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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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gelernt haben, deren Kinder auf schwedische Schulen gehen, fast alle sollen nun ausgewiesen werden. So etwas geht nicht reibungslos ab.«
    »Um so weniger Grund hatten Sie, ihn einfach niederzuschießen. Die Geiselsondereinheit der Reichspolizeibehörde war unterwegs, das sind Spezialisten, Experten. Warum, um alles in der Welt, mussten Sie unbedingt allein da rein?«
    Hjelm schaffte es nicht rechtzeitig, sich auf die Zunge zu beißen.
    »Um ihm das Leben zu retten, verdammt noch mal!«
    Es war kurz vor acht Uhr abends. Hjelm und Bruun saßen im Braunen Zimmer, Bruun in seinem Sessel, Hjelm halb liegend auf dem Sofa. Zwischen ihnen auf dem Schreibtisch stand ein riesiges Tonbandgerät. Das Band lief.
    »Um ihm das Leben zu retten, verdammt noch mal!«
    Bruun hätte beinahe seine Zigarre verschluckt. Mit einer ausladenden Bewegung hielt er das Tonband an.
    »Du«, sagte er und zeigte mit der gleichen ausladenden Bewegung auf Hjelm, »bist ein waghalsiger Mensch.«
    »Idiotisch, ich weiß ...«, erwiderte Hjelm. »Genauso idiotisch, wie heimlich ein Verhör der Abteilung für interne Ermittlungen mitzuschneiden.«
    Bruun zuckte mit den Schultern und schaltete das Gerät wieder ein. Nach einer kurzen Pause war wieder Hjelms Stimme zu hören: »Diese Spezialeinheit ist doch nur auf eine Sache spezialisiert, das wissen Sie genauso gut wie ich: darauf, den Täter unschädlich zu machen, ohne die Geiseln zu gefährden. Unschädlich machen im Sinne von eliminieren im Sinne von töten.«
    »Glauben Sie ernsthaft, dass wir Ihnen abnehmen, Sie hätten auf ihn geschossen, um ihn zu retten?«
    »Glaubt doch, was ihr wollt!«
    Bruun sah ihn an und schüttelte streng den Kopf; diesmal war es an Hjelm, mit den Schultern zu zucken.
    »Genau das tun wir nicht«, sagte Grundström. »Wir sind hier, um Recht von Unrecht zu scheiden und sicherzustellen, dass es sich nicht um ein Dienstvergehen handelt und Sie womöglich ungestraft davonkommen. So wird nämlich das Rechtssystem ausgehöhlt. Wenn nötig, müssen wir Sie abmahnen. Das hat nichts mit unserer persönlichen Einstellung zu tun.«
    »Fürs Protokoll«, sagte Hjelm, »der Schuss fiel um 8 Uhr 47, die Spezialeinheit traf um 9 Uhr 38 ein. Hätten wir so lange draußen hocken und warten sollen, fast eine geschlagene Stunde, mit einem verzweifelten Schützen, panischen Geiseln und einem lahmgelegten Zentrum in Hallunda?«
    »Okay, lassen wir die Frage nach dem Warum einen Moment außer acht, und halten wir uns an das, was Sie de facto gemacht haben.«
    Pause. Grundström und Märtensson tauschten die Plätze, während Hjelm darüber nachdachte, was für eine Sorte Mensch »de facto« sagt.
    Die geschliffene Stimme wurde durch eine sehr viel rauere ersetzt.
    »Also gut. Bisher haben wir nur an der Oberfläche gekratzt. Dann wollen wir jetzt mal die gröberen Teile auseinandernehmen.«
    Bruun schaltete das Tonbandgerät aus, zog die Augenbrauen hoch und wandte sich aufrichtig erstaunt an Hjelm: »Soll das heißen, dass sie allen Ernstes diesen Good-guy-bad-guy-Schwachsinn durchgezogen haben? Vor jemandem, der so erfahren ist im Führen von Verhören?«
    Hjelm zuckte erneut mit den Schultern und spürte, wie der Schlaf ihn einholte. Als Märtenssons Stimme wieder erklang, vermischte sie sich mit Worten und Bildern aus allen möglichen Winkeln seiner Seele. Während der kurzen Übergangsperiode zwischen Wachen und Schlafen kämpften beide Seiten um den Vorrang. Schließlich schlief er ein.
    »Schritt für Schritt. Erstens: Sie haben sich ohne Vorwarnung vor die Tür gestellt und gerufen; allein das hätte eine Katastrophe auslösen können. Zweitens: Sie haben behauptet, unbewaffnet zu sein, obwohl Ihre Pistole aus dem Hosenbund ragte; er hätte Sie nur auffordern müssen, sich umzudrehen, und die Katastrophe wäre perfekt gewesen. Drittens: Sie haben den Täter belogen; hätte er von bestimmten Fakten gewusst, wäre die Katastrophe erfolgt. Viertens: Sie haben auf eine nicht vorschriftsmäßige Stelle am Körper gezielt; das hätte in einer Katastrophe enden können.«
    »Wie geht es ihm?« fragte Hjelm.
    »Was?« sagte Martensson.
    »Wie geht es ihm?«
    »Wen meinen Sie?«
    »Dritero Frakulla.«
    »Was zum Teufel soll das sein? Eine Apfelsinensorte? Ein transsilvanischer Graf? Konzentrieren Sie sich auf die Fakten, verdammt noch mal!«
    »Das sind Fakten. Das sind die Fakten.«
    Die folgende Pause war so lang, dass Bruun schon unruhig wurde und sich fragte, ob das Verhör zu Ende war.

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