Mit 11 erobert man die Welt
Gepäck vorausgegangen. Celia steckte ihre Nase neugierig in die Tüte
mit den Geschenken, die Katja in der Hand trug.
„Hast du mir auch was mitgebracht?“ erkundigte sie sich lauernd. „Das, was ich mir gewünscht habe?“
„Ich habe euch allen was mitgebracht. Aber das gibt’s erst, wenn wir angekommen sind. Damit die Spannung noch ein bißchen größer wird“, erklärte Katja. Und seufzend dachte sie: Kein Zweifel, ich bin wieder zu Hause.
Dreizehn Striche am Türpfosten
Mami hatte Katjas Lieblingskuchen gebacken. Außerdem hatte sie ihr eine Schale mit leuchtend bunten Primeln ins Zimmer gestellt, einen fröhlichen Frühlings-
grüß im Winter, wie sie sagte. Daneben stand ein Teller mit Süßigkeiten. Und auf Katjas Schreibtisch lag eine Liste mit den Namen all der Freunde, die inzwischen angerufen hatten, um sich nach ihrer Rückkehr zu erkundigen.
Als sie jetzt alle bei Tee und Kuchen im Wohnzimmer um den großen Tisch saßen, sie mit Fragen bedrängten und atemlos vor Spannung ihren Erzählungen lauschten, fand Katja es doch sehr schön, wieder zu Hause zu sein.
Als sie ihr Erlebnis mit dem Dieb geschildert hatte, machte sie eine kunstvolle Pause.
„Bevor ich weitererzähle, muß ich euch erst etwas geben“, sagte sie und wandte sich der großen Tüte mit den Geschenken zu, die sie neben sich auf den Boden gestellt hatte. Stück für Stück wurden nun die Päckchen verteilt. Für Papi die schicke Krawatte und ein Stück seiner Lieblingsseife, die es nur in Kanada gab. Für Mami eine Bluse mit passendem Seidenschal aus der Boutique, für die sie früher gearbeitet hatte; außerdem ein paar Gewürze, die es in Deutschland nicht zu kaufen gab. Für Celia hatte sie einen Hausanzug in Pink besorgt, mit einer großen weißen Katze darauf, außerdem einen Kasten mit bunten Perlen und weiterem Zubehör, um Modeschmuck zu basteln. Und für die Brüder gab es Matchbox-Autos und kanadische Bilderbücher.
„Liebling! All diese Sachen, das ist doch viel zu teuer!
Haben dir Simonsons auch noch Geld geschenkt?“ fragte Mami beklommen.
„Keine Sorge!“ Katja grinste vergnügt. „Ihr müßt meine Geschichte weiter hören...“
Nun erzählte sie von der Belohnung, die sie für die Ergreifung des Diebes bekommen hatte, und auch die Zeitungsartikel wurden herumgereicht. Dann schilderte sie die Fahrt, das herrliche Ferienhaus der Simonsons, das Ski-Vergnügen und das Erlebnis mit den vermeintlichen Wölfen. Mit Genugtuung bemerkte sie, wie die Augen der ldeinen Brüder sich angstvoll weiteten und sie den Atem anhielten vor Spannung. Und sie schmückte ihre Schilderung entsprechend aus.
„Ich spürte, wie alles Gefühl aus meinen Fingern wich, wie ich mit den Füßen vom Baumstamm abrutschte. Ich merkte, im nächsten Augenblick mußte ich runterfallen. Und dann würden mich die Wölfe zerreißen...“ Die Zwillinge schrien auf.
„Da rasten sie unter mir vorbei“, fuhr Katja fort. „Es waren Hundegespanne, die drei Schlitten zogen! Susan hatte das in der Dämmerung nicht erkennen können. Sie hatte nur die Wolfsgesichter mit den weit aufgerissenen, hechelnden Schnauzen gesehen!“
Die Spannung löste sich in befreiendem Gelächter. Nun erzählte Katja von dem Besuch bei Lilian Bergman, von ihrem Tag in Toronto und schließlich von dem Höhepunkt ihrer Ferien - der Vorführung des Balletts ,Schwanensee’.
„Und da schloß sie ihren Bericht und sprang auf, um der nun folgenden Mitteilung an die Familie den nötigen Nachdruck zu verleihen, „habe ich sofort gewußt: Ich muß Tänzerin werden. Morgen werde ich mir eine Ballettschule suchen.“
Mami, Papi und die Geschwister sahen Katja an, als hätten sie kein Wort verstanden.
„Ballettschule?“ fragte Mami schließlich. „Ja, hast du denn noch soviel Geld übrig?“
„N...nein, nicht mehr so sehr viel“, gestand Katja ein. „Aber Mami, es ist wirklich wahnsinnig wichtig für mich! Ich muß einfach tanzen!“
„Aha“, sagte Papi und sah nicht sehr intelligent dabei aus. „Und wie willst du das machen?“
„Das werde ich schon rausfinden. Ich werde mir eben nie mehr was anderes zum Geburtstag und zu Weihnachten wünschen als Ballettstunden. Und ich kann Babysitten und Nachhilfe in Englisch geben, und...“
„Also, ich schlage vor, darüber reden wir morgen in aller Ruhe.“ Mami stand auf und räumte die Teetassen und Teller zusammen, die seit Stunden auf dem Tisch standen. „Es ist spät geworden, Kinder, laßt uns Abendbrot
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