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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Jahre 1870, erwiderte Tom Marix, sechzehn Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung von Südaustralien, beschlossen und sollte vom Süden bis zum Norden des Continents, zwischen Port Adelaïde und Port Darwin, reichen. Die Arbeiten wurden so rasch in die Hand genommen, daß die Linie im Jahre 1872 fertig war.
    – Mußte man zu diesem Zwecke nicht den ganzen Continent in dieser Richtung untersuchen?
    – Gewiß, und zwar verdanken wir diese Leistung einem unserer größten Forschungsreisenden, Stuart, der von 1860 bis 1861 diesen Weg genommen hat.
    – Wer ist der Erbauer dieser Linie?
    – Ein ebenso kühner wie tüchtiger Ingenieur Namens Todd, der Generalpostmeister von Adelaïde, einer unserer Mitbürger, den Australien verehrt, wie er es auch verdient.
    – Hat er hier das nothwendige Material gefunden?
    – Nein, Mistreß, erwiderte Tom Marix, er mußte die Isolatoren und die Drähte von Europa bringen lassen. Jetzt wäre freilich die Colonie im Stande, Alles für jedes beliebige industrielle Unternehmen zu liefern.
    – Haben denn die Eingebornen diese Anlagen nicht zu zerstören versucht?
    – Sie thaten im Anfange noch mehr. Sie vernichteten nämlich das Material, und so kamen denn auf einer Strecke von eintausendachthundertfünfzig Meilen fortwährende Kämpfe vor, die zuletzt doch lästig fielen und das ganze Unternehmen gefährdeten. Da kam denn Todd auf eine wahrhaft geniale Idee. Nachdem er sich einiger Häuptlinge bemächtigt hatte, ließ er ihnen mehrere heftige elektrische Schläge zukommen, worüber sie so entsetzt waren, daß ihre Kameraden nicht mehr wagten, sich den Arbeitern und dem Material zu nähern. So konnte die Linie vollendet werden und fungirt jetzt ganz regelmäßig.
    – Wird sie nicht von der Polizei bewacht? fragte Mrs. Branican.
    – Von der Polizei nicht, wohl aber durch Schwarze, die im Dienste der Gesellschaft stehen.
    – Kommt diese Privatpolizei nie in die mittleren und östlichen Landestheile?
    – Nie oder wenigstens sehr selten, Mistreß, da es so viel in den bewohnten Districten zu thun giebt.
    – Wieso ist es denn Niemand eingefallen, diese schwarze Polizei den Indas auf die Spur zu schicken, als man erfuhr, daß der Capitän Branican von ihnen gefangen gehalten würde… und das seit fünfzehn Jahren?
    – Sie vergessen, Mistreß, daß weder wir noch Sie etwas davon wußten und es erst nach der Auffindung Harry Felton’s bekannt wurde!
    – Das ist richtig, erwiderte Dolly, seit einigen Wochen!
    – Ich weiß übrigens, fuhr Tom Marix fort, daß die schwarze Polizei den Befehl erhalten hat, die Gegenden von Tasman-oder Dampierland zu durchstreifen, und daß eine starke Abtheilung dahin gesendet werden soll; aber ich fürchte….
    Tom Marix hielt inne. Mrs. Branican bemerkte nicht sein Zögern.
    So sicher wie Tom Marix seine übernommenen Pflichten bis zu Ende führen wollte, sah er doch keinen Erfolg von der ganzen Expedition, denn er wußte, wie schwer diese Nomadenvölker zu erreichen sind. Auch konnte er weder das blinde Vertrauen der Mrs. Branican, noch die Ueberzeugung Zach Fren’s, noch die Zuversicht Godfreys theilen; doch wollte er, das müssen wir nochmals wiederholen, seine Pflicht thun.
    Am 15. September lagerte die Karawane bei dem Dorfe Boorloo, wo die telegraphische Linie fast in rechtem Winkel gegen Westen abbiegt. In der Entfernung von ungefähr zwölf Meilen übersetzt sie den Cabanna, was wohl den ehernen Fäden auf den Pfählen ein leichtes war, nicht aber einer Karawane. Man mußte daher eine Furt suchen, die der junge Matrose schnell entdeckte, indem er kühn in den reißenden Fluß sprang.
    Am 20. September kam die Karawane nach Emerald-Spring, nachdem sie oft Wälder mit Bäumen in einer Höhe von zweihundert Fuß durchzogen hatte. So sehr Dolly an den Reichthum der Wälder von Californien aus gewohnt war, so hätte sie doch diese großartige Vegetation bewundern müssen, wenn ihre Gedanken nicht immer in jener Einöde gewesen wären, wo die sandige Düne kaum einiges magere Gestrüpp hervorbringt.
    Tom Marix kannte das Land sehr gut, und Mrs. Branican hätte keinen besseren Führer finden können, der sich mit so viel Eifer und Einsicht der Sache widmete.
    Tom Marix fand aber auch in dem jungen Godfrey eine kräftige und entschlossene Stütze und er mußte sich oft über den Eifer dieses vierzehnjährigen Knaben wundern. Godfrey erklärte, wenn es nothwendig wäre, so wolle er allem in das Innere vordringen. Kräftig für sein Alter,

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