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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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fand er auf dem Kopfe eines Häuptlings der westlichen oder nordwestlichen Stämme diesen unschätzbaren Hut, dessen Erwerbung ihn schon einmal bei den Menschenfressern des Continentes von Australien in Lebensgefahr gebracht hatte. Da er bei den Stämmen von Queensland keinen Erfolg hatte, so konnte er einen solchen vielleicht bei den Eingebornen von Kilna erzielen; das war der Grund, weshalb er jetzt seine abenteuerlichen Wanderungen durch die Wüste von Centralaustralien fortsetzte.
    Am 13. October gab Tom Marix bei Sonnenaufgang das Zeichen zum Aufbruch, und die Karawane nahm ihre gewöhnliche Ordnung ein. Dolly fühlte sich glücklich, Jane bei sich zu wissen, und Jane war es ein großer Trost, Mrs. Branican wieder gefunden zu haben. Sie saßen in dem Buggy allein und konnten so recht nach Herzenslust ihre Gefühle austauschen. Warum wagte Jane nicht, ihr Versprechen gegenüber Len Burker zu brechen? Wenn sie Zeuge war der mütterlichen und kindlichen Liebe, die jeden Augenblick durch eine Handbewegung oder durch einen Blick zwischen Dolly und Godfrey zum Ausdrucke kam, da schien es, als wolle ihr das Geheimniß entschlüpfen… Aber sie erinnerte sich an die Drohungen Len Burker’s, und aus Furcht, den jungen Matrosen ins Verderben zu stürzen, trug sie bei dem Austausch dieser Liebesbezeugungen eine Gleichgiltigkeit zur Schau, die Dolly mit Kummer bemerkte.
    Wir können uns leicht vorstellen, was sie litt, als Dolly eines Tages zu ihr sagte:
    »Du wirst es begreiflich finden, Jane, daß ich bei dieser Aehnlichkeit und den eigenthümlichen Gefühlen, die mich zu diesem Kinde hinzogen, schließlich glaubte, daß mein Kind nicht ertrunken sei, und daß es weder Mr. Andrew, noch ein anderer meiner Freunde gewußt habe… Deshalb dachte ich, daß Godfrey unser Sohn sei… Aber nein!… Der arme kleine Wat schläft auf dem Friedhofe von San-Diego!
    – Ja… Dort haben wir ihn begraben, liebe Dolly, erwiderte Jane. Dort ist sein Grab inmitten von Blumen!
    – Jane!… Jane!… rief Dolly, da Gott mir mein Kind nicht zurückgegeben hat, so möge er mir seinen Vater… möge er mir John zurückgeben!«
    Am 15. October um sechs Uhr Abends ließ die Karawane den Berg Humphries hinter sich und hielt am Ufer des Palmes-Creek, eines Nebenflusses des Finke-River. Da er wegen der heißen Jahreszeit fast ganz ausgetrocknet war, so konnte man leicht übersetzen, wie man dies bei dem Hughes-Creek nach drei Tagen ebenfalls that.
    In dieser Richtung zogen sich die Drähte der Overland-Telegraf-Line wie die Fäden der Ariadne von Station zu Station dahin. Man stieß hie und da auf einige Häusergruppen, seltener auf Farmen, wo Tom Marix für schweres Geld frisches Fleisch kaufte. Godfrey und Zach Fren gingen stets auf Recognoscirung aus, und die Farmer gaben ihnen bereitwilligst Auskunft über die Nomadenstämme, die diese Gegenden durchzogen. Hatten sie nichts von einem Weißen gehört, der von den Indas des Nordens oder Westens gefangen gehalten wurde? Stets ein trostloses Nein! Sie fanden nicht die geringste Spur, welche sie auf die Fährte des Capitän John gebracht hätte, und mußten sich daher beeilen, nach Alice-Spring zu kommen, von dem sie kaum noch achtzig Meilen entfernt waren.
    Vom Hughes-Creek an wurde der Weg beschwerlicher, so daß man nur langsam vorwärts kam. Enge Schluchten mit kleinen Gewässern hielten sie oft auf; Tom Marix und Godfrey suchten immer die besten Durchgänge, welche die Reiter und auch die Buggys oft bequem passiren konnten. Etwas anderes war es mit den Lastwagen, die nur mit den größten Anstrengungen hindurchgebracht werden konnten. Da man auch einen Achsen-oder Räderbruch vermeiden mußte, um nicht mit der Reparatur aufgehalten oder gar zur Zurücklassung des Wagens gezwungen zu werden, so wurden solche Hindernisse womöglich umgangen.
    Am 19. October kam die Karawane in jenes Gebiet, wo die telegraphische Linie nicht mehr gerade fortging, was übrigens die Beschaffenheit des Bodens schon allein bedingte.
    An einigen Stellen dieser Gegenden gab es zahlreiche Känguruhs, welche die Weißen nur aus Vergnügen jagen, denn man müßte ein Neger sein, um ihr Fleisch genießbar zu finden. Tom Marix und Godfrey gelang es nur, zwei oder drei Paare dieser schnellen Thiere zu erreichen, die wie ein Pferd im Galopp dahinlaufen. Wir müssen nach hinzufügen, daß der Schweif dieser Känguruhs eine ausgezeichnete Suppe gibt, die Jedem beim Nachtmahle recht gut schmeckte.
    Diese Nacht war unruhig, da

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