Mistreß Branican
deren für mehrere Monate vorräthig. Nur der Mangel an Wasser machte sich dann und wann recht fühlbar, und auch mit diesem waren sie jetzt durch die glückliche Auffindung einer Cisterne reichlich versorgt.
Nur mußten sie immer noch eine furchtbare Hitze ertragen, eine erstickende Luft einathmen, während weit und breit kein Baum und Strauch stand. Es giebt wenige Reisende, die diesen Strapazen Stand halten können, wenn sie nicht in dem Lande geboren sind. Wo der Eingeborne fest weiterschreitet, unterliegt der Fremde. Zu diesem mörderischen Klima muß man geboren sein.
Nichts als jene Dünen und rothen Sandmassen! Der gleichsam brennende Boden, dessen intensive Farbe noch durch die Sonnenstrahlen gesteigert wurde, blendete fortwährend die Augen. Der Sand war so heiß, daß es einem Weißen unmöglich war, barfuß zu gehen; die Schwarzen konnten dies vermöge ihrer abgehärteten Haut wohl thun, und sie klagten auch in dieser Beziehung nie. Aber sie klagten doch und ihr Unwille trat bei jeder Gelegenheit hervor. Wenn Tom Marix nicht eingesehen hätte, daß er seine Escorte vollständig beisammen haben mußte, weil sie doch mit einigen Stämmen in Kampf gerathen könnten, so hätte er Mrs. Branican gerathen, sie aus ihrem Dienste zu entlassen.
Uebrigens sah Tom Marix die Schwierigkeiten immer mehr wachsen und er konnte sich nicht verschließen, daß trotz aller Qualen und Gefahren, denen man bisher getrotzt hatte, sie doch dem sicheren Verderben entgegengingen. Er behielt das für sich, und ließ gegen Niemanden ein Wort darüber fallen. Nur Zach Fren durchschaute ihn und war förmlich beleidigt darüber, daß er ihn nicht ins Vertrauen zog.
»Tom, sagte er eines Tages zu ihm, ich hätte Sie nicht für den Mann gehalten, der den Muth verliert!
– Ich den Muth verlieren!… Sie täuschen sich, Zach, wenigstens in dem Sinne, daß ich nie den Muth verlieren werde, meine übernommene Mission bis zu Ende zu führen. Den Durchzug durch diese Wüsten fürchte ich nicht, sondern nach demselben gezwungen zu werden, ohne Erfolg wieder zurückzukehren..
– Glauben Sie denn, Tom, daß der Capitän John seit der Flucht Harry Felton’s zugrunde gegangen ist?
– Ich weiß nichts davon, Zach, und Sie wissen darüber auch nicht mehr.
– O ja, ich weiß es, wie ich sicher weiß, daß zwei mal zwei vier ist.
– Sie sprechen hier geradeso, wie Mrs. Branican oder Godfrey sprechen, und Sie nehmen ebenso wie jene die Hoffnung als Gewißheit an. Ich wünschte, Sie hätten Recht. Aber der Capitän John befindet sich, wenn er am Leben ist, in den Händen der Indas, und wo sind diese Indas?
– Sie sind dort, wo sie sind, Tom, und dahin muß die Karawane ihren Weg nehmen, sollte sie auch noch ein halbes Jahr herumwandern müssen. Zum Teufel! Erst wenn wir nicht mehr weiter können, gehen wir wieder zurück…
– Ja, Zach, auf dem Meere geht das schon, wenn man weiß, man kehrt in diesen oder jenen Hafen wieder zurück. Aber wissen wir etwas, wohin wir durch diese Gegenden da kommen?
– In der Verzweiflung wird man es freilich nicht wissen.
– Ich verzweifle nicht, Zach.
– O ja, Tom, und was noch furchtbarer ist, Sie werden es schließlich nicht mehr verbergen können. Derjenige, welcher seine Unruhe nicht verhehlt, ist ein schlechter Capitän und bringt in seine Mannschaft Unruhe. Hüten Sie sich davor, Tom, nicht um Mrs. Branican’s willen, die nichts von ihrem Wege abbringen könnte, sondern vor den Weißen unserer Escorte! Wenn sie mit den Schwarzen gemeinsame Sache machen…
– Ich bürge für sie, wie für mich!
– Wie ich für Sie bürge, Tom! Sprechen wir nicht mehr davon, daß wir die Flagge herablassen wollen. so lange noch die Mastbäume stehen.
– Wer spricht denn davon, Zach? Nur Len Burker…
– O, der, Tom! Wenn ich Commandant wäre, so hätte ich ihn längst in Fesseln schlagen lassen. Nun, er möge wohl auf der Hut sein, denn ich lasse ihn nicht aus den Augen!«
Zach Fren hatte Recht, Len Burker zu beobachten, denn wenn eine Empörung in der Escorte ausbräche, so hätte man dies nur ihm zu verdanken, denn er hetzte die Schwarzen auf, denen Tom Marix so vertraute. Dies wäre ein Grund, weshalb die Expedition mißlingen könnte. Aber war er nicht schon vorhanden, als Tom Marix es kaum mehr für möglich hielt, mit den Indas zusammenzutreffen und den Capitän John zu befreien?
Obwohl die Karawane nicht ganz aufs Gerathewohl weiterzog, indem sie die Richtung gegen den Fitz-Roy einhielt, so
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