Misterioso
ausfallen. Ich bin sicher, dass du deine Stimme beherrschst. Damit machen wir Schluss. Vielleicht solltet ihr unten im Restaurant etwas essen. Die Operation wird um siebzehn Uhr dreißig eingeleitet, also in knapp einer Stunde. Hjelm bleibt bitte noch einen Moment.«
Hultin sammelte seine Papiere ein, und als sie allein waren, sagte er, ohne Hjelm dabei anzusehen: »Astrein.«
»Die Dinge passten recht gut zusammen, falls du das meinst.«
»Genau das meine ich«, sagte Hultin und verließ den Raum durch die geheimnisvolle Tür im Hintergrund.
10
Er lag in einer schmierig-braunen Masse. Er versuchte, sich aufzurichten, aber es gelang ihm nicht, versuchte zu kriechen, aber es ging nicht, versuchte zu robben, aber nicht einmal das glückte ihm. Je mehr er sich bewegte und kämpfte, desto tiefer versank sein Körper im Schlamm. Er machte den Mund auf und setzte zu einem Schrei an, da schwappte ihm die braune Masse’ über die Lippen. Als dann auch noch seine Nase im Schlamm versank, die Nasenlöcher sich mit der breiigen Masse füllten und nur noch die letzten grauenvollen Augenblicke ihn vom Tod durch Ersticken trennten, nahm er den Gestank wahr.
»Scheiß ...«, sagte Nyberg und wurde von einem lauten Niesen unterbrochen.
Hjelm zuckte übertrieben heftig zusammen.
»Versuch, dich wach zu halten«, sagte Hultin.
»Ich hab nicht geschlafen«, verteidigte Hjelm sich.
Nyberg schnäuzte sich und setzte noch einmal an. »Scheißwetter«, sagte er vom Flurfenster her. Der Aprilsturm, der vom Mälaren herüberwehte, pfiff besorgniserregend ums Haus. »Ich bin echt froh, dass ich nicht draußen rumstehen muss.«
»Man könnte uns Vetternwirtschaft vorwerfen«, sagte Hjelm. »Im Auto sitzen der Typ von der Stockholmer Kripo und der Kanake aus Sundsvall und frieren sich einen Ast, im Gebüsch hocken der Finne und die Göteborgerin und bibbern. Und drinnen in der warmen Stube sitzen wir drei mit unserer Südstadtvergangenheit und trinken Kaffee.«
»Paranoia ist eine der unter Polizisten am weitesten verbreiteten Berufskrankheiten«, sagte Hultin und kippte Birgitta Franzens ausgesuchten Espresso in einem Zug hinunter. »Verdammt, ist der stark!«
»Das ist Espresso«, klärte Nyberg ihn auf. »Wird in kleinen Schlucken genossen.«
»Darum auch die kleine Tasse«, fügte Hjelm hinzu.
»Ich hab wirklich andere Sorgen«, brummte Hultin und hielt sein Funksprechgerät ans Ohr. Jeder von ihnen hatte eins um den Hals hängen. »Hallo, ist Einheit eins an ihrem Platz?«
Es knisterte und rauschte, ehe Chavez’ Stimme ertönte: »Wir stehen im Gubbkärrsvägen direkt hinter der Kirche. Habt ihr’s gemütlich in der guten Stube?«
»Das Taxi ist auf achtzehn Uhr vierzig bestellt«, sagte Hultin kurz. »Was ist mit den Buschleuten? Ich weise noch einmal dringlichst darauf hin, dass ihr die Ohrstöpsel ständig im Ohr haben und alle Geräusche und Bewegungen auf einem absoluten Minimum halten sollt.«
»Ach, Mist«, knackte Söderstedts Stimme. »Wo ich doch grade kopfüber im Birnbaum hänge und meinen berühmten Tarzanschrei ausstoßen wollte.«
»Ist vielleicht sinnvoller als das, was wir hier gerade machen«, bemerkte Holm bibbernd. »Lange halt ich das in diesem verdammten Dornengestrüpp nicht mehr aus, der Wind ist arschkalt.«
»Wenn du vermeiden willst, dass ein Drittel der Truppe wegen Lungenentzündung ausfällt, solltest du dir was überlegen«, ergänzte Söderstedt.
»Ihr habt ja recht; das ist nicht optimal. Also gut: Holm und Söderstedt, ihr kommt einzeln und nacheinander rein, um euch aufzuwärmen. Bei der Gelegenheit könnt ihr gleich an warmen Klamotten überziehen, was im Haus nur aufzutreiben ist.«
Rickard und Birgitta Franzen kamen die Treppe herunter. Er trug einen uralten, aber eleganten Nadelstreifenanzug, komplett mit Weste und Taschenuhr. Er rückte den Schlips zurecht und musste sich zur Seite neigen, um an Nybergs massiger Erscheinung vorbei einen Blick aus dem Fenster werfen zu können.
»Kein schönes Wetter für eine Überwachung im Freien«, sagte er, als das Taxi vorfuhr. »Sie sollten Ihre Kollegen da draußen zwischendurch ablösen. Drei gestandene Kerle hier drinnen im Warmen und eine Frau da draußen in der Kälte, nicht ganz die feine Art. Geben Sie gut auf meine Frau acht. Sie ist das Wertvollste, was ich habe.«
Die beiden Alten gaben sich einen flüchtigen Kuss, dann zog Franzen seinen Mantel an und begab sich in den stürmischen Abend hinaus. Seine Frau sah lange
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