Mistreß Branican
erwiderte der Jüngere.
Diese Entfernung war auf der Karte gleich zweihundertachtzig Meilen von dem Punkte, wo sich die Karawane eben befand. Was die Auskünfte anbelangt, so stimmten sie mit denen Harry Felton’s überein.
»Führt Euer Stamm mit den Indas oft Krieg?
– Immer!« erwiderte der Sohn.
Dabei schlug er einen Ton an und machte eine Handbewegung, die deutlich von dem Hasse dieser Cannibalen zeugten.
»Wir werden sie immer verfolgen, fügte der Aeltere hinzu, dessen Kinnbacken vor sinnlicher Lust klapperten, und sie werden geschlagen werden, wenn der weiße Häuptling nicht mehr an ihrer Spitze sein wird.«
Man kann sich leicht vorstellen, welche Bewegung diese Antwort bei Mrs. Branican und ihren Gefährten hervorrief. Konnte man zweifeln, daß dieser langjährige Gefangene der Indas der Capitän John war?
Auf Bitten Dollys hin fragte nun Tom Marix die Wilden weiter, die aber über diesen Häuptling nur sehr unsichre Auskunft geben konnten. Sie erklärten jedoch mit Bestimmtheit, daß vor drei Monaten, wo der letzte Kampf zwischen den Indas und Gursis stattfand, der Weiße noch in der Gewalt der ersteren war.
»Ohne ihn, rief der junge Australier aus, wären die Indas nur Weiber!«
Das war jetzt Nebensache, denn man wußte nun von ihnen, was man wissen wollte. John Branican und die Indas befanden sich also dreihundert Meilen nordwestlich entfernt und man mußte sie an den Ufern des Fitz-Roy suchen.
In dem Augenblicke, als das Lager abgebrochen werden sollte, hielt Jos Meritt die beiden Wilden, die Mrs. Branican eben mit Geschenken entlassen hatte, einen Augenblick auf, und bat Tom Marix, sie nach der Kopfbedeckung zu fragen, welche die Indas und Gursis bei festlichen Gelegenheiten tragen.
Jos Meritt sah ihrer Antwort mit nicht geringerer Bewegung entgegen, als Dolly der über den Capitän John.
Er mußte zufriedengestellt sein, denn ein »Gut!… O!… Sehr gut!« entschlüpfte seinen Lippen, weil er erfuhr, daß eigenthümliche Kopfbedeckungen bei den Völkerstämmen des Nordwestens nichts Ungewöhnliches seien und daß bei festlichen Gelegenheiten die Häuptlinge stets Hüte trügen.
»Sie verstehen, Mrs. Branican, sagte Jos Meritt, den Capitän John zu finden, ist sehr gut… aber die Hand auf einen Schatz zu legen, den ich in der ganzen Welt suche… das ist noch besser…
– Gewiß, erwiderte Mrs. Branican.
– Du hast es gehört, Gîn-Ghi, setzte Jos Meritt hinzu, indem er sich seinem Diener zuwendete.
– Ich habe es gehört, Jos, erwiderte der Chinese, und wenn wir den Hut gefunden haben werden…
– Kehren wir nach England, nach Liverpool zurück, wo Du, Gîn-Ghi, nichts anderes zu thun haben wirst, als ihn in einem rothseidenen Rocke mit gelbem Besatz und eine schwarze Mütze auf dem Kopfe den Liebhabern zu zeigen. Bist Du es zufrieden?
– Wie die Blume Haïtang, die sich vor dem Zephyr erschließt, wenn Joda gegen Westen hinabsteigt,« erwiderte poetisch Gîn-Ghi.
Doch schüttelte er ebenso ungläubig mit dem Kopfe über dieses zukünftige Glück, als wenn sein Herr ihm gesagt hätte, daß er zum Mandarin mit sieben Knöpfen ernannt werden solle.
Len Burker hatte der Unterredung des Tom Marix mit den Wilden beigewohnt, ohne daran theilzunehmen, obwohl er ihre Sprache verstand. Er stellte gar keine Frage über den Capitän John, hörte aber aufmerksam zu und prägte sich die Einzelheiten betreffs des gegenwärtigen Aufenthaltes der Indas wohl ein. Er sah auf der Karte die Stelle nach, wo die Indas wahrscheinlich am Oberlaufe des Fitz-Roy lagerten, und berechnete die Entfernung, welche die Karawane noch zurückzulegen hatte, und die Zeit, welche der Zug durch Tasmanien brauchen würde.
Dieser Weg konnte in einigen Wochen zurückgelegt werden, wenn nichts dazwischen kam, die Thiere kräftig blieben und die Strapazen des Weges und die Qualen von der Gluth der Sonne glücklich überstanden wurden. Len Burker sah ein, daß durch die Auskünfte Alle neuen Muth schöpften, worüber er wüthend wurde. Nun würde die Befreiung des Capitän John erfolgen und es in Folge des Lösegeldes Dolly gelingen, ihn den Händen der Indas zu entreißen.
Während Len Burker über diese Eventualitäten nachdachte, sah Jane seine Stirn sich runzeln, seine Augen leuchten, sein Gesicht die furchtbaren Gedanken
Der Escorte gelang es aber, sie zu umzingeln. (S. 300.)
zum Ausdruck bringen. Sie gerieth in Furcht, sie ahnte eine nahe Katastrophe, und in dem Augenblicke, als sich die Augen
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