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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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beobachtete sie durch einige Tage scharf; aber dieses listige Weib führte sie auf eine falsche Spur und war dann auf einmal verschwunden.
    Jetzt war das Prospect-House öde, wo John und Dolly glücklich gelebt, wo sie so schön von der Zukunft ihres Kindes geträumt hatten!
    Mrs. Branican wurde von Mr. William Andrew in die Heilanstalt des Dr. Brumley gebracht, der sie schon früher behandelt hatte. Würde ihr geistiger Zustand unter dieser Veränderung sich bessern? Man hoffte es vergebens. Sie blieb ebenso gleichgiltig, wie sie es im Prospect-House gewesen war.
    Nur manchmal sang sie ein Wiegenlied, als wenn sie ein Kind in ihren Armen einschläfern wollte. Aber der Name ihres Kindes kam nie über ihre Lippen.
    Während des Jahres 1876 kam keine Nachricht von John Branican. Die wenigen Personen, welche geglaubt hatten, daß, wenn der »Franklin« nicht zurückkehre, so doch der Capitän und seine Mannschaft zurückkehren würden, mußten diese Vermuthung fallen lassen. So war es auch mit der Hoffnung, die Schiffbrüchigen wieder aufzufinden; bis zum Jahre 1877 hatte man nichts von dem verschollenen Schiffe gehört.
    Ebenso verhielt es sich mit dem Ehepaare Burker. Die Nachforschungen blieben fruchtlos, man wußte nicht, wohin die Leute sich geflüchtet hatten, man kannte nicht den Ort, wo sie sich unter falschem Namen aufhielten.
    Und in der That hätte dieser Len Burker sich mit Recht über sein Pech beklagen können, denn zwei Jahre nach seiner Flucht verwirklichte sich die Zukunft, auf die er so viele Pläne gesetzt hatte.
    Gegen Mitte Juni des Jahres 1878 erhielt Mr. William Andrew einen Brief, der an Dolly Branican adressirt war. Derselbe brachte die Nachricht, daß ihr Onkel Edward Starter plötzlich gestorben war, und zwar durch einen Unglücksfall. Das Gewehr eines seiner Jagdgenossen war unversehens losgegangen, und die Kugel hatte ihn mitten ins Herz getroffen, so daß er sofort starb.
    Bei der Eröffnung des Testaments erfuhr man, daß Dolly Starter, die Frau des Capitän Branican, die Universalerbin sei. Der Zustand, in welcher sich die Erbin befand, hatte nichts an dem Testamente ändern können, weil der Verstorbene nicht wußte, daß sie irrsinnig war, und weil er auch nichts von dem verschollenen Schiffe erfahren hatte.
    Keine dieser Nachrichten war in die Wildniß des Staates Tennessee gedrungen, in jene unzugängliche Gegend, die nach dem Willen Edward Starter’s Briefen und Zeitungen verschlossen war.
    Das Vermögen des Verstorbenen bestand in Grundstücken, Wäldern, Heerden, verschiedenen industriellen Einrichtungen und belief sich auf zehn Millionen Francs.
    Derart war die Erbschaft, welche der zufällige Tod Edward Starter’s seiner Nichte zukommen ließ. Mit welcher Freude hätte San-Diego diesen Reichthum der Familie Branican gepriesen, wenn Dolly noch ihren Mann und ihr Kind gehabt hätte, wenn sie noch im vollen Besitze ihrer geistigen Kräfte gewesen, wenn John hier wäre, um mit ihr diesen Reichthum zu theilen. Welchen Gebrauch hätte die mildthätige Frau davon gemacht! Wie vielen Unglücklichen hätte sie geholfen! Doch nein, dieses Vermögen mußte angelegt werden und vermehrte sich, ohne daß Jemand einen Nutzen davon hatte. Ob Len Burker in dem Orte, wohin er sich geflüchtet hatte, von dem Tode Edward Starter’s und dem großen Vermögen, welches er hinterließ, gehört hatte, konnte man nicht sagen.
    Mr. William Andrew, Verwalter des Vermögens Dollys, verkaufte die geerbten Besitzungen, da es schwer gewesen wäre, dieselben auf eine so große Entfernung zu verwalten. Da sich zahlreiche Käufer einfanden, so wurde der Besitz zu ausgezeichneten Bedingungen veräußert. Die Beträge dafür wurden in sicheren Werthpapieren angelegt, welche mit denen aus dem Besitze Edward Starter’s in die festen Cassen der Bank von San-Diego kamen. Da der Lebensunterhalt der Mrs. Branican in der Heilanstalt des Dr. Brumley nach den vereinbarten Preisen nicht viel kostete, so vermehrte sich das Vermögen derart, daß die Unglückliche zu den reichsten Leuten von Californien gehörte.
    Uebrigens wurde die Frage, ob die Kranke wegen der Veränderung der Vermögensverhältnisse aus der Heilanstalt genommen werden sollte, nicht erst aufgeworfen, da das Haus ihr allen Comfort bot und sie die beste Pflege erhielt, die ihr ihre Freunde nur wünschen konnten. Sie blieb also dort, und ohne Zweifel sollte sie daselbst dieses elende Leben vollenden, dem die Zukunft so viel Glücksgüter verheißen und

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