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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sie thun müssen, um in ihre Heimat zu gelangen… Können sie sich nicht ein Boot aus den Trümmern ihres Schiffes bauen?… Können nicht ihre Signale gesehen werden, wenn ein Schiff an ihrer Insel vorüberfährt?… Gewiß muß günstiges Wetter sein, damit solche Eventualitäten eintreten können… Nein… ich verzweifle noch nicht an der Rückkehr Johns… in einigen Monaten… in einigen Wochen… Wir haben zahlreiche Beispiele von Schiffbrüchigen, die man für sicher verloren hielt… und die doch zurückgekehrt sind!«
    Len Burker hatte diesmal mit einem seltenen Feuer gesprochen. Sein sonst so theilnahmsloses Gesicht hatte sich belebt, man hätte sagen können, daß, als er die Gründe für und wider auseinandersetzte, er nicht mit Mr. William Andrew, sondern mit sich selbst spreche, in seiner Angst, es könnte John, wenn auch nicht gerade auf dem »Franklin«, so doch auf einem anderen Schiffe wieder heimkehren. Das wäre freilich gerade das Gegentheil von dem gewesen, worauf er seine Zukunft setzte.
    »Ja, erwiderte dann Mr. William Andrew, ich weiß es… Es giebt einige wirklich wunderbare Rettungen… Alles, was Sie, Herr Burker, mir jetzt gesagt haben, habe ich mir auch gedacht… Aber es ist nicht möglich, nur die kleinste Hoffnung zu hegen… Wie dem auch sei – und deshalb bin ich eben hierhergekommen – ich wünsche, daß Dolly Ihnen nicht zur Last falle…
    – Aber, Herr Andrew…
    – Nein, Herr Burker, und Sie werden mir erlauben zu bestimmen, daß der Gehalt des Capitän John zeitlebens seiner Frau ausbezahlt werde…
    – Ich danke Ihnen in ihrem Namen, erwiderte Len Burker. Dieser Edelmuth…
    – Ich glaube nur meine Pflicht zu thun, versetzte Mr. William Andrew, und da ich denke, daß das Geld, welches der Capitän John bei der Abfahrt hier zurückgelassen hat, wohl schon ganz wird ausgegeben sein…
    – In der That, Herr Andrew, erwiderte Len Burker. Aber Dolly ist nicht ohne Verwandte, und wir halten es für unsere Pflicht, ihr zu helfen… Alles aus Liebe…
    – Ja, ich weiß, daß wir auf die Ergebung der Mrs. Burker rechnen können. Nichtsdestoweniger gestatten Sie mir, in einem gewissen Maße auch mein Scherflein beizutragen zur Unterstützung der Frau des Capitän John, seiner Witwe… ach…
    – Wie es beliebt, Herr Andrew!
    – Ich habe Ihnen, Herr Burker, einen Betrag mitgebracht, der gleich dem Gehalte der Monate ist, die seit der Abreise Johns verflossen sind, und Sie können dann als Curator jeden Monat bei meiner Cassa den Gehalt erheben…
    – Da Sie es denn gerade wünschen, erwiderte Len Burker.
    – Haben Sie die Güte, mir eine Bestätigung über den Empfang der Summe zu geben, die ich Ihnen bringe…
    – Mit Vergnügen, Herr Andrew.«
    Damit begab sich Len Burker in sein Zimmer, um die verlangte Bestätigung auszustellen.
    Als er in den Garten zurückkehrte, bedauerte Mr. William Andrew wiederum, daß er Dolly nicht angetroffen habe, und daß er ihre Rückkehr nicht abwarten konnte, und dankte nochmals für die Pflege, die er und seine Frau der Unglücklichen angedeihen ließen. Es wäre selbstverständlich, daß er von Len Burker bei der geringsten Veränderung in dem Zustande Dollys benachrichtigt, werde. Mr. William Andrew empfahl sich dann und wurd bis zu der Thür geleitet, wo er einen Augenblick stehen blieb, um zu sehen, ob er nicht Dolly mit Jane erblicke. Dann stieg er langsam nach San-Diego hinab.
    Sobald er fort war, rief Len Burker die Mulattin und sagte:
    »Weiß Jane, daß Herr Andrew hier gewesen ist?
    – Wahrscheinlich, Len. Sie hat ihn fortgehen sehen, wie sie ihn hat kommen sehen.
    – Wenn er wieder hierher kommen sollte – was freilich nicht so bald geschehen wird – so braucht er weder Jane noch Dolly zu sehen. Verstehst Du, Nô?
    – Ich werde mir es merken, Len.
    – Und wenn Jane darauf bestehen sollte…
    – O, wenn Du gesagt hast, ich will nicht, erwiderte Nô, so fällt es Jane nicht ein, gegen Deinen Willen zu kämpfen.
    – Gut, aber wir müssen uns vor Ueberraschungen hüten!… Der Zufall könnte eine Begegnung herbeiführen… und in diesem Augenblicke… das wäre eine Gefahr, Alles zu verlieren…
    – Wenn ich da bin, versetzte die Mulattin, so hast Du nichts zu fürchten…. In das Prospect-House wird Niemand kommen… so lange… so lange… es uns beliebt!«
    Und wirklich blieb durch zwei Monate das Haus fester denn je verschlossen. Jane und Dolly wurden nicht mehr gesehen, nicht einmal mehr in dem kleinen Garten. Man

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