt und verwaltet Aktien anderer Gesellschaften«, erklärte Söderstedt.
»Mehr passiert da nicht?«
»Nein. Ich bin lediglich auf ein Unternehmen gestoßen, das überhaupt etwas mit Produktion zu tun hat, und zwar Daggfeldts Importfirma, die Konserven aus dem Fernen Osten einführt, die in jeder gut sortierten Lebensmittelabteilung stehen. Aber auch das ist natürlich nur indirekt produktiv. Zwischen den direkten Geschäftstätigkeiten von Daggfeldt und Strand-Julén habe ich keine Verbindungen feststellen können. Beide besaßen Aktien von Electrolux, Volvo und ABB. Da waren sie natürlich nicht die einzigen. Die bisher auffälligste Gemeinsamkeit zwischen beiden ist ein Aktienanteil minderen Umfangs an der kleinen, smäländischen Glashütte Hyltefors. Möglicherweise ist da etwas zu finden.«
»Hast du bei der Abteilung für Wirtschaftskriminalität nachgehakt?« fragte Hultin.
»Das hab ich als erstes getan. Beide waren in Steuerverfahren von der Art verwickelt, wie sie sich oft über Jahre hinziehen und irgendwann im Sand verlaufen, weil die Steuergesetze laufend aufgeweicht werden. Daggfeldt war wegen Betrugs angeklagt, nachdem er seinen ersten Partner Unkas Storm ruiniert hatte, wie Nyberg vorhin bereits erwähnte. Er wurde freigesprochen. Soviel dazu.«
»Chavez«, sagte Hultin. »Die Aufsichtsratsposten.«
»Auch ein ziemliches Chaos«, sagte Chavez und verhedderte sich in einem langen Computerausdruck. »Na, vielleicht nicht ganz so. Die Aufsichtsräte mitgerechnet, in denen sie nicht gemeinsam gesessen haben, kommt man auf siebzehn. Rechnen wir nur die, in denen sie tatsächlich gleichzeitig gesessen haben, bleiben acht: Sandvik 1978 bis ‘83, Ericsson 1984 bis ‘87, SellFinans 1985, Skanska 1986 bis ‘88, Bosveden 1986 bis ‘89, Sydbanken 1987 bis ‘91, MEMAB 1990. In der Zeit vor ihrem Hinscheiden saßen sie nur in einem einzigen Aufsichtsrat zusammen, und zwar, was nicht ohne gewissen Witz ist, bei Fonus, seit 1990.«
»Da wissen die Hinterbliebenen wenigstens, an welches Bestattungsinstitut sie sich wenden können«, konstatierte Söderstedt trocken.
»Aber heißt das automatisch, dass die beiden einander kannten?« warf Viggo Norlander ein.
»Das taten sie«, sagte Hjelm.
»Andererseits«, sagte Chavez, »sitzen ziemlich viele Leute in solchen Aufsichtsräten, und ordentliche Aufsichtsratssitzungen finden nur wenige Male im Jahr statt. Zwei Leute können durchaus im selben Aufsichtsrat sitzen, ohne jemals ein Wort miteinander zu wechseln, möglicherweise sogar, ohne von der Existenz des jeweils anderen zu wissen.«
»Sind die Zeitspannen nicht ziemlich kurz?« fragte Kerstin Holm. »Immer nur ein paar Jahre in jedem Aufsichtsrat?«
»Das sind nur die gemeinsamen Zeiten in den Aufsichtsräten«, erläuterte Chavez. »Einzeln haben sie die Posten in der Regel länger innegehabt. Daggfeldt beispielsweise ist bis zu seinem Tod im Aufsichtsrat von Skanska gewesen, während Strand-Julén 1988 dort ausschied. Dafür war er bereits seit 1979 bei Skanska gewesen. In den anderen Fällen verhält es sich ähnlich.«
»Und die Fonus-Spur führt auch nicht weiter?« fragte Norlander.
»In die Kiste, höchstens ... Aber
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