Mistreß Branican
Holz von dem »Californian« aufgefischt worden war. Endlich sagte Mrs. Branican:
»Ich bin entschlossen, Zach Fren, sofort neue Nachforschungen anstellen zu lassen…
– Gut… und diesmal werden Sie Erfolg haben… und wenn Sie mir erlauben, so fahre ich mit.
– Sie wollen sich dem Capitän Ellis anschließen?…
– Von Herzen gern!
– Ich danke, Zach Fren!… Ich glaube, wenn Sie an Bord des Schiffes sein werden, wird das von guter Vorbedeutung sein.
– Ich glaube es auch, Mrs. Branican, sagte Zach Fren, indem er mit den Augen zwinkerte… ja, ich glaube es auch… und ich fahre mit.«
Dolly nahm ihn bei der Hand und drückte sie wie die eines Freundes. Die Hoffnung riß sie mit sich – verwirrte sie. Sie wollte glauben, daß der Matrose dort Glück haben würde, wo die Andern Mißerfolg hatten. Aber man wollte doch, wie dies auch der Capitän Ellis bemerkt hatte – obwohl Mrs. Branican fest überzeugt war – die Gewißheit haben, daß das Holz dem »Franklin« gehöre. Dieses Bruchstück, welches ungefähr zehn Meilen von der Küste der Insel Melville aufgefischt worden war, war ein Stück des vorderen Steven oder vielmehr jener Verzierung, der Gallion, die sich gewöhnlich am Vordertheile der Segelschiffe befindet. Dieses Holzstück war schon sehr verwittert, nicht weil es lange im Wasser gelegen hatte, sondern weil es den Einwirkungen der Luft ausgesetzt gewesen war. Daraus konnte man also schließen, daß es lange Zeit auf den Klippen lag, an denen das Schiff scheiterte, und daß es durch irgend eine Ursache – wahrscheinlich durch einen Sturm – losgerissen und mehrere Monate oder Wochen herumgeschwommen war, als es von dem »Californian« aufgefischt wurde. Was nun das Schiff anbelangt, war das wirklich der »Franklin«?… Ja, denn die Schnitzerei, die auf diesem Holze gefunden wurde, sah der ähnlich, die sich am Vordertheile des »Franklin« befand. Und wirklich verhielt es sich so. Das Stück Holz wurde nach San-Diego gebracht und man erkannte bald, daß es dem verschollenen Schiffe angehörte.
Jetzt konnte man auch der Ansicht des Capitän Ellis zustimmen: Da der »Franklin« im Südwesten von Celebes gesehen wurde, so mußte er einige Tage später durch die Meerenge der Sundainseln oder anderer, die sich gegen die See von Timor öffneten, schwimmen und so an die Küste von Australien gelangen.
Es war daher ganz gerechtfertigt, ein Schiff zur Erforschung der Sundainseln und der Nordküste von Australien auszusenden. Würde diese Fahrt von mehr Erfolg begleitet sein, als die zwischen den Philippinen und den Molukken? Man konnte es wohl hoffen.
Diesmal wollte Mrs. Branican selbst an der Fahrt theilnehmen, aber Mr. William Andrew, der Capitän Ellis und auch Zach Fren überzeugten sie schließlich – wenn auch mit Mühe – daß diese Fahrt sehr lange dauern und die Anwesenheit einer Frau nur störend einwirken würde.
Es ist selbstverständlich, daß Zach Fren als Hochbootsmann aufgenommen wurde, und der Capitän traf nun die letzten Anstalten, um sobald wie möglich abzufahren.
Dreizehntes Capitel.
Die Fahrt in die See von Timor.
Der »Dolly-Hope« verließ am 3. April 1882 den Hafen von San-Diego, und der Capitän nahm mehr eine Richtung nach Südwest, denn er wollte auf dem kürzesten Wege durch die Meerenge von Torres in die See von Arafoura kommen, jenseits deren das Bruchstück des »Franklin« gefunden worden war.
Am 26. April hatte man die Gilbertinseln in Sicht, welche in jenen Breitegraden zerstreut liegen, wo die Windstillen des Großen Oceans den Segelschiffen so lästig sind. Nachdem Capitän Ellis die zwei Inselgruppen Scarborough und Kingsmill seitwärts gelassen hatte, durchschnitt er die Inselgruppe Vanikoro.
Zweihundert Meilen weiter durchkreuzte der »Dolly-Hope« den Salomon-Archipel, der aus ungefähr einem Dutzend großer Inseln besteht. Er fuhr weiter und beeilte sich in die Meerenge von Torres zu kommen, da der Capitän nicht weniger ungeduldig war als Zach Fren, den Theil des Meeres von Arafoura zu erreichen, wo das Stück Holz gefunden wurde. Von hier aus sollten dann mit unermüdlicher Ausdauer die sorgfältigsten Nachforschungen angestellt werden, die vielleicht von Erfolg begleitet sein würden.
Einige Tage später, nachdem sie den Salomon-Archipel durchfahren hatten, gelangten sie an den Inseln Rossel, Trobriand und einer großen Anzahl Inselchen vorüber.
Nach dreiwöchentlicher Fahrt hatten sie Neu-Guinea in Sicht, dann das Cap York, die
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