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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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gestoßen sind, können allerdings nicht direkt als Gewaltverbrechen bezeichnet werden. Wir werden darauf zurückkommen, sobald wir mehr wissen. Was wir aber jetzt schon sagen können: Es gibt mehr Berührungspunkte zwischen den Imperien der Herren, als wir zu Anfang angenommen haben.«
    Hultin wollte gerade das Time-out-Zeichen geben, als Söderstedt ganz von allein aufhörte. Chavez ergriff die Gelegenheit.
    »Es gibt Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger drei Aufsichtsräte, in denen die drei Opfer gleichzeitig gesessen haben: Ericsson, Sydbanken, MEMAB. Ich werde überprüfen, wer sonst noch zu besagter Zeit in diesen drei Aufsichtsräten war. Das sind nicht gerade wenige. Im Moment tendiere ich aus rein mathematisch-statistischen Gründen zu MEMAB, weil es der kleinste Aufsichtsrat war beziehungsweise ist, teils aber auch, rein intuitiv, weil Pauls Golfspur mit MEMAB zu tun hat, teils, weil dort eine gewisse Konkurrenz, um nicht zu sagen feindseliges Ringen um die Plätze geherrscht zu haben scheint. Kurz und gut, ich suche nach Feinden in den Aufsichtsräten. Bisher habe ich noch keine konkrete Fährte, aber den einen oder anderen Treffer bei MEMAB gibt es.«
    Die beiden letzten Sätze waren hart erkämpft, denn er hatte das von Hultin gebildete T vor Augen.
    »Los geht’s«, sagte Hultin, nahm die Brille von seiner Riesennase und verließ den Raum durch seine Spezialtür.
    Auf dem Weg nach draußen hielt Hjelm Kerstin Holm zurück.
    »Ich will dir Ritter George nicht wegschnappen. Es war überflüssig, das auf den Tisch zu bringen. Ich bin einfach zu Mimerfixiert.«
    »Gut«, sagte sie, in jeder Beziehung kurz angebunden, und verschwand in dem Moment in Zimmer 303, als Nyberg herauskam, die Jacke in der Hand, und Hjelm ein Zeichen gab. Wie Dick und Doof stapften sie in den Sommertag hinaus.
    Der Tag wurde lang und nervenaufreibend. Hjelm klapperte mit Nyberg die Liste aus dessen Notizbuch ab, das sich schnell mit Häkchen füllte. Hinter den Haken verbargen sich teilweise gut unterrichtete Informanten, teils verdächtige Subjekte mit eventuellen russischen Kontakten, die Zugang zu billigen Spirituosen und Drogen gewährten: lichtscheue Kneipenbesitzer, notorische Dealer, Steroide verschachernde Fitnessschuppenbetreiber, nicht so genau rechnende Kunsthändler, Besitzer illegaler Spielklubs: allesamt der Polizei wohlbekannt, aber unmöglich zu Fall zu bringen.
    Der Bass aus dem Nacka-Kirchenchor verwandelte sich vor Hjelms Augen von einer Sekunde auf die andere vom gutmütigen Teddybären zum furiosen Grizzly und wieder zum Teddybären, sobald der Haken im Notizblock gemacht war.
    »Wie machst du das bloß?« fragte Hjelm nach Haken Nummer acht. Die Befragung war genauso ergebnislos verlaufen wie die sieben davor.
    Gunnar Nyberg lachte. »Alles eine Frage der Zügelung der Hormone«, sagte er. Dann hörte er auf zu lachen und starrte aus dem Autofenster. »1973 war ich Mr. Sweden. Ich war dreiundzwanzig und hab an Pillen in mich reingestopft, was ich nur kriegen konnte, Hauptsache, es erhöhte die Muskelmasse. In meiner Zeit als Polizist in Norrmalm zwischen 1975 und ‘77 bekam ich drei Anzeigen wegen polizeilicher Brutalität, und es ist mir nur dank entsprechender Hilfe gelungen, mich da rauszuwinden. Die Anzeigen sind sozusagen im bürokratischen Durcheinander untergegangen. 1977, nach dem letzten Fall von Körperverletzung, habe ich mit dem harten Aufbau, das heißt mit dem Doping, aufgehört. Das war absolut pervers, das hab selbst ich eingesehen. Und darüber werde ich auch niemals hinwegkommen. In der Übergangsphase hatte ich mit Ausbrüchen von Jähzorn zu kämpfen, ich hab meine Frau verloren, und mir wurde jegliches Recht auf Umgang mit meinen Kindern abgesprochen. Aber ich hab die Scheiße überwunden. Glaub ich jedenfalls. Ich bin nach wie vor nicht sicher, ob ich nur so tue, als wäre ich wütend, oder ob die Wut zwischendurch das Ruder übernimmt. Ich weiß es nicht. Aber ich bin ziemlich kontrolliert, oder?«
    Hjelm sollte Gunnar Nyberg nie wieder soviel auf einmal sagen hören.
    »Sehr«, bestätigte er. Nyberg überschritt nie die Grenze. Seine Gewalt war indirekt. Im bloßen Angesicht von hundert-fünfzig Kilo potentieller Androhung von Schlägen wurden die meisten Kleinkriminellen ziemlich schnell zahm.
    Bis in den Abend hinein kutschierten sie kreuz und quer durch Stockholm und Umgebung. Hjelm fungierte vorrangig als Chauffeur, aber in der Regel gelang es ihm, seine kurze Frage nach

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