Mistreß Branican
Strapazen aller Art zu trotzen.
»Sie wissen wohl nicht, Mrs. Branican, sagte Zach Fren, daß wir schon auf dem Wege nach Alice-Spring überholt sind?
– Ueberholt, Zach?
– Ja, Mistreß. Erinnern Sie sich nicht mehr an jenen Engländer und dessen chinesischen Diener, die mit uns auf dem Schiffe nach Adelaïde fuhren?
– In der That, erwiderte Dolly. Doch sind sie nicht in Adelaïde zurückgeblieben?
– Nein, Mistreß. Vor drei Tagen kam Jos Meritt – so heißt dieser Engländer – mit der Eisenbahn in Farina an. Er fragte mich nach den Einzelheiten unsrer Expedition und nach dem Wege, den sie nehmen würde; er antwortete nur: »Gut!… O!… Sehr gut!« während sein Chinese mit dem Kopf schüttelte und zu sagen schien: »Schlecht!… O!… Sehr schlecht!« Am folgenden Tage brachen sie frühzeitig auf und schlugen die Richtung gegen Norden ein.
– Wie reisen sie? fragte Dolly.
– Zu Pferd; aber von der Station Alice-Spring werden sie, wie man sagt, ihr Dampfschiff mit einem Segelschiffe vertauschen… was auch wir thun werden.
– Ist dieser Engländer ein Forschungsreisender?
– Danach sieht er mir nicht aus. Er scheint vielmehr von einer fixen Idee besessen zu sein.
– Hat er nicht gesagt, warum er sich in diese Wüste wagt?
– Kein Wort, Mistreß. Nichtsdestoweniger glaube ich, daß er sich mit dem Chinesen nicht einer Gefahr wird aussetzen wollen. Nun, ich wünsche ihm eine glückliche Reise.
– Vielleicht werden wir mit ihm in Alice-Spring zusammentreffen.«
Am folgenden Tage, dem 11. März, um fünf Uhr Nachmittags waren alle Vorbereitungen vollendet. Die Wagen waren voll von all dem Nothwendigen für die lange Reise.
Da waren Fleisch-und Gemüseconserven von den besten amerikanischen Marken, Mehl, Thee, Zucker, Salz, ohne die Medicamente zu rechnen, welche die Apotheke enthielt. Mehrere Fäßchen enthielten Wein, Rum und Branntwein. Auch sehr viel Tabak war vorhanden, der weniger für den ausschließlichen Gebrauch der Männer, als für den Tauschhandel mit den Eingebornen berechnet war, bei denen derselbe so viel wie klingende Münze ist. Mit Tabak und Branntwein würde man ganze Stämme des westlichen Australiens kaufen können. Mehrere große Rollen Tabak und viele andere nützliche Gegenstände bildeten einen besonderen Theil des Gepäcks, da sie als Lösegeld für den Capitän John bestimmt waren. Auf den Ochsenwagen befanden sich Zelte, Decken, Kisten mit Kleidern und Wäsche, die nothwendigen suchen für Mrs. Branican und ihre Dienerin Harriette, die Effecten Zach Fren’s, Küchengeräthe, Petroleum zum Kochen, Munition für die Jagd und für die Feinde.
So brauchte denn nur das Signal zum Aufbruche gegeben zu werden. Mrs. Branican, voll Ungeduld, setzte den Aufbruch für den nächsten Tag fest, und es wurde beschlossen, bei Sonnenaufgang Farina zu verlassen und die Richtung gegen Norden längs der Telegraphenlinie einzuschlagen.
Um neun Uhr Abends begaben sich Dolly und ihre Dienerin Harriette mit Zach Fren nach einer nochmaligen Prüfung der Vorräthe in das Haus, das sie neben dem Bahnhofe bewohnten. Sie schlossen die Thüre und wollten sich eben auf ihr Zimmer zurückziehen, als draußen geklopft wurde. Zach Fren öffnete die Thür und prallte überrascht zurück.
Draußen stand der junge Matrose vom »Brisbane«, ein kleines Bündel unter dem Arm, den Hut in der Hand.
In der That, es schien, als ob Mrs. Branican errathen hätte, daß er es war… Ja, ja, und wie soll man sich das erklären?… Obgleich sie nicht darauf gefaßt war, den Knaben zu sehen, so hatte sie doch immer gedacht, daß er versuchen würde, sich ihr zu nähern… Wie dem auch immer sein möge, bevor sie ihn noch erblickte, rief sie Godfrey.
Eine halbe Stunde zuvor war Godfrey mit dem Zug von Adelaïde angekommen.
Einige Tage vor der Abfahrt des Postdampfers hatte er von dem Capitän seine Löhnung verlangt und das Schiff verlassen. Wie oft befand er sich nicht bei dem Hôtel, wo Mrs. Branican wohnte! Wie oft folgte er ihr nach, ohne zu versuchen, sie anzusprechen! Uebrigens wußte er, daß Zach Fren nach Farina aufgebrochen sei, um eine Karawane zu organisiren; sobald er erfahren hatte, daß auch Mrs. Branican Adelaïde verlassen hatte, fuhr er mit der Eisenbahn nach.
… wurde von Zach Fren und seinen Gefährten begeistert empfangen. (S. 213.)
Was wollte denn Godfrey?
Godfrey wurde in das Haus geführt und stand bald Mrs. Branican gegenüber.
»Sie sind es… mein Kind, Sie,
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