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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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ganz im Ernst, ich glaube, die Herren betrachten sowohl das Golfspielen als auch den Orden als Arbeit. Ich bin jedenfalls sicher, dass der gute Ritter George, mein kleiner Drachentöter, es so sieht.«
    »Hat George Ihnen gegenüber einmal den Skidbladnerorden erwähnt?«
    »Himmel, nein. Das klingt ja schrecklich.«
    »Wie haben Sie von Daggfeldts und Strand-Juléns Tod erfahren?«
    »Mein Mann hat mich gestern Abend angerufen. Er hörte sich ein wenig erschüttert an, mein armer Schatz.«
    »Hatte er geschäftlich mit den beiden zu tun?«
    »Ich habe mich nie für Georges Geschäfte interessiert. Solange genug Geld auf dem Konto ist, bin ich zufrieden. Furchtbar, nicht wahr? Für eine feministische Vorkämpferin wie Sie, Fräulein Holm, muss ich doch das klassische Hassobjekt sein. Oje, hoppsa, was sehe ich, Philippe bereitet sich auf ganz andere Aktivitäten vor. Haben Sie, Fräulein Holm, schon mal einen prachtvollen, olivbraunen gallischen Spieß sich in einem wunderbar in die Länge gezogenen Moment langsamen, aber stetigen ökonomischen Wachstums von absoluter Schlaffheit zu absoluter Steifheit aufrichten sehen? Ich kann Ihnen versichern, dass dieser Anblick die Fähigkeit, ein vernünftiges Gespräch mit einer schwedischen Polizistin zu führen, spürbar beeinträchtigt. Mais Philippe! Calmons!«
    Das Gespräch wurde unterbrochen. Hjelm hörte Kerstin Holm seufzen. Nach kurzer Unterbrechung war ihre Stimme wieder zu hören und dazu das Rauschen einer Telefonleitung.
    »Fortsetzung, Nizza, 3. April, 10 Uhr 52.«
    »Encore«, meldete sich eine hörbar ermattete Anna-Clara Hummelstrand.
    »Kennen Sie eine Nancy Carlberger?«
    »Nancy? Eine wunderbare kleine Stadt in der Lorraine ...«
    »Sind Sie wach, Frau Hummelstrand?«
    »Fast. Nancy Carlberger? Nils-Emils kleines Mädchen? Ich hab sie ein paar Mal getroffen. Nicht mein Fall. Und was ist jetzt schon wieder? Hat Nils-Emil etwa auch die Segel gestrichen?«
    »Er wurde letzte Nacht ermordet. Ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass diese Information bis auf weiteres der Schweigepflicht unterliegt.«
    »Mon Dieu! Langsam kriegt das Ganze ja was von den zehn kleinen Negerlein. Haben Sie die Bediensteten schon vernommen? Den Butler?«
    »Tatsache ist, dass wir bisher vergeblich versuchen, die Putzfrau ausfindig zu machen.«
    »Das dürfte die kleine Sonya sein. Armes Mädchen. Sie hat die meisten Haushalte in dem Teil von Djursholm. Hat sie ihn etwa gefunden? Sie hat ihn auf gar keinen Fall umgebracht, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Etwas so Zaghaftes wie Sonya ist mir überhaupt noch nicht untergekommen.«
    »Putzt sie auch bei Ihnen?«
    »Nein, wir haben schon seit Jahren eine andere, ganz reizende Frau, eine Türkin. Iraz. Iraz Effendi. Nein, Sonya ist schwarz. Aus Somalia, glaube ich. Ich bin nicht ganz sicher, ob ihre Papiere alle in Ordnung sind. Das habe ich natürlich nicht offiziell gesagt.«
    »Hat sie bei Daggfeldts und Strand-Juléns gearbeitet?«
    »Nein, sie hat sich an Djursholm gehalten. Sie wissen sicher, wie schnell sich die Kunde von einer guten, billigen und zuverlässigen Putzhilfe ausbreitet. Versuchen Sie nicht, mir weiszumachen, dass Sie das nicht wissen.«
    »Sie kennen nicht zufällig Sonyas vollständigen Namen oder wissen, wo sie wohnt?«
    »Nein, aber das müsste Nancy doch wissen. Warum klingeln Sie mich eigentlich so früh aus dem Bett? Ich will doch hoffen, dass George nicht in Gefahr ist ... Apropos, ich habe gestern wohl ein wenig dummes Zeug geredet. Ich hoffe, Sie schneiden die Teile raus, die nicht direkt mit der Angelegenheit zu tun haben. George, wissen Sie ...«
    »Meinen Sie etwa diese Passage? Ich zitiere: ›Haben Sie, Fräulein Holm, schon mal einen prachtvollen, olivbraunen gallischen Spieß sich in einem wunderbar in die Länge gezogenen Moment langsamen, aber stetigen ökonomischen Wachstums von absoluter Schlaffheit zu absoluter Steifheit aufrichten sehen?‹«
    »Sie genusssüchtiges Wesen, Sie!« rief Frau Hummelstrand entzückt, und als sie fortfuhr, reichte es Hjelm endgültig: »Haben Sie etwa in Ihrem Büro gesessen und beim Gedanken an Philippes ansehnliches Organ masturbiert? Pfui, schämen Sie sich!«
    Während er das Band wechselte, konnte er den Gedanken an eine masturbierende, an Philippes ansehnliches Organ denkende Kerstin Holm nicht ganz verdrängen. Sie war allein in ihrem Büro. Die Nacht hatte sich über das Präsidium gesenkt. Ihre Beine lagen gespreizt um den Laptop, und sie hatte die weich

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