Mistreß Branican
Erfolg haben werden wie David Lindsay…
– Ja, wir werden Erfolg haben, sagte Mrs. Branican.
– Niemand zweifelt daran«, fügte Zach Fren hinzu.
Es schien nicht unwahrscheinlich, daß Len Burker David Lindsay begegnet habe, was auch Jane Burker bestätigte, doch wenn Dolly ihn gefragt hätte, für welches Haus in Brisbane er damals reiste, so wäre er durch diese Frage vielleicht in Verlegenheit gekommen.
In den Stunden, die Mrs. Branican und ihre Gefährten am Ufer des Finke-River zubrachten, erhielt man indirecte Nachrichten über den Engländer Jos Meritt und Gîn-Ghi, seinen chinesischen Bedienten. Beide waren der Karawane ungefähr um zwölf Meilen voraus. Man erfuhr nämlich von den Eingebornen, daß sich dieser famose Hutsammler vor fünf Tagen mit seinem Bedienten in dem Dorfe Kilna, ungefähr eine Meile von der Station entfernt, aufgehalten habe.
Kilna zählt einige hundert Schwarze – Männer, Frauen und Kinder – welche in unförmlichen Hütten aus Rinde wohnen. Diese Hütten heißen in australischer Sprache »Villums«, und wir können nicht umhin, auf die Aehnlichkeit dieses Wortes mit dem französischen »
ville
« und dem englischen »
village
« aufmerksam zu machen.
Diese Eingeborenen, von denen einige einen bemerkenswerthen Typus haben und die meist kräftig und von unermüdlichem Temperamente sind, verdienen näher ins Auge gefaßt zu werden. Meistentheils haben sie vorspringende Augenbrauen, dichtes, gekräuseltes Haar, eine kleine Stirn, große Nasenlöcher und großen Mund mit starkem Gebiß.
Woher stammen diese Eingebornen des fünften Welttheiles? Existirte wirklich einmal – wie es mehrere Gelehrte behaupten – ein Continent im Stillen Ocean, von dem nur noch die Bergesspitzen als Inseln über dem großen Wasser übriggeblieben sind? Sind diese Australier Nachkommen jener zahlreichen Rassen, die diesen Continent in uralten Zeiten bewohnten? Solche Theorien dürften wahrscheinlich nur Hypothesen bleiben. Doch wenn diese Erklärung zugelassen wird, müßte man daraus den Schluß ziehen, daß dieses autochthone Geschlecht sowohl in physischer, als auch in moralischer Beziehung entartet ist. Die Australier sind wild geblieben und stehen durch ihre Menschenfresserei – wenigstens einige Stämme – auf der niedrigsten Culturstufe. In einem Lande, wo es keine Löwen, Tiger und Panther giebt, vertreten sie wegen ihres Cannibalismus diese wilden Thiere. Sie bebauen nicht den undankbaren Boden, entbehren der nothwendigsten Hausgeräthe und haben nur rohe Waffen, wie die Lanze, die Axt »Nolla-nolla«, eine Art Keule aus sehr hartem Holze, und den berühmten »Boomerang«, jenes Wurfgeschoß, das, von kräftiger Hand geschleudert, wieder zurückfliegt, kurz, die Australier sind Wilde im vollsten Sinne des Wortes.
Solchen Menschen hat die Natur auch die passende Frau gegeben, die »Lubra«, die wegen ihres kräftigen Körperbaues die Strapazen des Nomadenlebens ertragen und die härtesten Arbeiten verrichten kann. Diese unglücklichen Geschöpfe sind schon mit fünfundzwanzig Jahren alt und häßlich.
Nun – würde man es glauben? – diejenigen, welche mit den europäischen Colonien in Berührung stehen, beginnen den europäischen Moden zu folgen. Ja, sie wollen Kleider mit Schleppen! Sie wollen Hüte mit Federn darauf! Die Männer sind in der Wahl ihrer Kopfbedeckung nicht weniger eigen und geben Alles hin, um dieser Neigung zu huldigen.
Ohne allen Zweifel kannte Jos Meritt die interessante Forschungsreise Carl Lumholtz’ in Australien. Wie sollte er sich auch den Marsch dieses kühnen Norwegers nicht gemerkt haben, der sich ein halbes Jahr bei den wilden Cannibalen des Nordwestens aufgehalten hat? Der Reisende berichtet:
»Ich begegnete unterwegs meinen zwei Eingebornen… Sie waren sehr schön: Der eine kam im Hemde daher, der andere hatte einen Frauenhut auf. Diese Kleidungsstücke, die von Australnegern sehr geschätzt sind, gehen von Stamm zu Stamm, von denen, die den europäischen Colonien am nächsten wohnen, bis zu denen, die mit den Weißen nie in Berührung kommen. Mehrere meiner Leute (Eingeborne) borgten sich einen Hut und setzten ihn stolz einer nach dem anderen auf. Einer derselben, der vor mir im Adamscostüm ging und unter der Last meines Gewehres schwitzte, sah von rückwärts in diesem Frauenhute komisch genug aus. Welche Stürme mochte dieser Hut auf dem langen Wege von den Europäern bis zu den Wilden durchgemacht haben!«
Das wußte Jos Meritt und vielleicht
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