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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Boden so trocken, daß er kaum dieser so anspruchslosen Vegetation entspricht? Niemand würde es für möglich halten, der nicht diese ungeheure, sandige Wüste sähe. Es muß daher in diesen Gegenden, die von den Sonnenstrahlen förmlich verzehrt werden, gar nicht regnen, nicht einmal im Winter.
    Vor dieser fürchterlichen Trockenheit und Einöde konnte sich Keiner von uns eines gewissen ängstlichen Gefühles erwehren. Tom Marix zeigte mir diese öden Gegenden auf der Karte. Ein weißer Fleck, den die Reisenden Giles und Gibson durchschnitten. Gegen Norden zeigt die Linie, welche den Weg des Obersten Warburton angiebt, deutlich die Unsicherheit und die Umwege, welche er machen mußte, um Wasser zu finden. Da sind seine kranken, hungrigen Leute am Ende ihrer Kräfte… Dort fallen seine Thiere um… stirbt sein Sohn… Besser ist es, wir lesen seinen Reisebericht nicht… Die Kühnsten würden zu entsetzt zurückweichen… Aber ich habe ihn gelesen und… ich lese ihn wieder… Ich lasse mich nicht in Schrecken setzen… Den Gefahren, denen dieser Reisende zur Erforschung unbekannter Strecken Australiens getrotzt hat, werde auch ich trotzen, um John aufzufinden… Das ist das einzige Ziel meines Lebens, und ich werde es erreichen.
     

    »Schlagen Sie nicht die Kameele…« (S. 277.)
     
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    3. Februar. Seit fünf Tagen müssen wir unseren Marsch um die Hälfte verringern… nichts ist bedauerlicher. Unsere Karawane, welche durch Terrainschwierigkeiten aufgehalten wird, ist unfähig, geradeaus zu marschiren. Der Boden ist manchmal zerklüftet, so daß wir oft absteigen müssen. An einigen Orten sind Dünen, welche die Kameele umgehen müssen; manchmal erheben sich die Sandhügel bis zu einer Höhe von hundert Fuß, welche wiederum Thäler von sechshundert bis siebenhundert Fuß Breite trennen. Da die Leute tief in den Sand einsinken, so wird der Marsch immer beschwerlicher.
     

    Zach Fren ergänzte unsere Salzvorräthe. (S. 287.)
     
    Die Hitze ist erstickend, und man kann sich nicht vorstellen, mit welcher Gluth die Sonne ihre Strahlen herabsendet. Es sind förmliche Feuerpfeile, die an tausend Stellen den Körper durchdringen. Jane und ich konnten kaum in unserer Kibitka bleiben. Was mußten erst unsere Gefährten von Früh bis Abends leiden! Zach Fren, der doch so kräftig ist, wird müde, aber er hat nichts von seinem guten Humor verloren. Dieser treue Freund, dessen Leben mit dem meinigen so verknüpft ist! Jos Meritt erträgt diese Strapazen mit einer Seelenruhe und einem Widerstande, um welche er zu beneiden ist; sein Diener, der weniger geduldig ist, klagt, ohne daß es ihm gelingt, seinen Herrn zu rühren. Wenn man bedenkt, daß dieser Mensch solche Strapazen um eines Hutes willen erträgt!
    »Gut!… O!… Sehr gut! antwortet er, wenn man ihm das sagt; aber welch seltener Hut!…
    – Ein alter Komödiantenhut!« murmelte Zach Fren, indem er mit den Achseln zuckte.
    Zwischen acht und vier Uhr ist es unmöglich, einen Schritt zu thun. Man lagert sich gleich hin, wo man steht, man schlägt ein oder zwei Zelte auf. Die Leute, Weiße und Schwarze, strecken sich, wenn sie es können, im Schatten der Kameele aus. Aber was erschreckend ist – das Wasser geht aus; was soll aus uns werden, wenn wir nur auf ausgetrocknete Brunnen stoßen? Ich fühle, daß Tom Marix außerordentlich unruhig ist, obgleich er mir seine Angst zu verbergen sacht. Er hat Unrecht, es wäre besser, er würde mir nichts verhehlen. Ich kann Alles hören und ich werde nicht schwach werden…
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    14. Februar. Elf Tage sind verflossen und nur an zweien hat es geregnet. Wir waren nicht im Stande, unsere Fäßchen zu füllen; weder konnten die Menschen ihren Durst löschen, noch die Thiere genügenden Wasservorrath zu sich nehmen; wir sind in Emily-Spring angekommen, wo die Quelle ganz ausgetrocknet ist. Unsere Thiere sind erschöpft, Jos Meritt weiß nicht mehr, welche Mittel er ergreifen soll, um sein Kameel weiter zu bringen. Er schlug es nicht, sondern sachte ihm von einer anderen Seite beizukommen. Ich hörte ihn sagen:
    »Armes Thier, wenn Du auch leidest, so hast Du wenigstens keinen Kummer.«
    Das Thier schien diese Auszeichnung nicht zu verstehen. Wir setzten unseren Weg fort mit größerer Unruhe als sonst. Zwei Thiere

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