Misterioso
allmählich auf. Sie rollten an dem Platz vorbei, über dem in einem nicht allzu lange zurückliegenden Sommer bei einem Schauflug ein JAS-Flugzeug abgestürzt war, wofür hinterher niemand die Verantwortung hatte übernehmen wollen. Hjelm war damals mit der ganzen Familie dagewesen, selbst Danne hatte sich breitschlagen lassen. Sie hatten in der vierten Reihe unten am Södra Mälarstrand gestanden, direkt gegenüber dem Stadshuset, als das Flugzeug plötzlich einen Linksschwenk machte. Sie hatten gesehen, wie der Pilot sich aus dem Cockpit schleuderte und das Flugzeug sich sanft zur Erde neigte, hatten die Rauchwolke aufsteigen sehen und gehört, wie die absolute Todesstille in schockiert aggressives, aber erleichtertes Geschnatter überging. Ein Todesstoß gegen das Vertrauen, hatte er später gedacht, aber während des eigentlichen Geschehens war er vollständig passiv gewesen, ohne jeden Gedanken. Danne hatte sich nach einer Weile aus dem Klammergriff seines Arms befreit, den er offensichtlich aus uraltem, aber nutzlosem Beschützerinstinkt um die Schultern seines Sohnes gelegt hatte.
»Heftig«, hatte Danne gesagt.
»Herrlich«, sagte Gunnar Nyberg. Sein Blick wanderte zwischen dem Riddarfjärden auf der rechten und dem Mariebergsfjärden auf der linken Seite hin und her.
Hjelm war ganz seiner Meinung. Ein Ausblick für Götter, wie Erik Bruun sich ausgedrückt hätte. Stockholms Wasserflächen glitzerten sanft im Licht der Vormittagssonne. Wolkenloser Himmel, farbenfrohe Fassaden, ein paar blendendweiße Mälar-Ausflugsdampfer, die zwischen gleißenden Sonnenflecken entlang tuckerten. Zwei verfrühte Segler mit regenbogenfarbenen Ballonsegeln. Das Stadshuset, das stolz seine drei goldenen Kronen zur Schau trug. Überall begann es grün zu sprießen, und die Strandpromenade zum Norr Mälarstrand füllte sich langsam wieder mit Stadtspaziergängern.
Sie waren beide nicht böse, als der Verkehr auf dem höchsten Punkt der Brücke völlig zum Erliegen kam.
Das Leben kehrte in die aus dem Winterschlaf erwachende Stadt zurück. Den Tod im Schlepptau, dachte Hjelm melodramatisch.
»Ich soll heute Jagd auf Kleinkriminelle machen«, sagte Nyberg. »Kommst du mit?«
Hjelm schaltete in den Leerlauf und zog die Handbremse an. Er musterte den Hünen neben sich, unter dessen Gewicht der Mazda sich bedenklich nach rechts neigte.
»Informanten?« fragte er.
»Unter anderem. Die Polizeibezirke haben ihre Denunzianten- und sonstigen Lumpenregister durchgekämmt und ein paar Kandidaten ausfindig gemacht.«
»Die über die Mafia Bescheid wissen?«
»Über Morde im allgemeinen und die Russen im besonderen. Kandidaten, wohlgemerkt, keine Hauptverdächtigen. Mit größter Wahrscheinlichkeit zutiefst und absolut sinnlos.«
Der Pfropf im Verkehr löste sich abrupt. Die Västerbro machte eine scharfe Kurve und mit ihr der Mazda, als sie über den Rilambshovspark fuhren. Einige wenige, aus welchen Gründen auch immer arbeitsfreie Wesen verteilten sich wie bunte Flecken auf der nicht besonders grünen Rasenfläche.
»Da ich mit meiner Ordensspur nicht recht auf Gegenliebe stoße«, sagte Hjelm, »könnte es durchaus sein, dass ich mitkomme. Außerdem wäre das eine Gelegenheit, nach einem gewissen Johan Stecher zu fragen.«
Sie kämpften sich durch das Gewirr einander kreuzender Straßen auf dem Fridhemsplan und fuhren in einem leichten Rechtsbogen am Kronobergspark vorbei, die Hantverkargatan entlang bis zur Polhemsgatan. Hjelm parkte einen Block vom Polizeipräsidium entfernt und wanderte neben dem riesigen Nyberg auf die in der Sonne strahlende Stockholmer Version des Tadsch Mahal zu.
Wie eine Eule sah Hultin sie über den Rand seiner Lesebrille an. »Neuigkeiten von oben«, sagte er. »Die Putzfrau, die Carlbergers Tod gemeldet hat, ist gefunden worden. Sie heißt Sonya Shermarke und ist Somalierin mit einem Abschiebungsbescheid. Sie hat sich mit ihrer Familie bei Verwandten in Tensta versteckt, unter dem Schutzmantel der Kirche. Sie hat sich als Putzhilfe in ein paar Villen in Djursholm über Wasser gehalten. Heute am frühen Morgen hat die Einheit einer Parallelabteilung sie ausfindig gemacht und alle Anwesenden in der Wohnung festgenommen, sieben Kinder und sechs Erwachsene, unter ihnen auch ein Pastor aus der Gemeinde Spinga. Sie sitzen jetzt schon seit über drei Stunden eingepfercht in einer Zelle und werden von unseren Kollegen eifrig verhört.«
»Darf man raten, um welche Parallelabteilung es
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