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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Serben zurückkehren. Was glauben Sie wohl, was die Serben mit einer Frau und ein paar Kindern im Vorschulalter machen werden, die vor ihnen geflohen sind? Und was glauben Sie wohl, wie es Ihnen im Knast ergehen wird, wenn Sie einen Polizisten, obendrein noch einen unbewaffneten Polizisten, erschossen haben?«
    Der Mann senkte die Flinte ein paar Zentimeter, jetzt sah er völlig verwirrt aus. Das reichte Hjelm. Er griff nach hinten, riss die Dienstwaffe aus dem Hosenbund und feuerte einen Schuss ab.
    Zugleich versuchte er, die innere Stimme zum Schweigen zu bringen: Wie zum Teufel kann es angehen, dass du dich immer noch vor den weiblichen Körperfunktionen ekelst?
    Für einen kurzen Augenblick, der aus der Zeit herausgelöst zu sein schien, stand alles vollkommen still. Frakulla hielt wie versteinert die Flinte in der Hand. Sein schwer zu deutender Blick bohrte sich in Hjelms Augen. Alles war möglich.
    »Aah«, stieß Dritero Frakulla aus, ließ die Waffe fallen und kippte vornüber.
    Veränderung erfordert Handeln, dachte Hjelm und merkte, wie ihm schlecht wurde.
    Der männliche Angestellte riss die Schrotflinte an sich und drückte den Lauf gegen den Schädel des am Boden Liegenden, unter dessen rechter Schulter eine Blutlache immer größer wurde.
    »Lassen Sie die Waffe fallen, Sie Vollidiot!« brüllte Hjelm und übergab sich.
     

3
     
    Am Anfang bizarre, kurze Sprünge auf der Klaviertastatur, rauf und runter, rauf und runter; im Hintergrund, ganz leise, das Zischeln eines Beckens, gelegentlich ein kurzes Wischen des Jazzbesens über die kleine Trommel. Hin und wieder verlassen die Finger die vorgezeichneten Wege, ohne jedoch den stolpernden Rhythmus zu unterbrechen. Kurze Pause, dann wird das Thema wiederholt, jetzt von Klavier und Saxophon unisono. Dann ein abrupter Wechsel. Der Bass spielt ruhige Viertel, das Saxophon erhebt seine Stimme zum Solo. Das Klavier teilt sporadisch verhaltene Akkorde aus, während das Saxophon souverän durch die Harmonien streift.
    Die Pinzette versinkt in dem Loch, sucht und findet. Das Saxophon fiepst ein wenig außerhalb der Tonart, um gleich darauf weiterzuschlendern. Das Klavier ist verstummt. Für einen Moment ist im Hintergrund das Publikum zu hören. Die Pinzette zieht heraus, wonach sie gesucht hat, während der Saxophonist ein paar schnelle Läufe spielt. Nach jedem Lauf ruft einer aus der Band Yeah. Das Publikum antwortet mit Yeah. Das Saxophonsolo endet mit langgezogenen Tönen. Vereinzelter Applaus.
    Das Klavier setzt wieder ein. Die gleichen Sprünge wie am Anfang, sukzessive Abweichungen, Querulieren, immer freiere Läufe. Klavier, Bass und Schlagzeug, sonst nichts. Die Pinzette versinkt im zweiten Loch. Diesmal geht es einfacher. Beide Klümpchen verschwinden in der Tasche. Er geht zurück zum Sofa.
    Das Klavier gelangt wieder an seinen Ausgangspunkt. Der Bass setzt nach einer kurzen Pause erneut ein, dazu das Saxophon, alle finden im Thema wieder zusammen. Applaus. Yeah.
    Er drückt auf die Fernbedienung. Mit einemmal ist es unerhört still.
    Er steht auf. Bleibt eine Weile in dem großen Raum stehen. Hoch oben unter der Decke, in dem nicht spürbaren Luftzug um den Kristallüster, tanzen ein paar unerwartete Staubkörner. Das matte Metall der stromlinienförmigen Stereoanlage reflektiert kein Licht. Bang und Olufsen.
    Bang, bang, denkt er. Olufsen, denkt er. Dann denkt er nichts mehr.
    Seine behandschuhte Hand streicht sanft über den glänzenden Bezug des Ledersofas, ehe er sich prüfend auf den Weg über das heimelig knarrende Parkett macht. Er umrundet den fünfundzwanzig Quadratmeter großen Teppich, an dem pakistanische Kleinkinder in Sklavenarbeit monatelang geknüpft haben, und durchquert den Flur auf dem Weg zum Balkon. Er öffnet die Tür und bleibt eine Weile draußen stehen, direkt neben der Hollywoodschaukel. Er füllt seine Lungen mit der stillen, kühlen Luft der Frühlingsnacht und verweilt mit dem Blick auf den Reihen von Äkerö, Ingrid Marie und Lobo, Transparente blanche und Gelber Bellefleur. Jeder Apfelbaum ist mit einem kleinen Schild versehen, das hat er auf dem Weg nach drinnen gesehen. Noch existieren die Äpfel nur auf den Schildern, prall, farbintensiv, lange, lange vor den ersten Blüten. Platte Surrogatäpfel.
    Er würde gern glauben, dass es Grillen sind, die er da hört, weil das Pfeifen sonst in seinem Kopf wäre. Überschallknall, denkt er, Olufsen.
    Obwohl es eigentlich gar kein richtiger Knall war.
    Er zieht die Balkontür

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