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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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kommt man nicht ran. Vielleicht besteht der Mensch ja nur aus einem Haufen lockerer Verknüpfungen. Wer weiß?«
    »Das ist jedenfalls das, was übrigbleibt...«
    Kerstin Holm schaltete ihren Computer aus, reckte sich und sagte in die Dunkelheit: »Du hast einen Pickel auf der Wange.«
    »Ich weiß«, antwortete Paul Hjelm.
    Sie kamen aus dem Keller.
    Sie quollen aus einem grauen Kastenwagen und bewegten sich lautlos zu der Tür, die ins Treppenhaus führte. In ihren geschulten Händen ruhten MPs im Miniformat.
    Sie öffneten die Tür und schraubten sich einer nach dem anderen die Steinstufen in dem schallisolierten Treppenhaus hinauf. Sie machten nicht das kleinste Geräusch.
     

14
     
    In jeder Etage verbarrikadierte der erste Mann die Tür, die zu den Wohnfluren führte. Irgendwo setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung.
    Vor der siebten Tür blieben sie stehen, warteten, bis auch der letzte angekommen war. Dann riss der Mann die Tür auf, und sie strömten auf den Korridor der siebten Etage.
    Sie klingelten an einer Tür, an der »Nilsson« stand.
    Niemand öffnete. Es war kein Laut zu hören.
    Ein großer Betonzylinder mit zwei Handgriffen an jeder Seite, an dessen vorderem Ende eine dicke Metallplatte befestigt war, wurde nach vorn getragen. Zwei Mann packten die Griffe und rammten den Zylinder auf ein Zeichen hin mit Schwung gegen die Tür.
    Das Holz um das Schloss herum zersplitterte krachend.
    Sie stürmten in die Wohnung, verteilten sich auf die verschiedenen Zimmer. Es war dunkel, sämtliche Jalousien waren heruntergelassen.
    In einem der Betten in der kleinen Zweizimmerwohnung lagen drei kleine farbige Kinder, die von dem Krach geweckt worden waren. Auf am Boden ausgebreiteten Matratzen lagen weitere vier Kinder. Fünf der Kinder weinten.
    Sie stürzten in den nächsten Raum. Auf den Betten und Matratzen lagen vier farbige Erwachsene und starrten sie erschrocken an. Ein paar der maskierten Männer blieben mit erhobenen Waffen stehen, der Rest lief weiter in die Küche.
    Am Küchentisch saßen ein farbiger Mann und ein weißer Pastor vor ihren Kaffeetassen. Sie starrten wie gebannt auf die winzigen MPs, die auf sie gerichtet waren.
    »Was zum Teufel!« sagte der Pastor. Ansonsten hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
    Zwei gutgebaute Herren um die Vierzig mit identischen Lederjacken betraten die Küche und musterten den Pastor und den Mann kurz, bevor sie ins Schlafzimmer gingen.
    »Sonya Shermarke?« fragte der blondere von beiden.
    Eine der Frauen auf dem Boden setzte sich auf und sah ihn verängstigt an.
    »Durchsucht  die  Wohnung  nach  Waffen«,   befahl   Gillis Döös seinen Leuten.
    »Und nach Drogen«, fügte Max Grahn hinzu.
     

15
     
    Hjelm sah sein Gesicht im verkehrt eingestellten linken Außenspiegel und entdeckte, dass der schuppig-rote Fleck auf seiner Wange größer geworden war. Hautkrebs, dachte er.
    Die Sonne breitete links und rechts der Liljeholmbrücke eine dicke Schicht scheinbaren Sommers über den Arstaviken und den Liljeholmsviken. Hjelm kämpfte sich mit dem Dienstwagen die Steigung hinauf. Der Strand von Hornstull und die Schrebergärten von Tantolunden ließen sich von der Sonne bescheinen. Er fragte sich, ob der Minigolfplatz wohl schon geöffnet hatte.
    Er gab Vollgas, um den höchsten Punkt hinter sich zu bringen und endlich nach Södermalm zu kommen, und blieb prompt auf der Hornstullkreuzung in einem chaotischen Durcheinander stecken. Ein metallic-glänzender Saab 9000 hatte offenbar die Ampel bei Rosa überfahren und stand jetzt mitten auf der Kreuzung, wo die entgegenkommenden Autos laut hupend einen Bogen um ihn machten.
    »Ich hab ja gesagt, dass du auf dem Essingeleden weiterfahren solltest«, bemerkte Gunnar Nyberg, während Hjelm sich auf die Hupe legte.
    Er hatte Nyberg vor seiner kleinen Junggesellenwohnung neben der Kirche von Nacka aufgesammelt. Fahrgemeinschaften, dachte er, als er seinen Mazda an dem Saab vorbeilenkte. Das Wort schien schon lange in Vergessenheit geraten zu sein.
    »Das hier ist aber die nettere Strecke«, sagte er und fluchte gleich darauf heftig über einen Radfahrer, der sich zwischen den Autos entlangschlängelte.
    »Der nettere Stau vielleicht«, konterte Nyberg. »Die können ja ganz unterschiedlich sein.«
    Auf der gesamten Länge der Langholmsgatan stand der Verkehr praktisch still; erst auf der Västerbro, die sich über den schmalen Pilsund wölbte, der Södermalm von Langholmen trennte, löste der Stau sich

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