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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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»Franklin« gescheitert… Hier hatten die Schiffbrüchigen einen Zufluchtsort gefunden… Hier waren sie gestorben…
    »Alle? fragte Mrs. Branican.
    – Alle!« erwiderte Ellis.
    Die Bestürzung war eine allgemeine, als der »Dolly-Hope« mit halb gehißter Flagge – zum Zeichen der Trauer für die Schiffbrüchigen des »Franklin« – in die Bucht von San-Diego einfuhr.
    Die zweite Fahrt hatte ungefähr ein Jahr gedauert und trotz der Anstrengungen der Bemannung hatte sie keinen anderen Erfolg, als daß sie alle Hoffnungen zerstörte. In der kurzen Zeit, welche Mrs. Branican und Mr. William Andrew an Bord des Schiffes verweilten, theilte ihnen Ellis seine Erlebnisse auf der Insel Browse mit. Obgleich Mrs. Branican erfuhr, daß kein Zweifel über den Untergang Johns und seiner Gefährten bestehen konnte, so bewahrte sie doch ihre Fassung. Sie weinte keine Thräne, sie stellte keine Frage. Da die Trümmer des »Franklin« auf dieser Insel gefunden wurden und keiner der Schiffbrüchigen am Leben geblieben war, was hätte sie noch zu fragen gehabt? Man würde ihr die ganze Fahrt später näher beschreiben; nachdem sie den Capitän Ellis und Zach Fren die Hand gedrückt hatte, setzte sie sich auf das Hintertheil des Schiffes und versank in tiefes Nachdenken; trotz so vieler Beweise wollte sie es nicht glauben, daß sie Witwe sei.
    Sie lud für Nachmittag den Capitän Ellis, Zach Fren und Mr. William Andrew in das Prospect-House ein, um einen ganz genauen Bericht über die Fahrt zu erhalten.
    Als ein Boot Mrs. Branican wieder ans Land setzte, machte die dicht gedrängte Menge der schwer geprüften Frau ehrerbietigst Platz.
    Gegen drei Uhr Nachmittags begaben sich Mr. William Andrew, Zach Fren und Ellis in das Prospect-House, wo sie sofort in den Salon geführt wurden, auf dessen Tisch eine große Karte der Gewässer von Nordaustralien ausgebreitet lag.
    »Herr Capitän, sagte Dolly, ich bitte mir über Ihre Fahrt zu berichten.«
    Und nun schilderte Ellis die ganze Reise, als wenn er sie aus dem Tagebuche läse, indem er nichts vergaß, nichts wegließ und sich manchmal an Zach Fren wendete, damit dieser seine Worte bestätige. Als er nun auf die Insel Browse zu sprechen kam, da mußte er Alles erzählen, was von Stunde zu Stunde, von Minute zu Minute vorgefallen war; und Mrs. Branican, stets unbeweglich und nur leicht mit den Händen zitternd, sah Alles vor ihren Augen, als wenn sie es selbst erlebt hätte: Die Landung des Capitäns und seiner Leute, die Besteigung des Felsens, die Auffindung der Messerklinge, die Spuren des Feldbaues, die Schiffstrümmer an den Klippen, die Höhle, welche die Ueberlebenden bewohnt hatten, die Entdeckung der vier Gräber, das Skelet des letzten dieser Unglücklichen am Fuße des Signalmastes, die Alarmglocke… in diesem Augenblicke erhob sich Dolly, als wenn sie diese Glocke in ihrem einsamen Hause gehört hätte…
    Der Capitän Ellis nahm aus seiner Tasche ein Medaillon, das durch Nässe sehr gelitten hatte und reichte es ihr. Eine halb verwischte Photographie Dollys enthielt dies Medaillon, welches sie John bei der Abfahrt des »Franklin« gegeben hatte und das in einem dunklen Winkel der Höhle gefunden wurde. Wenn dieses Medaillon bewies, daß John sich unter den fünf Schiffbrüchigen auf dieser Insel befand, folgte daraus, daß er auch einer jener war, die der Noth und den Entbehrungen zum Opfer gefallen waren?
    Die Karte der australischen Meere lag ausgebreitet auf dem Tische, jene Karte, vor welcher Dolly seit sieben Jahren so oft die Erinnerung an John wachgerufen hatte. Sie ersuchte den Capitän, ihr die Insel Browse zu zeigen, jenen kaum sichtbaren Punkt, den die Wirbelstürme des Indischen Meeres umbrausen.
    »Wäre man einige Jahre früher gekommen, fügte der Capitän hinzu, so hätte man vielleicht John und seine Gefährten noch lebend angetroffen…
    – Ja, vielleicht, sagte Mr. William Andrew, und dorthin hätte der »Dolly-Hope« auf seiner ersten Reise fahren sollen!… Aber wer hätte glauben können, daß der »Franklin« auf einer Insel des Indischen Oceans scheitern würde?
    – Das konnte man nicht, erwiderte der Capitän, nach der Route, welche er nehmen mußte, und er auch wirklich genommen hat, weil das Schiff im Süden der Insel Celebes gesehen worden ist… Der Capitän John, der seines Schiffes nicht mehr Herr war, wurde jedenfalls durch die Meerengen der Sundainseln in die See von Timor und bis zur Insel Browse getrieben.
    – Ja, und so mag es sich

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