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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wochen…
    – Und werden sie nicht bald zurückkommen?
    – Ich weiß nicht… erwiderte Mr. William Andrew. Wir haben keine Nachricht erhalten…
    – Man weiß also nicht, wohin sie gereist sind?
    – Man weiß es nicht, meine liebe Dolly. Len Burker war sehr wichtige Geschäfte eingegangen… die ihn weit… sehr weit gerufen haben…
    – Und Jane?…
    – Mrs. Burker hat ihren Gatten begleiten müssen… und ich kann Ihnen nicht sagen, was vorgegangen ist…
    – Arme Jane, sagte Mrs. Branican. Ich liebe sie so sehr und ich werde glücklich sein, sie wieder zu sehen… Nicht wahr, sie ist die einzige Verwandte, die ich noch habe?«
    Sie dachte weder mehr an Edward Starter, noch an die Familienbande, die sie mit ihm verknüpften.
    »Wie kommt es, daß Jane mir nicht ein einzigesmal geschrieben hat? fragte sie.
    – Meine liebe Dolly… Sie waren schon sehr krank, als Mr. Burker und seine Frau San-Diego verließen…
    – In der That, Herr Andrew, warum soll man Jemandem schreiben, der nichts versteht!… Arme Jane, wie ist sie zu beklagen!… Sie hat ein hartes Leben gehabt… ich habe immer gefürchtet, daß Len Burker sich in irgend eine gefährliche Speculation einlassen wird… Vielleicht befürchtete Jane dasselbe.
    – Und doch hätte Niemand so etwas erwartet…
    – Hat vielleicht Len Burker in Folge schlechter Geschäfte San-Diego verlassen müssen? fragte Dolly lebhaft, indem sie Mr. William Andrew in die Augen sah, da er sichtlich verlegen wurde. Herr Andrew, sprechen Sie!… verhehlen Sie mir nichts!… ich will Alles wissen!…
    – Nun, Dolly, ich will Ihnen nicht ein Unglück verbergen, welches Sie sonst bald erfahren würden… Ja, in der letzten Zeit hatte sich die Lage Len Burker’s sehr verschlechtert… Er konnte seinen Verpflichtungen nicht nachkommen… er wurde von allen Seiten gedrängt… und um der Verhaftung zu entgehen, mußte er flüchten…
    – Und Jane folgte ihm?
    – Er hat sie gewiß dazu gezwungen, und Sie wissen, daß sie keinen Willen hatte…
    – Arme Jane!… arme Jane! sagte die Frau leise. Wie beklage ich sie, und wenn ich ihr hätte helfen können…
    – Sie hätten es thun können, ja… Sie hätten Len Burker retten können, wenn nicht um seinetwillen, der gar keine Sympathie verdiente, so wenigstens wegen seiner Frau….
    – Und John hätte sicher, ich weiß es, einer solchen Verwendung unseres kleinen Vermögens zugestimmt.«
    Mr. William Andrew hütete sich wohl zu erwidern, daß ihre Mitgift von Len Burker verbraucht worden war. Er hätte dann sagen müssen, daß er ihr Curator gewesen war, und sie würde sich vielleicht gefragt haben, wie in so kurzer Zeit – in zwei Monaten – sich so Vieles konnte ereignet haben. So erwiderte er ihr nur:
    »Sprechen Sie nichts von Ihrem bescheidenen Vermögen, liebe Dolly… Es hat sich sehr verändert.
    – Was wollen Sie damit sagen?
    – Ich will damit sagen, daß Sie reich sind… sehr reich.
    – Ich?
    – Ihr Onkel Edward Starter ist gestorben…
    – Gestorben?… Er ist gestorben!… Und wann?
    – Am…«
    Mr. William Andrew hätte sich bald verrathen, indem er den wahren Todestag angeben wollte, also vor zwei Jahren, was dann die ganze Wahrheit hätte erkennen lassen.
    Aber Dolly dachte jetzt nur, daß der Tod ihres Onkels, das Verschwinden ihrer Cousine sie allein in der Welt stehen ließ. Und als sie erfuhr, daß sie von dem Onkel, den sie kaum gekannt und von dem sie mit John durch Beerbung eine glänzende Zukunft erwartet hatte, zwei Millionen Dollars erhalten hatte, so sah sie darin nur die Gelegenheit, wie viel Gutes sie hätte thun können.
    »Ja, Herr Andrew, ich wäre der armen Jane zu Hilfe gekommen… Ich hätte sie vor dem Ruin und der Schande bewahrt!… Wo ist sie?… Wo kann sie sein… was wird aus ihr werden?…«
    Mr. William Andrew konnte nur wiederholen, daß man Nachforschungen angestellt habe, die aber zu keinem Resultate führten. Len Burker hatte sich vielleicht in eine entlegene Gegend der Vereinigten Staaten geflüchtet oder vielleicht Amerika ganz verlassen. Es war unmöglich gewesen, es zu erfahren.
    »Doch wenn Jane und er erst seit einigen Wochen aus San-Diego verschwunden sind, versetzte Mrs. Branican, so wird man doch erfahren…
     

    Als sie in einer ziemlich finsteren Ecke niederkniete. (S. 93.)
     
    – Ja… einige Wochen-… beeilte sich Mr. William Andrew zu antworten.
    Aber in diesem Augenblicke dachte Mrs. Branican nur daran, daß, Dank der Erbschaft Edward Starter’s,

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