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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gerade Niemand in dem Prospect-House?
    Als er ein zweitesmal heftig an der Glocke zog, hörte man das Oeffnen einer Seitenthür.
    Die Mulattin trat heraus, und als sie William Andrew erblickte, konnte sie nicht umhin, eine Handbewegung des Unwillens zu machen, die dieser aber nicht bemerkte.
    Während die Mulattin sich der Thüre des Gartenzaunes langsam näherte, wartete Mr. William Andrew nicht erst, sondern fragte über die Einfriedigung hinüber:
    »Ist denn Mrs. Branican nicht zu Hause?
    – Sie ist ausgegangen… Herr Andrew… erwiderte Nô mit eigenthümlichem Zögern und deutlicher Furcht.
    – Wo ist sie denn? fragte Mr. William Andrew, der durchaus eintreten wollte.
    – Sie ist mit Mrs. Burker spazieren gegangen.
    – Ich glaubte, daß man diese Spaziergänge aufgegeben habe, da sie dieselben aufregen und leicht zu einer Krisis führen könnten?…
    – Ja, ohne Zweifel, erwiderte Nô… Aber seit einigen Tagen… haben wir die Spaziergänge wieder aufgenommen… Sie scheinen Mrs. Branican jetzt gut anzuschlagen….
    – Ich bedauere, daß man mich nicht davon in Kenntniß gesetzt hat, erwiderte Mr. William Andrew. Ist Mr. Burker zu Hause?
    – Ich weiß nicht…
    – Sehen Sie nach, und wenn er zu Hause ist, so sagen Sie ihm, daß ich ihn zu sprechen wünsche.«
    Bevor die Mulattin antworten konnte – und vielleicht wäre sie auch mit der Antwort sehr in Verlegenheit gekommen – ging die Thür des Erdgeschosses auf. Len Burker trat auf die Freitreppe, durchschritt den Garten und sagte indem er näher kam:
    »Bitte einzutreten, Herr Andrew. Erlauben Sie mir in Abwesenheit Janes, die mit Dolly spazieren gegangen ist, Sie zu empfangen.«
    Die Worte hatten nicht jenen kühlen Ton, der Len Burker sonst eigen war, sondern klangen etwas verlegen.

    Nun, da Mr. William Andrew eigentlich hierhergekommen war, um mit Len Burker zu sprechen, so ging er durch die Gartenthür und setzte sich auf eine Gartenbank, ohne weiter das Anerbieten zu berücksichtigen, in den Salon des Erdgeschosses einzutreten. Len Burker redete zuerst und bestätigte, was die
     

    … indem sie entweder auf einer Bank saß oder am Arme Janes spazieren ging. (S. 56.)
     
    Mulattin gesagt hatte: Seit einigen Tagen habe Mrs. Branican die Spaziergänge in der Nähe des Prospect-House wieder aufgenommen, die ihr sehr gut anschlügen.
    »Wird Dolly bald zurück sein? fragte Mr. William Andrew.
    – Ich glaube nicht, daß Jane sie vor dem Diner heimführen wird,« erwiderte Len Burker.
    Mr. William Andrew war dies unangenehm, da er wegen der Post wieder in seinem Bureau sein wollte. Auch forderte ihn Len Burker nicht auf, Mrs. Branican hier zu erwarten.
    »Und Sie haben gar keine Besserung in dem Zustande Dollys bemerkt? hub er von Neuem an.
    – Nein, unglücklicherweise, Herr Andrew, ist es zu befürchten, daß dies eine geistige Krankheit ist, die weder Zeit noch Pflege heilen kann.
    – Wer weiß, Herr Burker, was den Menschen unmöglich erscheint, ist Gott möglich.«
    Len Burker schüttelte mit dem Kopfe, wie wenn er kaum eine göttliche Einmischung in die weltlichen Dinge zulassen könnte.
    »Was besonders bedauert werden muß, begann Mr. William Andrew, ist, daß wir kaum mehr auf die Heimkehr des Capitän John rechnen können. Man muß es daher dem reinen Zufalle überlassen, der vielleicht auf den geistigen Zustand Dollys von guten Folgen begleitet sein könnte. Sie wissen doch, Herr Burker, daß wir gar nicht mehr auf die Rückkehr des »Franklin« hoffen können?…
     

    .. daß Sammlungen zu Gunsten der armen Hinterlassenen veranstaltet wurden. (S. 62.)
     
    – Ich weiß es, Herr Andrew, und das ist ein neues und größeres Unglück. Und doch, ohne daß sich die göttliche Fügung hineinmische, bemerkte er mit ironischen Worten, die in diesem Augenblicke gar nicht am Platze waren, ist nach meiner Meinung die Rückkehr des Capitäns John noch nicht gänzlich ausgeschlossen.
    – Sieben Monate sind verflossen ohne die geringste Nachricht von dem »Franklin«, bemerkte Mr. William Andrew, und da auch alle Erkundigungen, die ich einzog, zu keinem Resultate führten…
    – Aber nichts beweist, daß der »Franklin« im offenen Meere untergegangen ist. Hat er nicht Schiffbruch leiden können an den zahlreichen Klippen, an denen er vorübergefahren ist?… Wer weiß, ob John und seine Matrosen sich nicht auf eine einsame Insel gerettet haben?… Nun, wenn dem so ist, so werden solche entschlossene und energische Männer wohl wissen, was

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