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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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noch mehr als der Ruin, seine Entlarvung und schließlich die Verhaftung wegen der schwersten Verdachtsgründe.
    Mrs. Burker ahnte ohne Zweifel, daß die Lage ihres Mannes eine drohende war, obwohl sie es nicht dachte, daß er auch mit dem Gerichte in Berührung kommen könnte. Nun, dies machte sich aber in dem Prospect-House weniger bemerkbar, und zwar aus folgendem Grunde:
    Seit Dolly während der Abwesenheit ihres Gatten in geistige Umnachtung gefallen war, mußte für sie ein Curator aufgestellt werden, und dazu paßte wegen der Verwandtschaft am besten Len Burker, der nun in der That ihr Vermögen verwaltete. Das Geld, welches der Capitän John zum Lebensunterhalte seiner Familie zurückgelassen hatte, stand ihm zur Verfügung und er benutzte es für seine persönlichen Bedürfnisse. Es was dies zwar nicht viel, denn die Abwesenheit des »Franklin« sollte nur fünf bis sechs Monate dauern, aber es war auch die Mitgift Dollys da, obwohl sie nur aus einigen Tausend Dollars bestand. Len Burker konnte mit Hilfe dieses Geldes Zeit gewinnen, und das war die Hauptsache für ihn.
    Auch zögerte dieser Mann nicht, seine Stellung als Curator zu mißbrauchen. Er verwendete das Geld seiner Verwandten und Mündel, der Mrs. Branican, zu anderen Zwecken und schritt so auf seiner verbrecherischen Bahn immer weiter, die er, wenn es sein mußte, bis an das Ende verfolgen würde.
    Uebrigens war die Rückkehr des Capitäns John immer weniger zu befürchten. Wochen verflossen und das Haus Andrew erhielt noch keine Nachricht von dem »Franklin«, der auch von Niemand in den letzten sechs Monaten gesehen worden war. Der August und der September verflossen. Weder in Calcutta, noch in Singapore konnten die Correspondenten die leiseste Andeutung erhalten, was aus dem Dreimaster geworden war. Jetzt sah man ihn nicht ohne Grund als verloren an, was allgemeine Trauer in San-Diego hervorrief. Wie war er untergegangen? Darüber gingen die Meinungen sehr auseinander, da man nur Vermuthungen aussprechen konnte. Seit jener Zeit hatten mehrere Handelsschiffe aus denselben Gründen die nämliche Route einschlagen müssen. Da sie aber nirgends ein Wrack oder sonst eine Spur vorfanden, so stellte man folgende sehr wahrscheinliche Hypothese auf: Der »Franklin« war in einem jener furchtbaren Stürme, die gewöhnlich in den Gewässern von Celebes oder von Java hausen, mit Mann und Maus untergegangen. Am 15. October 1875 waren schon sieben Monate verflossen, daß der »Franklin« San-Diego verlassen hatte, und Alles schien darauf hinzudeuten, daß er nie mehr zurückkehren würde. Um jene Zeit war diese Ueberzeugung so fest in der Stadt, daß Sammlungen zu Gunsten der armen Hinterlassenen veranstaltet wurden, da die Bemannung, Officiere wie Matrosen, dem Hafen von San-Diego angehörten; es geriethen daselbst Frauen, Kinder und Verwandte in Noth, denen geholfen werden mußte.
    Diese Sammlungen wurden auf Anregung des Hauses Andrew veranstaltet, das sie auch mit einer bedeutenden Summe einleitete. Sowohl aus Interesse als auch aus Vorsicht wollte Len Burker sich ebenfalls an diesem mildthätigen Werke betheiligen. Die anderen Handelshäuser der Stadt, die Hausbesitzer und Privatiers folgten nach, so daß die Familien der verschollenen Mannschaft reichlich unterstützt werden konnten, was die traurigen Folgen dieses Seeunglückes ein wenig milderte.
    Man kann sich denken, daß Mr. William Andrew es für seine moralische Pflicht hielt, Mrs. Branican, die dem geistigen Leben entrückt war, wenigstens in physischer Beziehung ein angenehmes Dasein zu bereiten. Er wußte, daß der Capitän John vor seiner Abreise genügende Mittel für den Lebensunterhalt der Familie für fünf bis sechs Monate zurückgelassen hatte. Aber da er dachte, daß diese Hilfsmittel jetzt auf die Neige gehen müßten, beschloß er, damit Dolly nicht ihren Verwandten zur Last falle, sich mit Len Burker darüber ins Einvernehmen zu setzen.
    Am 17. October begab sich Mr. William Andrew, obwohl seine Gesundheit noch nicht ganz wiederhergestellt war, in das Prospect-House.
    Aeußerlich hatte dieses Haus kein verändertes Aussehen, es müßte denn sein, daß die persischen Vorhänge des Erdgeschosses und des ersten Stockwerkes fest geschlossen waren. Man hätte dieses Haus für unbewohnt, verödet, für ein geheimnißvolles halten können.
    Mr. William Andrew zog an der Thür die Glocke. Es kam Niemand. Es schien, als würde der Besuch weder gesehen noch gehört werden.
    Ist denn jetzt

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