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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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möglichst schon heute Abend Maßnahmen zu ergreifen. Söderstedt?«
    »Eine unbedeutende Kontroverse in einer Ordensgesellschaft ist nicht immer so unbedeutend, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Da steht eine Menge maskulines Prestige auf dem Spiel. In Finnland gibt es mehrere Beispiele von Ordensgesellschaften, die ausgetickt sind. Ich bin für den Besuch in Nockeby.«
    Chavez nickte zustimmend. Gunnar Nyberg schwieg und starrte auf die Tischplatte.
    »Gunnar?« fragte Hultin.
    »Klar«, sagte Nyberg. »Ich hatte nur eigentlich für heute Abend schon andere Pläne.«
    »Ich werde überprüfen, ob wir dich entbehren können. Wir anderen gehen in jedem Fall hin. Einzeln und inkognito. Kein Wort zu niemandem. Ich will auf keinen Fall die Presse in den Himbeersträuchern um die Franzensche Villa hocken haben. Wollen wir den hochverehrten Richter hereinrufen?« Hultin nahm den Hörer des Haustelefons ab und tippte 304. »Herr Franzen, kommen Sie bitte in Raum 300.« Dann ging er zu der vollgeschriebenen Tafel und zog einen Vorhang davor. »Das letzte, was einen alten Justitiar im Stich lässt, ist seine Sehkraft«, sagte er.
    Die Tür öffnete sich und der leicht fettleibige pensionierte Richter betrat majestätisch den Raum. Er ging direkt auf Hultin zu und schüttelte ihm die Hand.
    »Kommissar Hultin«, sagte Rickard Franzén zuvorkommend, »ich hoffe, die Jahre haben unsere gemeinsamen Wunden geheilt.«
    »Ich benötige eine Skizze von Ihrem Haus und der näheren Umgebung«, antwortete Hultin knapp. »Und einen kurzen Abriss, wie Sie diesen Abend zu verbringen gedenken. Ändern Sie nichts an Ihren Plänen. Unser Mann wird sie kennen. Kommt man auch von der Rückseite ins Haus?«
    Franzen betrachtete ihn eine Weile. Dann zog er einen Federhalter aus der Westentasche, beugte sich vor und begann auf einem leeren Blatt Papier zu zeichnen.
    »Das Haus«, erläuterte er, »der Gartenweg, die Straße, die beiden Nachbarhäuser. Bäume, Büsche, der Zaun, das Gartentor. Drinnen die Treppe, Eingangshalle, Flur, Wohnzimmer. Meine Frau schläft in der zweiten Etage. Von der Küche führt eine Tür auf die rückwärtige Veranda. Hier. Auf der Straße parken nie Autos, die sollten Sie also meiden. Ich werde um neunzehn Uhr bei meinem früheren Kollegen Eric Blomgren in Djursholm sein. Den kennen Sie auch, Hultin. Ich fahre immer mit dem Taxi hin und zurück. Bis gegen Mitternacht pflegen wir Schach zu spielen, eine halbe Flasche Remy Martin niederzumachen und alten Erinnerungen nachzuhängen. Ich könnte mir vorstellen, dass es dabei heute unter anderem auch um Sie gehen wird. War das alles?«
    »Fürs erste. Wenn ich Sie jetzt bitten dürfte, noch einen Moment in dem Zimmer zu warten, aus dem Sie gerade gekommen sind. Hjelm wird Ihnen dort gleich noch ein paar Fragen stellen. Vielen Dank für Ihre Kooperationsbereitschaft.«
    Rickard Franzén lachte laut, als er die Kampfleitzentrale verließ. Alle außer Hultin sahen ihm verdutzt hinterher.
    »Na dann«, sagte Hultin ausdruckslos. »Wir begeben uns auf dem Umweg über die benachbarten Grundstücke durch die Hintertür ins Haus, falls er schon irgendwo dort hocken sollte und Nachtwache hält. Zwei Mann überwachen Franzen im Taxi und in Djursholm, für den Fall, dass die Symmetrie gebrochen werden sollte. Chavez und Norlander nehmen den Wagen und anschließend den Drottningholmvägen.«
    Die beiden schienen enttäuscht.
    Davon unbeirrt, zeigte Hultin Franzens Skizze und sagte: »Zwei Mann bewachen von der Straße aus die Vorderseite des Hauses, von beiden Seiten. Wie heißt die Straße noch gleich?«
    »Grönviksvägen«, sagte Hjelm.
    »Grönviksvägen«, wiederholte Hultin. »Das wird eine kalte Angelegenheit. Söderstedt und Holm lauern mit Walkie-Talkie in einem geeigneten Gebüsch.«
    Auch diese beiden wirkten enttäuscht.
    »Hjelm und ich sind im Haus, um die Frau und die Küchentür und die Fenster im Erdgeschoss zu überwachen. Schaffen wir das allein, oder brauchen wir Nyberg? Ich denke, dass wir Nyberg brauchen. Kannst du deine nächtlichen Pläne eventuell verschieben?«
    »Ja, schon gut«, sagte Nyberg bitter. »Ich habe Generalprobe.«
    »Singst du im Chor?« fragte Kerstin Holm.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich singe auch. In Göteborg. In was für einem Chor bist du?«
    »Nacka Kirchenchor«, antwortete der riesige, schwerfällige Gunnar Nyberg und erschien mit einem Mal in einem ganz anderen Licht.
    »Tut mir leid«, sagte Hultin. »Die Generalprobe muss

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