Mistreß Branican
welchem Eigensinn sie sich weigerte, den Untergang Johns und seiner Gefährten zuzugeben. Nein! Sie würde nicht daran glauben, so lange sie nicht einen wirklichen Beweis von ihrem Tode in den Händen hätte.
… kam sie jeden Tag zu ihnen, als wenn sie ihre Mutter wäre. (S. 126.)
»Es sei, sagte Mr. William Andrew, ich bin Ihrer Meinung, lieber Ellis, daß der »Franklin« das Javanische Meer durchschneiden mußte, indem er gegen Singapore fuhr…
– Wenigstens theilweise, Herr Andrew, weil zwischen Singapore und der Insel Celebes der Schiffbruch hat stattfinden können.
– Gut, aber wie konnte das Holz bis nach Australien kommen, wenn der »Franklin« auf einer Klippe jenes Meeres gescheitert ist?
– Das ist mir nur auf eine Weise verständlich, indem nämlich dieses Holz durch die Meerenge der Sundainseln oder eine der anderen Meerengen getrieben wurde, welche diese Inseln von der Timor-See trennen.
– Geht die Strömung nach dieser Seite?
– Ja, Herr Andrew, ich sage sogar, daß, wenn der »Franklin« durch einen Sturm verschlagen worden war, er leicht bis an die nördliche Küste Australiens getrieben werden konnte.
– Wirklich, lieber Ellis, das ist die einzige plausible Hypothese, und wenn ein Stück Holz des Schiffes bei der Insel Melville sechs Jahre nach dem Schiffbruche gefunden wurde, so kann es sich nur von den Klippen losgemacht haben, an denen der »Franklin« gescheitert ist.«
Auf diese Erklärung eines so tüchtigen Seemannes war nichts zu erwidern.
Mrs. Branican, die keinen Blick von der Karte gewendet hatte, sagte dann:
»Da der »Franklin« wahrscheinlich an die Küste von Australien geworfen wurde und die Schiffbrüchigen nicht zurückgekehrt sind, so werden sie bei den Eingeborenen gefangen gehalten…
– Dolly, das ist nicht unmöglich… und doch…« erwiderte Mr. William Andrew.
Mrs. Branican wollte eben gegen jeden Zweifel energisch protestiren, als der Capitän Ellis sagte:
»Jetzt handelt es sich vor Allem darum, ob das aufgefischte Holz wirklich zu dem »Franklin« gehörte.
– Zweifeln Sie daran? fragte Dolly.
– Das werden wir bald wissen, erwiderte Mr. William Andrew, denn ich habe Befehl gegeben, uns diesen Fund zu senden.
– Und ich, fügte Mrs. Branican bei, gebe den Befehl, daß der »Dolly-Hope« sich bereit halte, in See zu stechen.«
Drei Tage später kam der Hochbootsmann Zach Fren, der soeben in San-Diego angelangt war, in das Prospect-House.
Er war ungefähr siebenunddreißig Jahre alt, von kräftiger Gestalt, und hatte in dem wettergebräunten Gesichte jenen offenen Zug, der sofort Vertrauen einflößt.
Mrs. Branican nahm ihn mit so großer Dankbarkeit auf, daß er nicht wußte, was er sagen sollte.
»Mein Freund… Sie… Sie haben mir das Leben gerettet… Sie… der Alles gethan hat, um mein Kind zu retten… was kann ich für Sie thun?«
Der Hochbootsmann erklärte, daß er nur seine Pflicht gethan habe… Ein Matrose, der nicht so handeln würde, wäre kein Matrose… Er bedauere nur, daß er nicht auch das Kind hätte retten können… Aber er verdiene dafür nichts… Er dankte Mrs. Branican für ihre Aufmerksamkeit… Wenn sie es ihm erlaube… so würde er sie besuchen, so lange er am Lande wäre…
»Seit vielen Jahren, Zach Fren, sehe ich Ihrer Rückkehr entgegen und ich hoffe, daß Sie an meiner Seite sein werden, wenn der Capitän John wiederkehren wird…
– Wenn der Capitän John wiederkehren wird!
– Zach Fren, glauben Sie?…
– Daß der Capitän John todt ist?… Nein!… Nein!…
– O… Sie haben auch noch Hoffnung?
– Mehr als Hoffnung, Mrs. Branican… eine schöne, gute Gewißheit.. Geht ein solcher Capitän, wie Capitän John, in einem Windstoße wie eine Landratte unter?… Nein!… So etwas ist noch nicht dagewesen!«
Die Worte des Matrosen regten Mrs. Branican ungemein auf, denn sie sah, daß sie nicht die einzige war, zu glauben, daß John wiedergefunden würde… Noch ein Mensch theilte ihre Ueberzeugung… und dieser andere war ihr Lebensretter… Sie sah dies für ein Zeichen der Vorsehung an.
»Ich danke, Zach Fren, ich danke!… Sie wissen nicht, wie wohl mir diese Worte thun… Sagen Sie noch einmal… sagen Sie noch einmal… daß der Capitän John den Schiffbruch überlebt hat.
– Allerdings… allerdings, Mrs. Branican! Der Beweis ist doch da… und wenn dies noch kein Beweis ist… so wird man noch einen anderen finden…«
Dann erzählte Zach Fren, auf welche Weise jenes Stück
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