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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verlassen. Australien schien ihm ein günstiges Feld zu sein, wo es noch etwas zu »machen« gebe, bevor er seinen letzten Dollar ausgegeben hätte.
    Jane, die unter der unumschränkten Herrschaft ihres Mannes stand, hatte nicht die Kraft, ihm entgegenzutreten; Mrs. Branican, ihre einzige Verwandte, wahnsinnig; Capitän John todt, und es war über sein Schicksal kein Zweifel mehr… der »Franklin« war mit Mann und Maus untergegangen. Nichts konnte daher Jane ihrem traurigen Schicksale, dem sie Len Burker entgegenführte, entreißen und sie mußte unter solchen Umständen mit nach Australien auswandern.
    Beide kamen in Sydney an und hier verwendete Len seine letzten Hilfsquellen zu neuen Betrügereien, die er aber mit größerer Schlauheit verübte, als in San-Diego. Dann ließ er sich in gewagte Speculationen ein, bei denen er das ganze Geld wieder verlor, das er bei seinen unehrlichen Gebahrungen im Anfange »verdient« hatte.
    Achtzehn Monate nach seiner Flucht von San-Diego mußte er auf gleiche Weise Sydney verlassen und sein Glück an einem anderen Orte suchen. Doch dieses war ihm auch in Brisbane nicht mehr hold; er flüchtete sich von neuem und begab sich in die entlegensten Districte von Queensland.
    Jane folgte ihm und mußte die schwersten Arbeiten verrichten, um nur die nothwendigsten Bedürfnisse bestreiten zu können. Gemartert und gepeinigt von dieser Mulattin, die noch immer der böse Geist Len Burker’s war, wollte die Unglückliche oft entfliehen, oft ihrem elenden Dasein ein Ende bereiten. Das war sie aber bei ihrem schwachen, unentschlossenen Charakter nicht im Stande. Ein armer Hund, der Schläge erhält und das Haus nicht zu verlassen wagt!
    Um diese Zeit las Len Burker in den Zeitungen von den Versuchen, die Ueberlebenden des »Franklin« aufzufinden. Die zwei Fahrten des »Dolly-Hope«, welche auf die Initiative der Mrs. Branican hin unternommen wurden, erklärten ihm die ganze Sachlage: 1. Daß Dolly wieder ihre Vernunft erlangt hatte, 2. daß sie das ungeheure Vermögen, welches sie von ihrem Onkel Edward Starter geerbt hatte, für diese beiden Unternehmungen verwende. Er erfuhr auch den Mißerfolg dieser Fahrten und die Gewißheit, daß der letzte Ueberlebende des »Franklin« auf der Insel Browse gestorben sei.
    Zwischen dem Vermögen Dollys und Janes, ihrer einzigen Erbin, stand kein Kind, kein Gatte mehr, und so große Schicksalsschläge mußten ihre Gesundheit erschüttert haben. Das sagte sich Burker. Aber was konnte er versuchen? Die Verbindung mit Mrs. Branican wieder aufzunehmen war unmöglich. Sie durch Vermittlung Janes um Hilfe anzuflehen, traute er sich nicht, da er verfolgt wurde und bei dieser Gelegenheit leicht verhaftet werden konnte. Wenn aber Dolly starb, durch welches Mittel konnte er verhindern, daß die Erbschaft Jane – vielmehr ihm – nicht entgehe?
    Wir wissen noch, daß ungefähr sieben Jahre seit der zweiten Aussendung des »Dolly-Hope« verflossen waren, als durch die Auffindung Harry Felton’s die Katastrophe des »Franklin« wieder zur Frage gestellt worden war.
    Während dieser Zeit wurde die Lage Len Burker’s noch elender als sie schon war. Da er auf seiner verbrecherischen Laufbahn ohne jeden Erfolg noch weiter schritt, so hatte er nicht einmal mehr ein Heim, und Jane sah sich dem Elende eines Nomadenlebens ausgesetzt.
    Die Mulattin Nô war gestorben; aber Mrs. Burker brachte der Tod dieser Peinigerin, deren Einfluß auf ihren Gatten so verderblich war, keine Erleichterung. Da er jetzt auf seiner Laufbahn keine Gefährtin mehr hatte, so zwang er seine Frau, ihm in jene Länder zu folgen, wo die Verbrechen so häufig unbestraft bleiben. Nach Erschöpfung der Goldminen in der Provinz Victoria und nach dem Fortzuge der Tausende von Goldsuchern, wurde dieses Land von einer Masse Menschen überfluthet, die sich wenig um die Gesetze kümmerten. So hatte sich bald eine Classe jener gefürchteten Wegelagerer gebildet, die in den Districten Australiens unter dem Namen »Larrikins« bekannt sind.
    Solchen Leuten schloß sich Len Burker an, als er wegen der Verfolgungen keine Stadt mehr betreten konnte, und je mehr er in die entlegeneren, der Polizei fern liegenden Gegenden kam, desto mehr wurde er ein Freund jener herumziehenden Verbrecher, die unter dem Namen »Bushrangers« bekannt sind und die bis heute noch nicht verschwanden. Auf einer solch niedrigen Stufe befand sich Len Burker! An wie viel Plünderungen, Eisenbahnüberfällen und Verbrechen aller Art er

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