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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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war nicht hinreichend, den Abgrund, der sich vor seinen Füßen öffnete, zu füllen. Dieser Kampf, dem er sich mit allen Kräften widersetzte, nahm mit seinen letzten Mitteln ein Ende. Noch einige Monate, vielleicht schon in einigen Wochen, würde er von dem Gerichte verfolgt werden, und es bliebe ihm nichts anderes übrig, als rasch die Hafenstadt zu verlassen.
    Nur ein Umstand hätte ihn retten können, aber es schien, als wenn dieser nicht eintreten sollte – wenigstens nicht zur rechten Zeit. Wenn Mrs. Branican lebte, so lebte auch ihr Onkel Edward Starter. Nicht ohne die größte Vorsicht hatte Len Burker über diesen Sonderling, der in den wilden Gegenden des Staates Tennessee wohnte, Erkundigungen eingezogen.
    Stark und kräftig, im vollen Besitze seiner geistigen und physischen Fähigkeiten, kaum sechzig Jahre alt, brachte Edward Starter sein Leben im Freien zu, inmitten der Prairien und Wälder dieses ungeheuren Landes. Er jagte in der wildreichen Gegend oder er fischte an den zahlreichen Flüssen, indem er stets zu Fuß oder zu Pferd herumwanderte und seine ungeheuren Besitzungen selbst beaufsichtigte. Gewiß war er einer der zähesten Farmer von Nordamerika, die erst mit hundert Jahren sterben und sich noch dann fragen, warum sie schon so frühzeitig die Erde verlassen sollen.
    Man konnte daher für die nächste Zeit noch nicht auf diese Erbschaft rechnen, und nach aller Wahrscheinlichkeit würde der Onkel seine Nichte überleben. Die Hoffnungen, welche Len Burker auf diesen reichen Mann setzte, verschwanden immer mehr und die Katastrophe schien unvermeidlich.
    So flossen zwei Monate dahin, während welcher sich seine Lage noch verschlimmerte. Verschiedene beunruhigende Gerüchte liefen in und außerhalb der Stadt um. Viele Leute, die von ihm ihr Geld nicht zurückerhalten konnten, bedrohten ihn. Zum erstenmale erhielt Mr. William Andrew Kenntniß von dem was vorgehe, und da er wegen der Gelder der Mrs. Branican beunruhigt wurde, so faßte er den Entschluß, ihren Curator aufzufordern, Rechnung abzulegen. Wenn es die Umstände erheischten, sollte ein anderer Vormund ernannt werden, obwohl Jane Burker, die ihrer Cousine treu ergeben war, von jedem Vorwurfe frei war.
    Schon um diese Zeit waren zwei Drittel des Vermögens der Mrs. Branican verschwunden und Len Burker blieb nur noch ein und ein halbes Tausend Dollars übrig. Mitten in den Geldforderungen, welche von allen Seiten auf ihn hereinstürzten, war diese Summe ein Tropfen im Meere. Aber sie genügte doch, um sich zur rechten Zeit den Verfolgungen entziehen zu können.
    Wirklich wurden von verschiedenen Seiten Klagen wegen Betruges bei dem Gerichte anhängig gemacht, und Burker stand bald vor der Verhaftung. Aber als die Polizei in sein Bureau kam, hatte er dasselbe seit dem vorhergehenden Abend nicht mehr betreten.
     

    Mr. William Andrew fragte über die Einfriedigung hinüber. (S. 63.)
     
    Die Polizei eilte zu dem Prospect-House hin… Len Burker hatte die Villa in der Nacht verlassen. Seine Frau, mochte sie wollen oder nicht, wurde gezwungen, ihm zu folgen. Nur die Mulattin war bei Mrs. Branican zurückgeblieben.
    Man stellte sofort in San-Diego, in San-Francisco und an verschiedenen Punkten Californiens Nachforschungen an, um die Spur Len Burker’s zu finden; diese führten aber zu keinem Resultat.
    Sobald seine Flucht in der Stadt bekannt wurde, entstand eine förmliche Aufregung gegen den betrügerischen Handelsagenten, dessen Deficit eine sehr große Höhe erreichte.
    An diesem Tage – es war der 17. Mai – begab sich Mr. William Andrew frühzeitig in das Prospect-House und mußte mit Bedauern constatiren, daß Mrs. Branican kein Vermögen mehr hatte.
    Der betrügerische Curator hatte der unglücklichen Frau nicht einmal so viel gelassen, wie für ihre einfachsten Bedürfnisse nothwendig war.
    Mr. William Andrew traf sofort alle Vorkehrungen, welche nothwendig waren: Mrs. Branican wurde in eine Heilanstalt gebracht, wo sie gut aufgehoben war, und die Mulattin, die ihm wenig Vertrauen einflößte, wurde entlassen.
    Wenn also Len Burker gehofft hatte, daß die Mulattin bei Dolly bleiben und ihn so über ihren Zustand und ihre künftigen Vermögensverhältnisse auf dem Laufenden erhalten werde, so täuschte er sich.
     

    Der Onkel Edward Starter starb plötzlich. (S. 74.)
     
    Nô, welche sofort das Prospect-House verlassen mußte, reiste noch denselben Tag ab. Die Polizei, welche ahnte, daß sie ihrer Herrschaft nachreisen werde,

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